Vinho Verde: Weine voller Atlantik-Frische

Im Mittelalter wurde der Wein aus Vinho Verde zunehmend exportiert, insbesondere nach England, Flandern und Deutschland, was ihn zu einem der ersten portugiesischen Exportweine machte. Die geografischen Grenzen der Region wurden erstmals 1908 durch ein Dekret festgelegt, das den Grundstein für die heutige geschützte Ursprungsbezeichnung legte.

Krisen im Vinho Verde

Wie viele europäische Weinregionen wurde auch das Vinho-Verde-Gebiet im 19. Jahrhundert von der Reblaus (Phylloxera vastatrix) heimgesucht. Dieser Schädling, der aus Nordamerika eingeschleppt wurde, zerstörte binnen weniger Jahre große Teile der Rebbestände in Europa. Auch in Portugal führte dies zu erheblichen Verlusten und zwang die Winzer, ihre Reben auf resistente amerikanische Unterlagsreben zu pfropfen. Diese Krise markierte einen Wendepunkt im Weinbau der Region, da sie mit einer Umstellung auf robustere Rebsorten einherging.

Die beiden Weltkriege hatten ebenfalls tiefgreifende Auswirkungen auf den Weinbau im Vinho Verde. Während des Ersten Weltkriegs kam es zu einem Rückgang des Exports aufgrund von Handelsblockaden. Im Zweiten Weltkrieg litt die Region unter Materialknappheit und einem eingeschränkten Zugang zu internationalen Märkten.

Während der Diktatur unter António de Oliveira Salazar (1932 - 1974) wurde die Landwirtschaft in Portugal stark zentralisiert und reguliert. Dies führte dazu, dass viele kleine Winzer in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerieten. Gleichzeitig wurde jedoch 1926 die Comissão de Viticultura da Região dos Vinhos Verdes (CVRVV) gegründet, eine Institution zur Förderung und Kontrolle des Weinbaus in der Region. Diese Organisation spielte eine Schlüsselrolle bei der Qualitätssicherung und Vermarktung des Vinho Verde.

Vinho Verde: Gut zu wissen

Moderne Entwicklungen

In den letzten Jahrzehnten hat sich Vinho Verde von einem rustikalen Bauernwein zu einem hochwertigen Qualitätsprodukt entwickelt. Moderne Anbaumethoden haben traditionelle Systeme wie die Pergola abgelöst. Die Region produziert heute jährlich etwa 100 Millionen Liter Wein, wobei über 80 % Weißweine sind. Sorten wie Alvarinho, Loureiro und Trajadura haben sich als Aushängeschilder etabliert.

Der Stil des Vinho Verde hat sich ebenfalls verändert: Während früher Weine mit natürlicher Kohlensäure bevorzugt wurden, dominieren heute elegante Stillweine mit feiner Frucht und Finesse den Markt. Auch Schaumweine sowie Roséweine gewinnen zunehmend an Bedeutung. Rotweine aus Vinho Verde sind allerdings nach wie vor ein Nischenprodukt auf dem internationalen Weinmarkt.

Vinho Verde: Geografie, Klima und Böden

Die Weinregion Vinho Verde liegt im nordwestlichen Teil Portugals und erstreckt sich zwischen den Flüssen Minho und Douro. Sie grenzt im Norden an Spanien und wird von der Atlantikküste beeinflusst. Die Nähe zur Küste sorgt für kühle Brisen, die die Weinberge regelmäßig abkühlen und die lebendige Säure sowie Frische der Weine bewahren. Die Region hat hohe Niederschlagsmengen, vor allem im Winter und Frühling, was den Weinbau begünstigt. Die Sommer sind mild und feucht, während die Winter ebenfalls milde Temperaturen aufweisen.

Die Böden in Vinho Verde sind vielfältig: Granithaltige Böden dominieren im Norden, insbesondere in den Subregionen Monção und Melgaço, und verleihen den Weinen eine ausgeprägte Mineralität und Struktur. Lehm- und Schieferböden sind im Süden verbreitet und tragen zu einer reicheren Fruchtigkeit der Weine bei. Die hügelige Landschaft führt zu Mikroklimata, die unterschiedliche Weinstile hervorbringen.

Vinho-Verde-Subregionen

Vinho Verde ist in neun Subregionen unterteilt, die jeweils eigene klimatische und geologische Merkmale aufweisen:

• Monção e Melgaço
• Lima
• Basto
• Cávado
• Ave
• Amarante
• Baião
• Sousa
• Paiva

Vinho Verde: Weine im Detail

Vinho-Verde-Weinstile im Überblick

Es sind vor allem die frischen und säurebetonten Weißweine, die das Vinho Verde weit über die Grenzen Portugals hinaus derart bekannt gemacht haben. Tatsächlich hat das Weinanbaugebiet am Atlantik aber noch eine weitere große Palette an Weinstilen vorzuweisen. Für uns ist das ein guter Grund, um einmal genauer hinzuschauen.

Weißweine: Frisch, fruchtig und vielseitig

Die Weißweine aus Vinho Verde sind das Herzstück der Region und zeichnen sich durch ihre spritzige Frische und ihre aromatische Vielfalt aus. Typischerweise besitzen sie einen Alkoholgehalt von 8,5 bis 11,5 vol. % und eine leichte Kohlensäure, die ihnen einen prickelnden Charakter verleiht. Die wichtigsten Rebsorten sind:

• Alvarinho: Diese Sorte bringt elegante Weine mit Aromen von Grapefruit, floralen Noten und einem mineralischen Finish hervor. Sie ist besonders in der Subregion Monção e Melgaço verbreitet.
• Loureiro: Mit floralen und zitrusfruchtigen Aromen sowie einer lebendigen Säure ist Loureiro eine der meistangebauten Sorten in der Region.
• Trajadura: Diese Sorte ergänzt Cuvées durch ihre milde Säure und fruchtige Noten wie Apfel und Birne.
• Arinto (Pedernã): Bekannt für ihre Zitrusnoten und ein gutes Alterungspotential, bringt sie Struktur in die Assemblagen. 

Die Weißweine variieren von leicht moussierenden Varianten mit intensiven Zitrus- und Apfelaromen bis hin zu stillen Weinen mit feiner Frucht und Finesse. Einige moderne Interpretationen setzen auf reinsortige Weine, während die klassischen Vinho Verdes häufig als Cuvées aus mehreren Rebsorten hergestellt werden.

Roséweine: Fruchtig und animierend

Rosés aus Vinho Verde gewinnen zunehmend an Beliebtheit. Sie werden oft aus den Rebsorten Vinhão, Espadeiro und Padeiro hergestellt. Diese Rosés bestechen durch ihre fruchtige Aromatik mit Noten von roten Beeren wie Erdbeeren und Himbeeren sowie einem leichten Prickeln am Gaumen. Der Stil ist frisch und saftig, ideal für heiße Sommertage oder als Begleiter zu Tapas und Snacks.

Rotweine: Kernig und lokal

Die Rotweine aus Vinho Verde sind weniger bekannt und werden hauptsächlich lokal konsumiert. Sie zeichnen sich durch ihre intensive Farbe, hohen Tanningehalt und kräftige Struktur aus. Sorten wie Vinhão dominieren hier, die kernige und säurebetonte Rotweine hervorbringen. Diese Weine passen gut zu traditionellen portugiesischen Gerichten.

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Vinho Verde: Wirtschaftsfaktor Wein

Vinho Verde hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von einem einfachen Bauernwein zu einem hochwertigen Qualitätswein entwickelt. Während die Produktion früher überwiegend für den Eigenverbrauch bestimmt war, hat sich der Wein zunehmend zu einem wichtigen Exportgut gewandelt. Die Hauptabnehmer sind die USA, Deutschland,Polen, Brasilien und Frankreich. Allein nach Deutschland wurden im Jahr 2022 über 4 Millionen Liter exportiert.

Diese internationale Nachfrage hat zur wirtschaftlichen Stabilität der Region beigetragen, obwohl die Produktion insgesamt gesunken ist – von einst 120 Millionen Litern jährlich auf etwa 100 Millionen Liter heute. Der Export ist ein zentraler Wirtschaftsfaktor, unterstützt durch moderne Vinifikationstechniken und eine neue Generation ambitionierter Winzer.