Italien: Wein mit Lebensgefühl

Italien ist eines der führenden Wein-Exportländer der Welt. Was nicht nur an sehr bekannten Weinstilen, sondern auch deren Vielfalt liegt. Bevor wir uns hier die Highlights mit den Big Playern sowie den Markt-Insidern anschauen, lohnt sich zunächst ein Überblick zu den Themen Geografie, Anbaugebiete und Weingesetze, damit Italien weintechnisch in Gänze besser greifbar ist.

Italien-Wein: Geografie

Keine Frage, das Mittelmeer ist das klimatisch prägende Element für die Weine Italiens. Selbst am Gardasee sind die mediterranen Einflüsse noch leicht spürbar. Geht man noch weiter in den Norden, sind es dann aber die Alpen - und mit ihnen die kontinentalen Einflüsse. Diese wiederum spielen selbst dank des Apennin eine gewisse Rolle, was gerne mal außer Acht gelassen wird. Je nach geografischen Begebenheiten können sich so die Voraussetzungen für den Weinbau grundsätzlich unterscheiden. Genau das ist dann auch der Grund für die Vielfalt der Italien-Weine, die in insgesamt 20 Anbaugebieten produziert werden.

Weinanbaugebiete in alphabetischer Reihenfolge

• Abruzzen
• Apulien
• Basilikata
• Emilia-Romagna
• Friaul-Julisch Venetien
• Kalabrien
• Kampanien
• Latium
• Ligurien
• Lombardei
• Marken
• Molise
• Piemont
• Sardinien
• Sizilien
• Südtirol
• Toskana
• Trentino
• Umbrien
• Venetien

Superstars unter den italienischen Anbaugebieten sind ohne Frage Apulien, Piemont und die Toskana, während man zum Beispiel Latium oder Molise eher weniger auf dem Schirm hat. Das hängt zum einen mit der Größe zusammen, zum anderen aber auch mit dem internationalen Ruf bestimmter Weinarten. Diese ergeben meist aus den geschützten Ursprungsbezeichnungen, die zugleich die Unterregionen der Anbaugebiete prägen. Genau des gibt es jetzt einen Einblick in das italienische Weingesetz mit den Bezeichnungen der unterschiedlichen Qualitäten und Ursprungsbezeichnungen.

Italien: Gut zu wissen

Italienisches Weingesetz und die Ursprungsbezeichnung

• Vini Comuni e Varietali: Auch Vini Generici genannt. Bis 2009 entsprach das der Qualitätsstufe Tafelwein, die seit der EU-Weinmarktordnung jetzt einfach nur noch Wein heißt. Die Vini Generici können Verschnitte verschiedener Rebsorten und Jahrgänge sein. Sie sind die einzigen Italien-Weine, die keine geschützte Ursprungsbezeichnung haben. Dementsprechend gibt es hier auch nur wenig Regeln und Vorgaben.
• IGP: Indicazione Geografica Protetta. Hieß bis zur EU-Vereinheitlichung im Jahr 2009 auch IGT (Indicazione Geografica Tipica), womit dann der klassische Landwein mit geschützter geografischer Angabe (g.g.A.) gemeint ist. In Italien ist die Abkürzung IGT trotz der Namensänderung seitens der EU nach wie vor sehr gebräuchlich.
• DOC: Denominazione di origine controllata. Hierbei handelt es sich um eine geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.). Die Trauben für einen Wein mit DOC-Status dürfen ausschließlich aus einem klar definierten Gebiet stammen. Hier gelten strengere Regeln für die Rebsortenauswahl, den Ertrag sowie den Weinausbau als bei den IGT-Weinen.
• DOCG: Denominazione di Origine Controllata e Garantita. Höchste Qualitätsstufe für Weine aus Italien. Hier ist die Herkunft nicht nur geschützt, sondern auch garantiert. Dementsprechend müssen die Weine auch in der jeweiligen DOCG abgefüllt werden. Es sei denn, die Weine sind für den Verkauf in der Schweiz bestimmt. Italien und die Schweiz haben seit 1994 ein Abkommen, dass die Abfüllung von DOCG-Gewächsen unter Einhaltung bestimmter Richtlinien gestattet.
• DOP: Denominazione d’Origine Protetta. Hierbei handelt es sich um den Überbegriff für die geschützte Ursprungsbezeichnung, die sowohl DOC- wie auch DOCG-Weine umfasst. Dieser Begriff wird nur theoretisch verwendet, seitdem er 2009 von der EU eingeführt wurde. In Italien unterscheidet man trotzdem weiterhin DOC und DOCG, um die Höherwertigkeit von DOCG-Gewächsen in den Fokus zu stellen.

Italienische Weine: Classico, Superiore und Riserva

Während DOC und Co. die Herkunft der italienischen Weine definieren, sind die drei Bezeichnungen Classico, Superiore und Riserva nicht verpflichtend auf dem Etikett zu zeigen und haben auch eher etwas mit der Qualität bzw. dem Ausbau denn mit der Herkunft zu tun. Am bekanntesten ist der Zusatz Classico. Steht dieser Begriff mit auf dem Etikett, dann stammen die Trauben aus dem Ursprungsgebiet der jeweiligen Region, das dann irgendwann aus diversen Gründen erweitert wurde. Bestes Beispiel ist da das Chianti Classico.

An der Bezeichnung Superiore kann man indes ablesen, dass der Wein in der Regel einen höheren Alkoholgehalt als der Standard-DOC-Wein eines Gebietes hat. Zudem können hier auch noch einmal strengere Regeln bei der Traubenauswahl sowie der Vinifikation gelten. Riserva indes steht für einen vorgeschriebenen Fassausbau für eine vorgeschriebene Zeit. Die Ausbauzeit kann hierbei von Anbaugebiet zu Anbaugebiet variieren.

Bekannte Weinarten aus Italien

Es ist schlicht unmöglich, alle 524 italienischen Weinarten aufzuzählen. Das würde den Rahmen dieses Info-Textes eindeutig sprengen. Trotzdem gibt es bestimmte DOCs und DOCGs, die derart bekannt oder renommiert sind, dass wir hier einen Fokus auf sie lenken möchten. Als italienische Highlights sollten sie in keinem Fachhandel fehlen.

Italienische Rotweine

• Barolo: Rotwein-Star aus dem Piemont, der zu 100% aus Nebbiolo bestehen muss. Hier kann man zwischen dem traditionellen Stil, der etwas länger reifen sollte, bevor er sein erstes Trinkfenster erreicht und der modernen Machart, die früher zugänglich ist, wählen.
• Brunello di Montalcino: Noch ein Wein, der ausschließlich aus einer einzigen Rebsorte bestehen darf. Nämlich Sangiovese. Brunello stammt aus der Toskana und entsteht ausschließlich rund um das Städtchen Montalcino.
• Amarone della Valpolicella: Neben Barolo und Brunello gehört der Amarone zu den drei großen Rotweinen Italiens. Hier haben wir es mit einem Blend aus Venetien zu tun. Hauptrebsorte ist allerdings Corvina, die zu 45% enthalten sein muss. Speziell ist beim Amarone, dass die Trauben nach dem Appassimento-Verfahren vor der Vinifikation zunächst angetrocknet werden.
• Barbaresco: Der Barbaresco stammt aus dem Piemont und gilt als kleiner Bruder des Barolo. Auch hier sind 100% Nebbiolo Pflicht. Allerdings ist der Wein schon in jungen Jahren zugänglich und glänzt meist mit einer charmanten Frucht.
• Chianti Classico: Hier erlebt man Sangiovese in der Regel von einer sehr charmanten und fruchtigen Seite. Inzwischen darf dieser aus der Toskana stammende Wein auch reinsortig ausgebaut werden.
• Supertoskaner: Die Supertoskaner setzten sich einst über die Chianti-Regeln hinweg. Hier spielen vor allem internationale Rebsorten wie Merlot oder Cabernet Sauvignon die Hauptrollen. Ein internationaler Bordeaux-Stil - nur eben aus der Toskana.
• Vino Nobile di Montepulciano: Wie der Brunello stammt auch dieses Gewächs aus der Toskana und darf ausschließlich aus Sangiovese bereitet werden. Auch hier ist der Ort Montepulciano, um den die Rebflächen liegen, der Namensgeber. Der Wein an sich etwas saftiger als der Brunello.
• Primitivo di Manduria: Ein echter Gaumenschmeichler aus Apulien. Dieser Primitivo brilliert ebenso mit ganz viel Frucht wie die anderen Apulien-Weine. Allerdings geht's hier etwas eleganter und feinsinniger im Glas zu als sonst üblich.

Italienische Weißweine

• Lugana: Einer der ganz großen Weißweinstars ist seit Jahrzehnten der Lugana vom Gardasee. Lugana ist ein echter Grenzgänger, denn er stammt hauptsächlich zwar aus der Lombardei, aber eben auch aus einer Gemeinde in Venezien. Hauptrebsorte ist hier Trebbiano di Lugana.
• Soave: Bleiben wir im Veneto, denn mit Soave kommt hier ein echter Sommerklassiker her. Soave brilliert meist mit sehr frischen und lebendigen Noten – dank der Hauptrebsorte Trebbiano di Lugana.
• Gavi: Willkommen im Piemont! Die weiße Rebsorte Cortese fühlt sich in den Hügellagen pudelwohl. Das Ergebnis ist ein Wein mit einem schlanken Körper und einem lebendigen Säurespiel, den man ideal als Sommerwein promoten kann.
• Roero Arneis: Ein typischer Roero Arneis aus dem Piemont duftet nach Birne und Quitte, Honigmelone und exotischen Früchten. Am Gaumen ist er weich und üppig und hat nur wenig Säure. Genau das macht ihn zu einem idealen Speisenbegleiter.
• Greco di Tufo: Mit hoher Säure und einem schlanken Körper vibriert ein Greco aus Kampanien förmlich im Glas. Vor allem, wenn er im Edelstahltank ausgebaut wurde. Es gibt aber auch körperreichere Varianten aus dem Holzfass.

Italienische Roséweine

• Bardolino Chiaretto: Am südlichen Ostufer des Garadsees ist der Bardolino Chiaretto in Venetien zuhause. Für ihn verwendet man vor allem die beiden Rebsorten Corvina und Rondinella. In den 1980er-Jahren fast schon als Massenwein verschrien, erlebt der Bardolino Chiaretto mit seiner zarten Fruchtigkeit inzwischen wieder ein Revival.
• Monte della Guardia: Wir bleiben noch ein wenig am Gardasee, wechseln aber in die Lombardei. Denn hier entsteht vor allem aus internationalen Rebsorten der Rosato Monte della Guardia. Er ist ein wenig das Schwergewicht der italienischen Roséweine, mit mehr Alkohol, mehr Frucht und mehr Körper. Dafür aber mit weniger Säure.
• Valtènesi Rosé: Früher hieß dieser Rosé Valtènesi Chiaretto, aber man wollte sich vom Bardolino abheben und taufte den Rosé, dessen Rebsortenstar Groppello ist, um. Valtènesi liegt ebenfalls am Gardasee. Allerdings am südlichen Westufer in der Lombardei. Die Roséweine haben in der Regel eine zarte Frucht und eine mollige Eleganz.
• Cerasuolo d'Abruzzo: Erst im Jahr 2010 hat Cerasuolo d’Abruzzo als Roséwein eine eigene DOC in den Abruzzen bekommen. Der Wein muss zu mindestens 85% aus der Rebsorte Montepulciano bestehen. Ein Cerasuolo d’Abruzzo ist weich und harmonisch, mit einem weinigen und intensiven Charakter.

Italienische Schaumweine

• Prosecco: Wahrscheinlich ist Prosecco der italienische Schaumwein schlechthin. Als weiße Rebsorte kommt ausschließlich Glera zum Einsatz. Für die Rosé-Variante darf auch Pinot Nero verwendet werden. Das Prosecco-Gebiet befindet sich in Venetien. Man unterscheidet zwischen Prosecco Frizzante (Perlwein) und Prosecco Spumante (Schaumwein) sowie zwischen Tank- und Flaschengärung.
• Franciacorta: Ganz im Norden der Lombardei liegt die DOCG Franciacorta. Hier entstehen Schaumweine vor allem aus internationalen Rebsorten wie Chardonnay oder Pinot Nero (Pinot Noir). Generell kommt hier die traditionelle Flaschengärung zum Einsatz, was recht edle und hochwertige Schaumweine mit einer bezaubernden Frische zur Folge hat.
• Lambrusco: In den 1980er-Jahren litt das Lambrusco-Image aufgrund von zuckersüßen und minderwertigen Perlweinen erheblich. Inzwischen gab es in der Emilia-Romagna aber eine waschechte Qualitätsrevolution. Der charmante rote Schäumer sorgt mit seiner frischen Fruchtigkeit wieder für sehr viel Freude.

Italienische Weine: Top 3

Italien: Wein als Wirtschaftsfaktor

Noch Anfang 2023 drohte dem italienischen Wein eine Überprodukt samt einer sich andeutenden Exportkrise. Doch dann schlug der Klimawandel in Form von unterschiedlichen Wetterkatastrophen wie Hagel und heftige Überschwemmungen zu, die leider sogar Menschenleben kosteten. Und die Produktionsmenge für 2023 drastisch reduzierten. 2022 stellte man in Italien noch knapp 50 Millionen Hektoliter Wein her – im Jahr 2023 waren es dann nur noch 38,3 Millionen Hektoliter. Von Überproduktion konnte nicht mehr die Rede sein, sondern eher von einer gesteigerten Nachfrage.

Diese verteilt sich aber nicht homogen auf alle Anbaugebiete. Es gibt Regionen, die die Beliebtheitsnase weiter vorne haben. Wie etwa das Piemont und die Toskana für Premium-Weine sowie Apulien und Sizilien für Weine, die eher die große Masse ansprechen. Hinzu kommen dann noch Schaumweine wie Prosecco und Franciacorta, die weltweit auch immer mehr Liebhaberinnen und Liebhaber finden. Wobei sich auch ein Blick gen Anbaugebiete lohnt, die nicht ganz so bekannt sind. Hier findet man als Händlerin oder Händler noch echte Preis-Genuss-Wunder für die eigene Kundschaft. Auch wenn es hier und da Absatzschwierigkeiten geben mag, ist der italienische Weinstern noch lange nicht am Sinken.