Amarone della Valpolicella: Wein-Gigant aus Venetien

Nun besagt eine Legende, dass in den 1930-Jahren ein Kellermeister ein Recioto-Fass versehentlich vergessen haben soll. Ohne Zutun setzte die Gärung noch einmal ein. Der Alkoholgehalt stieg weiter, der Wein ward trocken. Das soll die Geburtsstunde des Amarone della Valpolicalla gewesen sein. Und weil sich die Winzer im Veneto nicht erklären konnten, warum der Wein erneut gärte, deklarierten sie den Vorgang kurzerhand zum "Miracolo dell'Amarone" - dem Wunder vom Amarone. Heute weiß man freilich, dass dafür bestimmte Hefestämme verantwortlich sind, die erst ab einem bestimmten Prozentsatz an Alkohol im Wein aktiv werden. Ihnen ist es zu verdanken, dass ein Amarone auch mal locker 17 oder 18 Volumenprozent Alkohol haben kann.

Amarone della Valpolicella: Gut zu wissen

Appassimento-Verfahren: Die Basis des Erfolgs

Auch wenn es ein Zufall war, dass der Amarone della Valpolicella das Licht erblickte, ist die Produktion an sich streng geregelt. Denn damals wie heute ist das Appassimento-Verfahren der Kern des ganzen Genuss-Zaubers. Hierfür werden die Trauben nach der Lese für etwa 100 bis 120 Tage auf speziellen Gestellen oder in Kisten getrocknet. Durch die Trocknung verlieren die Trauben bis zu 50 % ihres Gewichts, wodurch Zucker, Säure und Aromen konzentriert werden. Die Trauben müssen dabei gesund sein und werden regelmäßig belüftet, um Schimmel zu vermeiden. Diese Technik ist über 1.500 Jahre alt und wird aktuell von der Region Venetien als UNESCO-Weltkulturerbe angemeldet, um die kulturelle Bedeutung der Appassimento-Methode zu würdigen.

Das Anbaugebiet Valpolicella erhielt übrigens 1968 den DOC-Status - und damit eine geschützte Ursprungsbezeichnung. 2010 folgte die Erhebung zum DOCG für Amarone della Valpolicella.

Amarone della Valpolicella: Geografie, Klima und Böden

Das Anbaugebiet des Amarone della Valpolicella liegt im Nordosten Italiens, in der malerischen Valpolicella-Region nahe Verona, zwischen den Alpen im Norden und dem Gardasee im Süden. Die Landschaft ist geprägt von hügeligen Terrassen auf Höhen zwischen 150 und 450 Metern über dem Meeresspiegel, meist nach Südosten oder Südwesten ausgerichtet. Die Region umfasst etwa 240 Quadratkilometer mit drei Tälern (Valpantena, Fumane, Marano) und den Hügeln von Negrar und San Pietro in Cariano. Wobei der Amarone della Valpolicella ausschließlich in 19 Gemeinden produziert werden darf.

Das Klima ist mild und wird durch den Gardasee sowie die umliegenden Berge beeinflusst. Die Alpen und die Lessiner Berge im Norden sorgen für kühlere Fallwinde und schützen vor Unwettern, während im Herbst oft Nebel auftritt, der die natürliche Antrocknung der Trauben für den Amarone begünstigt.

Die Böden sind vielfältig, bestehen hauptsächlich aus Kalkstein, Ton und vulkanischer Asche, was für eine gute Drainage und optimale Nährstoffaufnahme sorgt. Es gibt auch lehmige Böden mit sandigen Komponenten. Diese Bodenvielfalt trägt zur Komplexität und Struktur der Weine bei.

Amarone della Valpolicella: Weine im Detail

Amarone della Valpolicella und seine unterschiedlichen Qualitäten

Obwohl in allen Gemeinden, in denen die Trauben für Amarone della Valpolicella wachsen dürfen, mit Corvina, Rondinella, Corvinone, Molinara, Dindarella, Rossignola oder Oseleta auf identische Rebsorten zurückgreifen, sind die Weine höchst unterschiedlich. Was nicht zuletzt an den sechs unterschiedlichen Abstufungen liegt, die alle wiederum ihre eigenen Vorgaben haben. Um es nicht zu kompliziert zu machen, haben wir da mal einen kompakten Überblick für Sie.

• Amarone della Valpolicella: Grund-DOCG-Wein aus den 19 Gemeinden der Valpolicella-Region mit den Hauptrebsorten Corvina, Rondinella, Corvinone und oft Molinara. Die Trauben werden getrocknet (Appassimento), was dem Wein seinen vollen, kräftigen Charakter verleiht.
• Amarone della Valpolicella Classico: Die Trauben stammen ausschließlich aus den fünf historischen Gemeinden der Classico-Zone (Fumane, Marano, Negrar, San Pietro in Cariano, Sant'Ambrogio). Hier herrscht ein kühleres Mikroklima mit terrassierten Lagen, was zu intensiverer Aromatik führt.
• Amarone della Valpolicella Valpantena: Wein aus der Valpantena-Talzone, die für ihre besonderen Böden und klimatischen Bedingungen bekannt ist und eine eigene Unterzone innerhalb der DOCG darstellt.
• Riserva-Versionen (Amarone della Valpolicella Riserva, Classico Riserva, Valpantena Riserva) unterliegen strengeren Regeln mit längerer Reifezeit: mindestens 4 Jahre Reifung (oft 48 Monate im Holz plus Flaschenreife), was zu komplexeren, vollmundigeren und langlebigeren Weinen führt. Die Riserva-Weine stammen meist aus besonders guten Jahrgängen und besten Lagen, mit sorgfältiger Traubenauswahl und oft höherem Alkoholgehalt (ca. 15,5–16,5%).

Ihre Verkaufsargumente für Amarone della Valpolicella

Amarone della Valpolicella: Wirtschaftsfaktor Wein

Während der weltweite Trend eher zu alkoholärmeren Rotweinen geht, ist der Amarone della Valpolicella nach wie vor ein echter Exportschlager aus Venetien. Und das, obwohl er in Sachen Tiefe, Komplexität und auch Alkoholgehalt wahrlich kein Leichtgewicht ist. Ein erstaunliches Phänomen. Aber eben auch ein leicht erklärbares kleines Wunder. Denn neben dem Barolo und dem Brunello ist der Amarone der dritte der großen italienischen Rotweine mit einem weltweit etablierten großen Renommee. Und das bedeutet eben auch: Kunden greifen gerne zu ihm, da er ein Garant für hohe Qualität ist.