Toskana: Wein-Vielfalt aus Mittelitalien

Wenn es um rote Gewächse aus Italien geht, sind die Toskana-Weine nach wie vor ganz vorne mit dabei. Das ist zum einen der Historie des Anbaugebiets zu verdanken. Zum anderen aber auch den unterschiedlichen Weinstilen, die zum Teil weltbekannt sind. Allen voran Chianti Classico und Chianti, aber eben auch Brunello di Montalcino und Vino Nobile di Montepulciano, die allesamt hauptsächlich oder sogar ausschließlich auf die Rebsorte Sangiovese setzen. Die rote Traube gedeiht dann auch in unterschiedlichen Spielarten auf sage und schreibe 68% der 63.600 Hektar umfassenden Rebfläche. Genau das macht die Toskana zum Sangiovese-Epizentrum Italiens. Wobei auch internationale Stile aufgrund der sogenannten Supertoskaner eine sehr wichtige Rolle spielen. Damit zeigt die Toskana zum einen viel Heimatverbundenheit, aber eben auch zugleich Weltoffenheit.

Wobei dieses ebenfalls historisch gewachsen ist. Mit der Hauptstadt Florenz war die Toskana bereits im Mittelalter ein zentraler Finanz- und Handelsplatz in Europa. Die Medici prägten die Region ebenso wie Adelsfamilien wie die Antinoris, die bis heute in Sachen Toskana-Wein nicht vom Markt wegzudenken sind. Hinzu kommt, dass Cosimo III. deʼ Medici im Jahr 1716 mit dem Chianti die erste geschützte Ursprungsbezeichnung der Welt schuf. Tauchen wir jetzt aber mal in die Toskana-Weine ein, um uns einen fundierten Überblick zu verschaffen.

Toskana-Wein: Gut zu wissen

Toskana-Wein: Geografie und Klima

Prinzipiell ist die Toskana schnell verrohrtet. Das mittelitalienische Anbaugebiet grenzt im Norden an Ligurien und der Emilia-Romagna, im Osten an Umbrien und im Süden an das Latium. Die Toskana zieht sich an der entlang der kompletten mittelitalienischen Westküste. Hier prägen vor allem mediterrane Einflüsse das Klima. Im Osten ist die Toskana aufgrund der Apennin-Gebirgskette von der Adria abgeschirmt. Hier herrscht in der Regel eher ein kontinentales Klima. Da die Sommer so sehr heiß werden können, findet man die besten Weinberge auf den typischen Toskana-Hügeln, wo die Temperaturen in der Nacht deutlich niedriger sind. So können Säure und Frische in den Trauben bewahrt werden.

Generell lässt sich die Toskana grob in drei Bereiche einteilen. Im Norden befindet sich das sehr große Gebiet mit Chianti und Chianti Classico mit den oft markanten Bergen. Der Süden ist von sanften Hügeln und Tälern geprägt. Hier findet man vor allem die beiden DOCGs Brunello di Montalcino und Vino Nobile di Montepulciano. Der Westen umfasst das komplette Küstengebiet - also die Maremma. Hier hat der Weinbau noch keine so lange Tradition wie im Norden und Süden, was aber nichts daran ändert, dass sich Toskana-Wein aus der Maremma. Einer immer größeren Beliebtheit erfreut.

Toskana: Geschützte Ursprungsbezeichnungen im Überblick

Insgesamt sind die Toskana-Weine in 6 IGP-, 41 DOC- und 11 DOCG-Bereiche aufgeteilt. Während Chianti, Brunello, Vino Nobile oder auch Bolgheri zu den bekanntesten Ursprungsbezeichnungen in der Toskana gehören, sind DOCs wie etwa Bianco di Pitigliano, Montescudaio oder Moscadello di Montalcino außerhalb Italiens fast unbekannt. Um allen geschützten Ursprungsbezeichnungen gleichberechtigt Aufmerksamkeit zu schenken, finden Sie hier jetzt alle in einer alphabetischen Übersicht:

Toskana-Weinstile

84% aller Toskana-Weine sind rote Gewächse. Trotzdem gibt es aber auch renommierte Weiß- sowie Süßweine aus der Toskana. Im Folgenden listen wir Ihnen die bekanntesten Weinstile nach Farben sortiert auf – und liefern zugleich das typische Geschmacksbild mit. Damit es für Sie einfacher ist zu entscheiden, welche Toskana-Weine für Ihre Kundschaft relevant sind.

Rotweine

• Bolgheri: Hier haben wir es mit dem Zentrum der sogenannten Supertoskaner zu tun. Also Rotweine, die sich vor allem dem Bordeaux-Stil verpflichtet haben. Demzufolge sind hier die beiden Rebsortenstars auch Merlot und Cabernet Sauvignon. Generell lassen sich die Weine stilistisch nicht über einen Kamm scheren. Allerdings leben sie allesamt von einem kräftigen Körper, viel Tannin, einer sanften Frucht und einer oft deutlichen Fassnote und Kräuterwürze. Supertoskaner haben sich inzwischen längst etabliert und erfreuen sich nach wie vor einer großen Kunden-Beliebtheit.
• Brunello di Montalcino: Für einen Brunello di Montalcino darf ausschließlich Sangiovese als Rebsorte verwendet werden. Die Weine haben in der Regel viel Tannin, eine komplexe Tiefe und brillieren mit Anklängen von Schwarzkirschen, wilden Erdbeeren. Die Säure ist ausbalanciert. In jungen Jahren kann der Wein noch etwas wild und stürmisch am Gaumen sein. Eine zusätzliche Flaschenreife ist empfehlenswert.
• Chianti: Der wohl meistverkaufte Toskana-Wein schlechthin. Die Qualitäten reichen hier vom einfachen Annata über die Riserva-Version bis hin zur Gran Selezione. Auch hier spielt Sangiovese die Hauptrolle, andere Rebsorten sind aber zugelassen. Die Weine reichen von fruchtig-frischen Vertretern mit präsenter Säure bis hin zu sehr ausbalancierten, tiefgründigen und harmonischen Gewächsen.
• Chianti Classico: Seit 1996 gehört das Chianti Classico offiziell nicht mehr zur Chianti-Großzone. 2006 schärfte man zudem die Produktionsregeln – und seit 2021 ist für die Chianti Classico Gran Selezione auch die Angabe einer Lage auf dem Etikett gestattet, wenn die Trauben ausschließlich aus dieser stammen. 100% Sangiovese sind möglich, aber nicht unbedingt die Regel. Ein Chianti Classico ist in der Regel etwas teurer als ein Chianti. Geschmacklich vielleicht etwas seriöser, aber ansonsten dominieren auch hier Schwarzkirschen, Erdbeeren und eine lebendige Säure.
• Rosso di Montalcino: Die günstigere Variante, wenn sich Ihre Kundschaft keinen Brunello di Montalcino leisten kann oder will. In der Regel verwenden Winzer hier Sangiovese-Trauben aus ihren Junganlagen. Ein Rosso ist schlanker und fruchtiger als ein Brunello und hat bei Weitem auch nicht dessen Reifepotenzial. Dafür ist er ein charmanter Speisenbegleiter zu Pizza, Pasta und Co, den man der Kundschaft als Einstiegswein hervorragend empfehlen kann.
• Rosso di Montepulciano: Analog zum Rosso di Montalcino handelt es sich beim Rossi di Montepulciano um den „kleinen Bruder“ des Vino Nobile. Auch hier spielt Sangiovese die Hauptrolle. Ebenso verwenden die Winzerinnen und Winzer gerne Trauben aus den jüngeren Anlagen. Der Wein ist super für den Einstieg und ein ebenso hervorragender Speisenbegleiter wie der Rosso di Montalcino. Allerdings sind die Gewächse in der Regel etwas dunkler, voluminöser und noch ausbalancierter.
• Vino Nobile di Montepulciano: Der “edle Wein” aus dem Süden der Toskana. Hier sind 100% Sangiovese Pflicht. Die Weine haben einen höheren Alkoholgehalt als zum Beispiel ein Chianti, sind dunkel und haben feines Tannin. Es sind sehr ausbalancierte und harmonische Weine, die mit dunklen und roten Früchten glänzen. Auch diese Weine lassen sich sehr gut lagern.

Weißweine

• Vernaccia di San Gimignano: Hier haben wir es mit dem einzigen Toskana-Weißwein zu tun, der einen DOCG-Status hat. Hauptrebsorte ist Vernaccia, allerdings darf der Wein zu 15% auch aus anderen Rebsorten wie Traminer, Muskateller oder Müller-Thurgau bestehen. Der Wein brilliert mit charmanten fruchtigen Noten, die mit zunehmender Reife einen mineralischen Touch entwickeln. Charakteristisch sind Mandel-Anklänge im Abgang sowie die harmonische Balance. In der Riserva-Variante ist der Alkoholgehalt höher.
• Bianco dell’Empolese: Dieser Weißwein besteht zu mindestens 60% aus Trebbiano. Der Wein zeigt sich im Glas in einem intensiven Strohgelb, Geruch und Geschmack sind hingegen sehr zart und fein. Ein Wein, der als Insider-Tipp fungiert und sich hervorragend als Sommerwein eignet.
• Bolgheri: Mit dem Bolgheri Bianco kommt auch ein Weißwein aus dem Supertoskaner-Gebiet. Vermentino macht bis zu 70% der Cuvée aus - ergänzt durch Sauvignon Blanc und Trebbiano. Die Weine duften nach Zitrusfrüchten und weißen Blüten. Am Gaumen frisch und rund zugleich, hier dann auch häufig mit einem Hauch von Honig oder Kräutern. Wenn der Wein reift, entwickelt er zudem mineralische Noten.
• Maremma Toscano Bianco: Die Weine dürfen sowohl als Cuvée sowie als sortenreine Gewächse produziert werden. Beim Bianco-Blend sind Trebbiano und Vermentino vorgeschrieben. Bei den Rebsortenweinen kommen zudem Ansonica sowie die internationalen Trauben Chardonnay, Sauvignon Blanc und Viognier zum Einsatz. Ein einheitliches Geschmacksbild gibt es deswegen nicht.

Rosé- und Schaumweine

Generell kann man hier und dort in der Toskana auch Rosé- und Schaumweine finden. Allerdings hat sich kein Gebiet auf die Produktion dieser beiden Weinarten tatsächlich spezialisiert. Deswegen folgen an dieser Stelle keine Empfehlungen. Die Toskana wird generell von den unterschiedlichen Rotweinen aus der Rebsorte Sangiovese geprägt.

Toskana-Weine im Detail

Toskana: Wirtschaftsfaktor Wein

Anfang 2024 gab das italienische Statistik-Amt ISTAT bekannt, dass der Export von Toskana-Weinen zurückgegangen sei. Und zwar um bis zu 15% - je nach Weinstil. Ungewöhnlich ist diese Meldung nicht. Denn dieses Phänomen wiederholt sich regelmäßig. In den 1960er-Jahren hatten es Weine aus der Toskana tatsächlich schwer auf den internationalen Märkten – und auch im eigenen Land. Denn die Qualitäten waren doch recht gering. Mit dem Aufkommen der Supertoskaner, die die internationale Weinwelt im Sturm eroberten, fing in den 1970er-Jahren allerdings eine Qualitätsoffensive sondergleichen in der Toskana an. Allen voran beim Chianti und Chianti Classico. Aber eben auch bei allen anderen Weinen.

Seit 1996 sind die Weinqualitäten dementsprechend stabil – mit weiteren Pushs in 2006 und 2021. Dass die Exportmenge immer mal wieder variiert ist dem bekannten Jo-Jo-Effekt zu verdanken: In regelmäßigen Abständen erhöhen die Produzierenden die Preise für ihre Weine. Bis zu einem gewissen Punkt geht der Handel mit – und ordert dann einfach keine Weine mehr. Daraufhin reduzieren die Weingüter ihre Preise wieder – und Importierende stehen erneut Schlange. Dieser Jo-Jo-Effekt hat inzwischen Tradition. Die Nachfrage bei den Konsumierenden ist indes seit vielen Jahrzehnten relativ konstant. Weine aus der Toskana sind also für jede Weinhändlerin und jeden Weinhändler eine verlässliche Bank.

Ihre Verkaufsargumente für Toskana-Weine

• Durch das große Renommee ist ein Großteil der Rotweine nicht erklärungsbedürftig
• Zum Teil sehr gutes Preis-Genuss-Verhältnis
• Jede Qualitätsstufe wird bedient
• Breites Geschmackssprektrum bei den Rotweinen
• Fantastische Speisenbegleiter