Rhône: Wein aus dem Grenzgebiet

Ob nun Hermitage, Côte Rôtie oder Condrieu im Norden oder Châteauneuf-du-Pape, Gigondas oder Tavel im Süden - das Vallée du Rhône glänzt mit großen Namen und noch größeren Weinen. Kein Wunder, dass es als erstes französisches Weinanbaugebiet eine geschützte Ursprungsbezeichnung bekam. Doch die Gewächse waren auch viele Jahrhunderte zuvor bereits sehr beliebt. Bereits im Mittelalter genoss man am päpstlichen Hof in Avignon die Rhône-Weine.

Rhône-Weine haben Tradition

Mal ganz davon abgesehen, dass es an der Rhône Mitte des 17. Jahrhunderts die erste französische Verordnung zum Herkunftsschutz gab. Also lange bevor das heutige Appellations-System eingeführt wurde. Die Winzer des linken südlichen Rhône-Ufers durften damals ihre Fässer mit einem Siegel versehen, das das Kürzel "CDR" trug - für Côte du Rhône. Ja, Côte. Singular. Denn das rechte Ufer kam erst Mitte des 19. Jahrhunderts hinzu, womit es dann Côtes du Rhône wurde. Also jener Wein, der auch heute noch die Produktionsmenge an der Rhône maßgeblich bestimmt.

Und dann gibt es ja auch noch die vielen Crus, von denen einige auch direkt einen eigenen Appellations-Status haben. Mal ganz von den zwei klimatischen und geografischen Gesichtern abgesehen, die uns die Rhône so zeigt. Was sich dann ja auch in den Weinen widerspiegelt. Deswegen fangen wir erstmal mit den Grundlagen Geografie und Klima an, bevor wir uns den Appellationen und deren Weinen widmen.

Rhône: Gut zu wissen

Rhône: Geografie und Klima

Auf der einen Uferseite das Zentralmassiv, auf der anderen die Alpen-Ausläufer. Und dazwischen? Die Rhône! Mit einer Länge von 800 Kilometern gehört er zu den großen Strömen der Welt. Allerdings sind für den Weinbau lediglich 200 Kilometer des Flusses relevant. Nämlich das Teilstück zwischen Vienne und Avignon. Hier befinden sich die 66.407 Hektar umfassenden Rebflächen an den mal steilen, mal sanften Hängen an beiden Ufern der Rhône. Während im Norden die Hänge besonders steil und schroff sein können, ist der Süden etwas homogener. Allein der kalte aus Norden kommende Wind Mistral scheint die beiden Bereiche zu vereinen. Während im Norden ein eher kontinentales Klima mit heißen Sommern und bitterkalten Wintern vorherrscht, dominiert im Süden ein mediterranes Klima. Ähnlich kontrastreich sind dann auch die Böden. Im Norden dominieren Granit und Schiefer, im Süden Kies, Sand und Lehm.

Rhône-Unterbereiche

Gerade weil nördliche und südliche Rhône derart unterschiedlich sind, trennt man die beiden auch gerne voneinander, wenn man sich die Rhône-Weine genauer anschaut. Einfach, weil sie aufgrund von Geografie und Klima viel zu unterschiedlich sind. Mal ganz davon abgesehen, dass auch der Rebsortenspiegel höchst kontrastreich ist. An der nördlichen Rhône ist Syrah zum Beispiel die einzige offiziell zugelassene rote Rebsorte. Die wichtigsten Weißweinsorten sind hier Marsanne, Roussanne und Viognier. An der nördlichen produziert man nur knapp 10% der gesamten Rhône-Weine.

Die restlichen 90% kommen also aus dem Süden, der auch heterogener aufgestellt ist. Hauptrebsorte ist hier Grenache, flankiert von Syrah und elf weiteren roten Rebsorten wie etwa Carignan, Cinsault und Mourvèdre. Acht weiße Trauben wie Marsanne, Roussanne, Viognier, Grenache Blanc, Clairette Blanche oder auch Uni Blanc komplettieren den Rebsortenspiegel an der südlichen Rhône. Während man im Norden an den steilen Hängen häufig noch die Einzelpfahl-Erziehung findet, dominiert im Süden die Drahtrahmen-Variante.

Rhône-Weine im Detail

Klassifizierung der Rhône-Weine

Generell unterscheidet man an der Rhône zwischen IGP (Indication géographique protégée = geschützte geografische Angabe) und AOP (Appellation d’origine protégee = geschützte Ursprungsbezeichnung). Von den AOPs sind einige zudem auch als Crus anerkannt, was schnell mal zu Verwirrungen führen kann. Deswegen haben wir da einen kompakten Überblick für Sie parat.

IGP-Weine der Rhône in alphabetischer Reihenfolge

• Bouches-du-Rhône
• Collines Rhodaniennes
• Coteaux Flaviens
• Coteaux de l'Ardèche
• Mediterranee
• Vaucluse

AOP-Weine der Rhône inklusive Cru-Status

• Beaumes-de-Venise (Cru)
• Côtes du Vivarais
• Côtes du Rhone Villages
• Hermitage (Cru)
• Clairette de Die
• Crémant de Die
• Côtes du Rhone
• Chateauneuf-du-Pape (Cru)
• Gigondas (Cru)
• Côte Rôtie (Cru)
• Rasteau (Cru)
• Tavel (Cru)
• Condrieu (Cru)
• Cornas (Cru)
• Saint Joseph (Cru)
• Crozes-Hermitage (Cru)
• Vacqueyras (Cru)
• Côtes du Ventoux
• Côtes du Luberon
• Chateau-Grillet
• Coteaux de Pierrevert
• Coteaux du Tricastin
• Lirac (Cru)
• Muscat de Beaumes-de-Venise
• Saint-Péray (Cru)
• Grignan-les-Adhémar
• Luberon
• Ventoux
• Vinsobres (Cru)
• Costières de Nîmes
• Cairanne
• Duché d'Uzès
• Côtes du Rhône Villages Sablet
• Côtes du Rhône Villages Valréas
• Chatillon en Diois
• Coteaux de Die

Rhône-Weinstile

Noch vor ein paar Jahren waren 90% der Rhône-Weine rot. Dies hat sich inzwischen geändert. 2023 produzierten die Winzerinnen und Winzer 74% Rotweine. Auf dem zweiten Platz liegen die Rosés mit 14% - dicht gefolgt von den Weißweinen mit 12%. Wobei hier auch schon die Schaumweine inkludiert sind. Generell ist es schwierig, die Weine der Rhône über einen Kamm zu scheren. Zum einen liegt das an den krass unterschiedlichen Bedingungen von Norden und Süden, zum anderen natürlich an den zugelassenen Rebsorten, die sich eben auch unterscheiden.

Generell kann man aber sagen, dass die Rhône-Weine in der Regel alkoholstark und intensiv sind. Aufgrund der Klimaerwärmung ist vor allem der immer weiter steigende Alkohol durchaus ein Problem, dem sich die Betriebe inzwischen gezielt annehmen. Rote Rhône-Weine haben meist sehr viel Tannin und können eine kleine Ewigkeit reifen. Zudem sind sie vor allem im Herbst und Winter ideale Speisenbegleiter für Schmorgerichte. Die Weißweine sind ebenso üppig wie intensiv, wobei es auch geschmeidigere Varianten gibt, die sich gut als Sommerweine eignen. Eine genauere Betrachtung der unterschiedlichen Weinstile finden Sie direkt bei den Appellationen.

Rhône: Wirtschaftsfaktor Wein

Wie auch Bordeaux ist das Anbaugebiet Rhône ein Garant für intensive und vollmundige Weine. Und genau das ist wirtschaftlich derzeit das Problem. Denn überall auf der Welt fragt die Weinkundschaft inzwischen eher schlankere und leichtfüßigere Weine nach, die weniger Alkohol haben. Hinzu kommt, dass der Weißweinkonsum immer mehr zunimmt, an der Rhône aber hauptsächlich Rotweine produziert werden.

Doch darauf reagiert man an der Rhône. Denn während die Produktion von Rotweinen und Rosés seit 2019 sinken, steigt die Zahl der hergestellten Weißweine. Zudem legt man bei der Vermarktung der Weine generell einen großen Fokus auf Côtes du Rhône und Côtes du Rhône Villages, die nicht ganz so intensiv und alkohollastig daherkommen. Und mit zusammen 57% bilden sie dann auch inzwischen die größte Weinmenge der Rhône. Interessant ist, dass 62% der produzierten Weinmenge als Fassweine auf den Markt kommen. 33% werden als Flaschenweine vermarktet. 5% frische Trauben komplettieren den Verkauf.

Die Rhône hat inzwischen aber auch mit Absatzschwierigkeiten zu kämpfen. Im Vergleich von 2022 auf 2023 sank die Exportmenge um 10%. Auch der gehandelte Warenwert sank um 10%. Aufgrund des großen Handelsvolumens stürzt das die Rhône noch nicht in die Krise. Aber der Weinbauverband hat die Zeichen erkannt. Die gezielte Vermarktung von Côtes du Rhône und Côtes du Rhône Villages sowie die Steigerung der Weißwein-Produktion sind neben einer steigenden nachhaltigen und ökologischen Bewirtschaftung nur drei von vielen Stellschrauben, an denen man derzeit dreht, um die Rhône-Weine auf dem Weltmarkt wieder attraktiver zu machen.

Ihre Verkaufsargumente für Rhône-Weine

• Intensive und vollmundige Weine
• Crus mit viel Prestige
• Alltagsweine mit hervorragendem Preis-Genuss-Verhältnis
• Große stilistische Bandbreite: Vom Charakterkopf über den Gaumenschmeichler bis hin zum Charmeur
• Älteste Weinregion Frankreichs
• Perfekte Herbst- und Winterweine