Ökologisch arbeitende Weinbauern setzen nicht auf einzelne Maßnahmen. Die Summe all ihrer Aktivitäten wirkt nachhaltig und ökologisch und hilft den Reben gesund zu bleiben.
Die biologisch-organischen und biodynamischen Anbauverbände und die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau verbieten den Einsatz von synthetischen Insektiziden, Fungiziden sowie Unkrautbekämpfungsmitteln in Bio-Weinbergen. Synthetische Düngemittel sind ebenfalls tabu. Biologisch wirtschaftende Winzer wollen das Ökosystem Weinberg schützen und nutzen. Sie brauchen gesunde Trauben in ihren Anlagen, um stabile, wohlschmeckende Weine zu produzieren. Ist das ein Widerspruch? Oder funktioniert das in der Realität? Ein Betrieb, der biologisch wirtschaften will, ist zunächst für drei Jahre ein sogenannter Umstellungsbetrieb. In dieser Zeit arbeitet der Winzer schon vollständig nach biologischen Richtlinien, damit sich das Ökosystem Weinberg entwickeln kann. Sie bringen organischen Dünger aus und schützen Nützlinge. Wichtig sind auch Laubarbeiten, angepasste Bodenarbeiten und der Einsatz schützender und stärkender Brühen und Tees aus Schafgarbe, Schachtelhalmen oder Brennnesseln. Biodynamisch wirtschaftende Betriebe setzen zusätzlich spezielle Präparate wie Hornkiesel oder dynamisierten Kuhmist zu exakt bestimmten Zeitpunkten ein.
Durch Laubarbeiten sorgen die Bio-Winzer für luftige, gut besonnte Rebanlagen. Hier können Blätter und Trauben nach Niederschlägen schnell abtrocknen und bieten den Pilzsporen somit wenig Angriffsfläche.
Auch seine Rebsorten muss der Ökowinzer sinnvoll auswählen. Weil praktisch alle traditionellen Rebsorten mehr oder minder gegen Mehltaukrankheiten anfällig sind, ergänzen immer mehr Bio-Winzer ihre klassischen Sorten mit sogenannten Piwis. Das sind neu gezüchtete, pilzwiderstandsfähige Reben. Ob Piwi oder klassische Sorten – die Bio-Weine müssen vor allem schmecken. Die naturnahe Herstellung hilft den Bio-Winzern, Frucht und Säure in ihren Weinen gut auszubalancieren und häufig überraschen diese durch vielfältige Aromen, in denen sich ihre Herkunft spiegelt.
Seit 2012 hat die EU ihre Rechtsvorschriften für den Anbau von Biotrauben um ökologische Regelungen für den Ausbau der Weine im Keller ergänzt. Deshalb darf nun offiziell der Begriff „Biowein“ auf den Flaschen stehen.
PIWI - pilzwiderstandsfähige Rebsorten
Schon seit über 100 Jahren versuchen Züchter die empfindlichen europäischen Reben mit reblaustoleranten und pilzresistenten amerikanischen zu kreuzen. Durch Rückkreuzungen mit europäischen Sorten verbesserten sie im Laufe der Jahre den zunächst wenig überzeugenden Geschmack und erreichten 1996 eine Klassifizierung und Zulassung durch die Europäische Union. Diese neuen, pilzwiderstandsfähigen Sorten brauchen weniger Pflanzenschutz gegen Peronospora und Oidiun.
Zuchtarbeiten: manuelle Kastration (oben) und Eintüten des Gescheins (unten).