Spanien: Wein in allen Preissegmenten

Schon die Phönizier und Katharger betrieben in Spanien Weinbau, bevor die Römer ihn dann endgültig in Südspanien etablierten. Dass Spanien im Mittelalter nicht zur großen Weinbau-Nation avancierte, war dem islamischen Mauren-Regime zu verdanken, durch das ab dem 7. Jahrhundert der Weinbau in Spanien stillstand. Erst im 15. Jahrhundert etablierte sich der Weinbau dank der Sherry-Produktion für die Briten wieder. Der eigentliche Durchbruch für Spanien-Weine kam dann aber erst Ende des 19. Jahrhunderts, als die Reblaus die französischen Weinberge vernichtete - und die Spanier mit ihren Gewächsen in die Bresche sprangen.

Seitdem hat sich beim spanischen Wein enorm viel getan. Massenproduktion und Wein-Ikonen gehen hier Hand in Hand. Der Fasswein-Handel spielt eine ebenso große Rolle wie der Export in die ganze Welt. Große Genossenschaften leben in friedlicher Nachbarschaft mit sehr vielen sehr kleinen Bodegas, die nur klitzekleinen Mengen erzeugen. Schauen wir uns das Weinland mit seinen Kontrasten mal genauer an.

Spanien-Wein: Klima und Geografie

Generell lässt sich Spanien aufgrund des unterschiedlichen Klimas in drei großräumige Zonen einteilen. An der Nord- und Nordwestküste herrscht ein durch den Atlantik geprägtes gemäßigt maritimes Klima. Hier findet man vor allem Weißweine. An der Ostküste dominiert ein warmes mediterranes Klima, das vom Mittelmeer beeinflusst wird. Der Bereich erstreckt sich von Katalonien im Norden bis zur Levante im Süden. Hier sind aber auch die unterschiedlichen Höhenlagen beim Weinbau entscheidend. Fehlt nur noch das heiße kontinentale Klima, das am Zentralmassiv vorherrscht. Hier, auf dem Hochplateau in der Mitte Spaniens, sind die Sommer besonders heiß und die Winter bitterkalt. Ein Großteil der Massenweine stammt von hier - aber eben auch ein paar Wein-Ikonen.

Weinanbaugebiete in alphabetischer Reihenfolge

• Andalusien
• Aragonien
• Asturien
• Autonome Gemeinschaft Madrid
• Balearen
• Baskenland
• Extremadura
• Galicien
• Kanarische Inseln
• Kantabrien
• Kastilien-La Mancha
• Kastilien und León
• Katalonien
• Murcia
• Navarra
• Rioja
• Valencia

Innerhalb der Anbaugebiete befinden sich in der Regel Subregionen, die oft bekannter sind als die Regionen, in denen sie sich befinden. Bestes Beispiel ist da etwa Kastilien und León, wo man die geschützten Ursprungsbezeichnungen Biers, Ribera del Duero oder auch Rueda oder Toro findet. Ausnahme ist indes die Rioja. Auch diese Region ist untergliedert, strahlt seit Jahrzehnten aber in Gänze, wenn es um Spanien-Weine geht. Letztlich ist das System mit den Herkunftsangaben recht ähnlich zum Appellationssystem in Frankreich. Deswegen werfen wir jetzt einen Blick auf die dahingehenden Gesetze.

Spanien: Gut zu wissen

Spanisches Weingesetz und die Ursprungsbezeichnung

• Vino de Mesa: Hierbei handelt es sich um den spanischen Tafelwein. Die Trauben dafür dürfen aus dem ganzen Land stammen. Auf dem Etikett ist die Angabe des Herkunftsgebiets ebenso wenig gestattet wie die Angabe eines Jahrgangs oder einer Rebsorte.
• IGP: Indicación Geográfica Protegida - geschützte geografische Angabe, die bis 2009 noch Vino de la Tierra (VdlT) hieß. Die Bezeichnung entspricht einem Landwein. In Spanien gibt es 42 IGP-Gebiete.
• DOP: Denominación de Origen Protegida - von der EU einheitlich geregelte geschützte Ursprungsbezeichnung, die von den Spaniern aber in drei Kategorien aufgeteilt wird:

• VP: Vino de Pago. Gilt nicht allgemein für ein Anbaugebiet, sondern wird einzelnen Weingütern mit überragendem Ruf zugesprochen. Die dürfen dann für einen Vino-de-Pago-Wein ausschließlich eigene Trauben verwenden, die nur auf dem Gut selbst weiterverarbeitet werden und reifen dürfen.

Obwohl die EU die neuen Begriffe für die geschützte Ursprungsbezeichnung bereits 2009 einführte, orientiert man sich in Spanien nach wie vor gerne an den eigenen Begriffen, da diese feinere Abstufungen haben. Solche Nuancen sorgen dafür, dass man die Qualitäten noch besser einordnen kann. Zudem gibt es Bezeichnungen wie Crianza, Reserva oder Gran Reserva, die aber nichts mit der Herkunft eines Spanien-Weins zu tun haben, sondern Reifeangaben sind. Werfen wir da mal einen genaueren Blick drauf.

Spanische Weine und ihre Reifegerade

In Spanien sind die Reifungskategorien fest im Weingesetz verankert. Sie gelten nicht nur für Rot-, sondern auch für Weiß- und Roséweine. Wobei Rotweine generell immer die längeren Reifezeiten haben. In der Rioja müssen die Weine übrigens generell länger reifen. Hier hat man freiwillig die Qualitätslatte höher gehängt. Was folgt, sind zwei Tabellen, die die Mindestanforderungen gut veranschaulichen.

 

Bekannte Weinarten aus Spanien

Während in Frankreich und Italien die geschützten Ursprungsbezeichnungen zugleich die Synonyme für bekannte Weinarten sind, trifft das auf Spanien-Weine nur bedingt zu. Hier sind es eher Rebsorten wie Tempranillo, Garnacha oder auch Verdejo, die in verschiedenen Anbaugebieten für Furore sorgen und über die Landesgrenzen hinaus das Renommee spanischer Weine begründet haben. Zudem stehen eher die Bodegas, also die Weingüter im Vordergrund. Es gibt aber auch natürlich zahlreiche Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Einige Anbaugebiete sind nämlich sehr wohl für eine bestimmte Rebsorte oder einen bestimmten Weinstil bekannt. Und die schauen wir uns jetzt mal an.

Spanische Rotweine

• Rioja: Spaniens Tempranillo-Epizentrum. Die rote Rebsorte prägt hier fast alle Rotweine. Hinzu kommen dann noch die unterschiedlichen Reifegerade der Weine, die überall auf der Welt beliebt sind. Den typischen Rioja-Wein gibt es dennoch nicht, da von fruchtig-verspielt bis tief und komplex tatsächlich alles dabei ist. Genau das macht dann aber auch den Charme der Gewächse aus.
• Priorat: Das Priorat ist das älteste Weinanbaugebiet in Katalonien. Die Region ist für ihre Licorella-Schieferböden bekannt - und für ihre uralten Garanacha-Reben. Dementsprechend wird Rotwein hier ganz groß geschrieben. Die Gewächse sind in der Regel tiefdunkel, konzentriert und sehr alkoholstark. Sie reifen ganz wunderbar, machen aber auch in jungen Jahren bereits Freude.
• Bierzo: Lange Zeit sagte man der roten Traube Mencía nach, dass aus ihr keine ordentlichen Qualitäten entstehen können. Die Winzer aus dem Bierzo zeigen seit ein paar Jahrzehnten allerdings, dass sogar sehr gute Qualitäten möglich sind, wenn man die Traube im Weingarten ordentlich pflegt und sie während der Vinifikation nicht unnötig aufpumpt. Das führt zu ebenso saftigen wie feinen Weinen, die höchst elegant sein können.
• Ribera del Duero: In der Region Kastilien-León ist die Ribera del Duero eine weitere Tempranillo-Hochburg - flankiert von Cabernet Sauvignon, Malbec und Merlot. Die Weine sind stilistisch etwas internationaler und würziger.
• Ribeira Sacra: Das galicische Kleinod ist zwar für Weißweine aus der Rebsorte Godello bekannt. Doch tatsächlich machen die nicht einmal 5% der gesamten Produktionsmenge aus. Denn der eigentliche Star ist die rote Traube Mencía, die hier vor allem in den höheren Lagen zeigt, wie charmant und doch feinsinnig sie sein kann.
• Navarra: Früher waren hier Roséweine der große Hit, doch dann stellte man gezielt auf moderne Rotweine aus der Garnacha-Traube um. Eine sehr gute Entscheidung, denn die Weine brillieren mit viel Frucht, Tiefe und Eleganz.

Spanische Weißweine

• Rías Baixas: Hier, an der Westküste Galiciens, ist Albariño der große Rebsorten-Star. Aus der weißen Traube entstehen spritzig-frische Weißweine mit einer lebendigen Säure. Ideale Sommerweine.
• Rueda: Verdejo, Viura, Sauvignon Blanc und Palomino sind die Hauptrebsorten in Rueda, welches somit fest in Weißwein-Hand ist. Einen einheitlichen Stil gibt es nicht, doch vereinen die Weine meistens Frische und Kraft in sich. Ein schöner Kontrast, der bei vielen Konsumentinnen und Konsumenten sehr gut ankommt.
• Ribeiro: Klassisches Weißweingebiet in Galicien. Wichtigste Rebsorte ist Treixadura (auch als Trajadura bekannt) - flankiert von Albariño, Albilla, Godello, Loureira, Macabeo und Palomino. Die Weine sind frisch und fruchtig, mit einem oft recht blumigen Duft.

Spanische Roséweine

Einst galt Navarra als Rosé-Hochburg Spaniens, doch inzwischen hat man sich auch hier dem Rotwein verschrieben. Rosados, wie man Roséweine in Spanien nennt, werden in fast jedem Anbaugebiet hergestellt. Einzelne Produzenten haben sich in dieser Kategorie einen sehr guten Ruf erarbeitet. Trotzdem ist das Renommee der Rosados nicht mit denen der Rotweine oder Weißweine gleichzusetzen.

Spanische Schaumweine

Cava: 96% der Cava-Produktion findet in der Weinbauregion Penedès westlich von Barcelona statt. Wobei sich die D.O. auch unter anderem in Bereichen von Navarra, Rioja und Valencia erstreckt. Beim Cava handelt es sich um den spanischen Schaumwein schlechthin, der mittels traditioneller Flaschengärung erzeugt wird. Standard-Trauben sind Parellada, Xarel·lo und Macabeo. Es gibt aber auch Erzeuger, die Rebsorten wie Chardonnay oder Pinot Noir für einen internationaleren Schaumweinstil verwenden. Auch Garnacha, Monastrell oder Trepat finden Verwendung. Dementsprechend kann man nicht von einem einheitlichen Cava-Stil sprechen.

Spanische Weine: Top 3

Spanien: Wein als Wirtschaftsfaktor

Sage und schreibe 13% der weltweiten Weinanbaufläche befindet sich in Spanien. Da kann man schnell mal auf Massenweine tippen. Und ja, diese gibt es natürlich auch. Der spanische Fasswein-Markt ist legendär. Gerade Discounter und Supermärkte können hier aus den Vollen schöpfen. Dem gegenüber stehen aber Spitzenweine renommierter Weingüter und Kleinbetriebe, die sich auf einen bestimmten Stil fokussiert haben. Und auch im mittelpreisigen Segment lassen sich hervorragende und vor allem stilistisch vielfältige Weine in allen Farben und Geschmacksrichtungen finden. Oder anders ausgedrückt: Spanien hat für jeden Kundschaftswunsch etwas parat.

Hinzu kommt, dass der weltweite Export stabil ist. Spanien konnte in der vergangenen Zeit nicht ganz so stark von der Premiumisierung der Preise profitieren, wodurch sich für den Handel noch viele Schnäppchen machen lassen. Besonders attraktiv für größere Weinhandlungen und die Gastronomie sowie Hotellerie ist die Tatsache, dass viele Bodegas Spezialabfüllungen für Eigenmarken machen, sodass man als Fachhandelnder einen exklusiven Wein ohne Preiskonkurrenz anbieten kann.