Chianti-Unterbereiche
Bis 1996 gehörte auch das Chianti Classico zur Chianti-Großzone. Dann wurde es ausgegliedert und fungiert seitdem als eigenständiges Anbaugebiet mit eigenen Produktionsregeln. Dementsprechend besteht das Chianti seitdem aus sieben statt aus acht Unterbereichen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Was folgt, ist eine Kurzvorstellung der einzelnen Unterbereiche inklusive ihrer Charakteristika.
Colli Fiorentini
In den Hügeln südlich von Florenz schmiegen sich die Weinberge der Colli Fiorentini auf 905 Hektar an beide Seiten des Flusses Arno. Normalerweise fühlen sich die internationalen Reben an der Küste der Toskana aufgrund des etwas gemäßigteren Klimas wohler als in der Großzone. In Colli Fiorentini ist das anders, denn gerade zwischen Arno-Tal und dem angrenzenden Chianti Classico ist es oft sehr kühl und feucht. Ein Vorteil für Merlot und Co. - ein Nachteil für Sangiovese. Die Trauben werden auf den sandigen, steinigen und zum Teil kalkhaltigen Böden eher unregelmäßig reif. Dadurch entstehen hier vor allem schlichtere Chianti-Weine.
Es gibt aber auch Weine, die aus einer Höhe zwischen 150 und 420 Metern über dem Meeresspiegel kommen. Diese haben eine größere Aromatik, sind feiner und vielschichtiger. Das Konsortium der Colli Fiorentini hat sich für diese Weine die Abbildung einer Putte auf dem Etikett erdacht. Analog zum Gallo Nero des Chianti Classico. So kann man die besseren Qualitäten auf einem Blick erkennen.
Colli Senesi
Mit 1.400 Hektar Rebfläche ist die Colli Sensi der größte Chianti-Unterbereich - und der südlichste. Einige Teile der Anbaufläche überschneiden sich mit den Bereichen für den Brunello di Montalcino sowie dem Vino Nobile di Montepulciano. Das ist nicht ganz unwichtig, denn es kann vorkommen, dass Trauben, die die Mindestanforderungen für Brunello oder Vino Nobile noch nicht erreichen, dafür in einen Chianti-Wein aus der Colli Sensi kommen.
Die Chianti-Weine aus der Colli Sensi sind leicht am Etikett zu erkennen. Denn während in der Großzone nur die wenigstens Erzeuger den Unterbereich mit aufs Etikett drucken, wird in der Colli Sensi penibel darauf geachtet, genau das zu tun. Die Chianti-Weine von hier sind kompakt und dicht, kraftvoll und voller runder Aromen. Vor allem Sangiovese kann seine volle Strahlkraft entfalten. Und das zu 5 % mehr als in den anderen DOCGs. Schließlich muss 75 % statt 70 % Sangiovese in diesen Chianti-Weinen stecken. Zudem wird in der Colli Sensi auch noch der Dessertwein Vin Santos aus den weißen Rebsorten Trebbiano und Malvasia gekeltert. Eine Zugabe von bis zu 50% Sangiovese ist gestattet. Dann nennt sich der Süßwein allerdings Occhio di Pernice ("Auge des Perlhuhns").
Rùfina
Den wohl besten und bekanntesten Ruf aller Chianti-Unterbereiche hat Rùfina. Ein Großteil der 750 Hektar gehören hier den beiden Adelsfamilien Frescobaldi und Antinori. 24 Kilometer östlich von Florenz schmiegt sich Rùfina an den Sieve - einen Nebenfluss des Arno. Hier türmen sich die toskanischen Hügel auf eine Höhe von bis zu 900 Metern. Das fast schon kontinentale Klima ist geprägt von heißen Tagen und kühlen Nächten.
Die Rùfina-Weine können es geschmacklich locker mit einem Chianti Classico aufnehmen. Zwar sind die Tannine meist etwas präsenter, allerdings glänzen die Weine aus Rùfina mit einer zarten Frucht. Und mit einem sehr beeindruckenden Preis-Genuss-Verhältnis. Wem ein Chianti Classico zu teuer ist, sollte sich die Weine dieser Gegend also unbedingt genauer anschauen.
Colli Aretini
Die 650 Hektar der Colli Aretini bilden keine zusammenhängende Rebfläche. Der Unterbereich besteht sozusagen aus drei Tupfen, die von der Colli Sensi eingerahmt werden. Für die Chianti-Produktion spielt die Colli Aretini eine eher untergeordnete Rolle, da das Gebiet generell zu niedrig liegt. Die Trauben bekommen nicht so viel Sonne ab - was sich dann auch in der Qualität widerspiegelt. Wobei es da durchaus starke Unterschiede gibt. Generell kann man aber sagen, dass ein Chianti aus Colli Aretini eher leichtfüßig und unkompliziert ist und bitte jung genossen werden sollte.
Colline Pisane
Mit gerade einmal 154 Hektar Rebfläche ist die Colline Pisten nahe der namensgebenden Stadt Pisa der zweitkleinste Chianti-Unterbereich. Hier ist die Nähe zum Mittelmeer am größten. In dem milden mediterranen Klima fühlen sich die Sangiovese-Reben erstaunlich wohl. Der Boden ist von lehmhaltiger, roter Erde mit einer Sandauflage geprägt. Das Ergebnis sind leichtfüßige und frische Chianti-Weine, die einen weichen Abgang haben. In der Colline Pisane haben in den vergangenen Jahren vor allem junge Winzerinnen und Winzer von sich reden gemacht, weil sie eine regelrechte Qualitätsoffensive gestartet haben. Seitdem lohnt es sich, diesen Unterbereich auf dem Schirm zu haben.
Montalbano
Namensgeber ist hier ein 500 Meter hoher Berg. Montalbano ist der nordwestliche Unterbereich des Chianti-Gebiets. Auf 318 Hektar entstehen hier sanfte und sehr harmonische Chianti-Weine, die vor allem wegen ihrer fruchtig-blumigen Frische und ihrer seidigen Tannin-Struktur im Gedächtnis bleiben. Allerdings sind diese Chianti-Weine kaum bekannt, da nur wenige Flaschen überhaupt in den Handel kommen. Der Grund ist simpel: Ein Großteil der Sangiovese-Trauben wird nicht für die Produktion eines Chianti-Weins, sondern für den Carmigano DOC verwendet.
Montespertoli
Bis 1996 gehörte das 30 Kilometer südwestlich von Florenz liegende Gebiet eigentlich zur Colli Fiorentini, wurde dann aber abgesplittet. Deswegen ist Montespertoli mit gerade einmal 57 Hektar Rebfläche auch der kleinste Chianti-Unterbereich. Rund um den Ort Montespertoli wird ein ebenso raffinierter wie langlebiger Chianti erzeugt, der seinen Charme vor allem den sanften Mittelmeer-Einflüssen zu verdanken hat. Die Chianti-Weine aus Montespertoli sind geschmeidig, schlank, fruchtig und frisch. Charakteristisch ist der Duft nach Waldfrüchten und Veilchen. Dank der guten Struktur und der eleganten Tannine sind die Weine zwar schon jung genießbar, gewinnen aber durch eine zusätzliche Lagerung. Die Mengen sind allerdings verschwindend gering. Denn die Jahresproduktion beträgt gerade einmal 56 Hektoliter.