Friaul-Julisch Venetien: Nordostitalienisches Wein-Herzstück

 Inzwischen produziert man in Friaul-Julisch Venetien vor allem Weißweine, die weit über die Region hinaus sehr gefragt sind. Dabei waren bis in die 1960er-Jahre rund 80% der Weingärten noch mit Rotweinsorten bestockt. Vor allem mit Merlot, der hier sehr einfache Qualitäten hervorbrachte. Innerhalb von nur einer Generation gelang es den Winzerinnen und Winzern durch gezielte Rodungen und Neupflanzungen das Weingesicht von Friaul-Julisch Venetien grundsätzlich zu ändern.

 Im Zuge dessen fand dann übrigens auch die finale Internationalisierung des Rebsortenspiegels statt. Vor allem Pinot Grigio, Sauvignon Blanc und Chardonnay, aber auch Pinot Bianco wurden bewusst gepflanzt. Dem gegenüber stehen Gewächse aus heimischen Trauben, die deutlich von ihrer Herkunft erzählen. Genau diese Kontraste machen dann die Weine aus Friaul-Julisch Venetien so spannend. Mal ganz davon abgesehen, dass hier auch noch die Margen stimmen. Werfen wir also einen genaueren Blick auf das nordostitalienische Anbaugebiet.

Friaul-Julisch Venetien: Gut zu wissen

Friaul-Julisch Venetien: Geografie und Klima

Im Osten grenzt Friaul-Julisch Venetien an Slowenien, im Norden an Österreich und im Westen ans Veneto. Mit dieser Region teilt es sich auch Anbaugebiete. Prosecco zum Beispiel. Da sich Friaul-Julisch Venetien von den Alpen bis zur Adriaküste erstreckt, ist nicht nur das Klima unterschiedlich, sondern auch die Böden. Dazwischen findet man ein sanftes Hügelland. Je näher man der Adria kommt, desto mediterraner ist das Klima. Richtung Alpen dominieren die kontinentalen Einfüsse. Hier sind die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht besonders hoch. Zugleich sorgen die Julischen Alpen aber auch dafür, dass die Weinberge vor den besonders kalten Winden aus dem Gebirge selbst sowie aus Russland geschützt sind.

 Warme Luftströmungen aus der venezianischen Lagune sorgen dazu für deutlich höhere Temperaturen als im Hinterland. Diese Sandwich-Situation ist ein großer Vorteil. Die warmen Winde ventilieren auch die Feuchtigkeit aus den Weinbergen. Im Friaul regnet es bis zu dreimal so viel wie etwa in den niederschlagreichen deutschen Weinanbaugebieten. Der meiste Niederschlag fällt im Winter und Frühjahr, so dass die Reben keinen Schaden nehmen. In den Ebenen findet man in Friaul-Julisch Venetien vor allem Schwemmlandböden. Es sind die Überreste eines Meeresbecken, dass vor 50 Millionen Jahren den heutigen Friaul-Bereich ausmachte. Typisch für das Anbaugebiet sind karge Steinschichtungen, die man "Ponca" nennt. Dieser Ponca sorgt für einen lockeren, mineralischen und nährstoffarmen Boden, der damit ideal für den Weinbau ist.

Friaul-Julisch Venetien: Geschützte Ursprungsbezeichnungen im Überblick

Drei geschützte geografische Angaben (IGP) und insgesamt 16 geschützte Ursprungsbezeichnungen (DOP) machen das Anbaugebiet Friaul-Julisch Venetien aus. Die geschützten Ursprungsbezeichnungen teilen sich zudem in 12 DOCs (Denominazione di origine controllata) und vier DOCGs (Denominazione di origine controllata e garantita) auf:

Weinstile aus Friaul-Julisch Venetien

Generell lassen sich die Weine aus Friaul-Julisch Venetien nicht über einen Kamm scheren, da sie einfach zu vielfältig und unterschiedlich sind. Trotzdem wagen wir die Quadratur des Genusskreises und werfen einen Blick auf diverse Stile, die nicht nur auf dem italienischen Markt von großer Bedeutung sind, sondern auch für den Export.

Weißweine

• Pinot Grigio: Einer der weltweiten Bestseller aus Friaul-Julisch Venetien ist ohne Frage reinsortiger Pinot Grigio, der mit seiner fruchtigen Frische, einer milden Säure und einem leichten Körper vor allem gerne als Sommerwein genossen wird. Hinzu kommt dann noch ein hervorragendes Preis-Genuss-Verhältnis, das den Fachhandel zudem eine gute Marge bringt. Ein echter Crowdpleaser.
• Ribolla Gialla: Die friulanische weiße Rebsorte schlechthin, die sehr zitronige Weißweine hervorbringt.
• Friulano: Meistangebaute Rebsorte in Friaul-Julisch Venetien. Die Weine sind frisch, fruchtig und eignen sich bestens als Alltagsweine. Sie können bei Ertragsreduktion und einem geschickten Ausbau aber auch sehr langlebige Weine mit komplexer Tiefe hervorbringen.
• Collio Bianco: Cuvée aus bis zu 12 Rebsorten aus der Collio Goriziano. Diese Weine sind besonders vielschichtig und verfügen über eine komplexe Tiefe. Obwohl die Gewächse in der Regel nur wenig Säure haben, profitieren sie von zusätzlicher Flaschenreife.

Rotweine

• Tazzelenghe: Ein rustikaler und herber Rotwein mit hohem Tanningehalt, die Traube hat einen stark "zungenbeißenden" Geschmack (ital.: "tazzalingua"). Er reift vor allem um Manzano, Bùttrio und Ipplis. Passt gut zu Wild und Schweinefleisch.
• Refosco: Eine antike Rebsorte, die im Friaul stark verbreitet ist und als eine der besten friulanischen blauen Trauben gilt. Der Wein ist intensiv rot, schmeckt nach Beeren und ist leicht bitter im Hintergrund. Er passt hervorragend zur regionalen Küche und zu Fleisch und Wild.
• Schioppettino: Seinen Ursprung hat dieser rubinrote Wein in Prepotto in der Grenzregion zu Slowenien. Er gilt als besonders edler und interessanter Wein.

Schaumwein

• Prosecco: Ob nun als Frizzante oder Spumante, mittels Tankgärverfahren oder traditioneller Flaschengärung hergestellt - Prosecco ist der Schaumwein schlechthin aus Friaul-Julisch Venetien. Wobei ein Teil der Rebflächen auch in Venetien liegen. Der Geschmack reicht von süffig und floral über frisch und blumig bis hin zu nussig und komplex. Selbiges gilt dann auch für die UVP sowie die Marge. Beim Prosecco ist quasi alles möglich.

Süßwein

• Ramandolo: Eine sehr alte Rebsorte, die bereits in der Antike existierte und die heute in den Hügeln von Nimis und Ramandolo angebaut wird. Der süße, goldgelbe Wein mit kräftigem Charakter schmeckt voll und weit und ist der einzige DOCG-Wein der Colli Orientali.
• Picolit: Ein edler weißer Süßwein, der schon in römischer Zeit bekannt war, wegen seiner Anfälligkeit (viele Blüten sind beschädigt und können nicht befruchtet werden) aber nur niedrige Erträge bringt. Er wird spät und mit der Hand gelesen und muss dann noch lange in Holzfässern gären, kann deshalb nur zu hohen Preisen verkauft werden.

Friaul-Julisch Venetien: Weine im Detail

Friaul-Julisch Venetien: Wirtschaftsfaktor Wein

Traditionell ist es etwas schwierig, an aktuelle Exportzahlen für italienischen Wein zu kommen. Doch im Juni 2024 hat die italienische Industrie- und Gewerbebank Mediobanca ihren Report zu Italiens Weinsektor veröffentlicht. Dieser stellt fest, was jeder Weinprofi bereits ahnte: In Italien sinken die Absatzwerte - auch beim Export. Allerdings gibt es Ausnahmen. Und eine dieser Ausnahmen ist Friaul-Julisch Venetien! Das Anbaugebiet führte 2023 sogar den Zuwachs auf den Exportmärkten mit einem Plus von 22,3% an. Während Weinexporte auf der ganzen Welt mal mehr, mal weniger stark kriseln, ist das eine sehr beeindruckende Leistung.

 Aber eben auch eine Leistung, die nicht verwundern sollte. Denn kaum ein Weinanbaugebiet dieser Welt ist derart vielfältig aufgestellt. Ob nun Best Buys, Crowdpleaser, Charakterweine oder Naturwein-Exoten. In Friaul-Julisch Venetien findet man tatsächlich alles. Und das auch noch in verschiedenen Farben und Stilrichtungen. Das macht das Anbaugebiet für den weltweiten Weinhandel nach wie vor sehr attraktiv.

Ihre Verkaufsargumente für Weine aus Friaul-Julisch Venetien

• Enorme Bandbreite an unterschiedlichen Weinen
• Großteils sehr gutes Preis-Genuss-Verhältnis
• Jede Qualitätsstufe wird bedient
• Sehr gute Fantastische Speisenbegleiter
• Vor allem Prosecco und Pinot Grigio sehr bekannt und damit selbsterklärend