Provence: Wein-Erfolg in rosa

Die Römer, die um 200 v. Chr. in die Region kamen, trugen maßgeblich zur Weiterentwicklung und Verbreitung des Weinbaus bei. Sie nannten das Gebiet "Provincia Romana", woraus sich der heutige Name Provence ableitet. Mit der römischen Expansion breitete sich der Weinbau auch in andere Teile Frankreichs aus, wie Burgund, Beaujolais, das Rhône-Tal , die Gascogne und Bordeaux.

Ein entscheidender Moment in der Geschichte des provenzalischen Weins ereignete sich um 100 v. Chr. Die Winzer in Massilia (dem heutigen Marseille) führten eine kurze Maischegärung vor der Fermentation ein, was zu Weinen mit einer blassen, rosenblattähnlichen Farbe führte. Diese hellen Weine, Vorläufer des heutigen Rosés, erlangten schnell Berühmtheit und wurden zum bevorzugten Getränk der Aristokratie.

Spezialisierung auf Roséwein

Die Spezialisierung der Provence auf Roséwein ist das Ergebnis einer langen Tradition, gepaart mit günstigen klimatischen Bedingungen und geschicktem Marketing. Obwohl die Region seit der Antike alle Arten von Wein produzierte, begann die bewusste Fokussierung auf Rosé in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 

Mehrere Faktoren trugen zu dieser Entwicklung bei: 

• Klimatische Bedingungen: Das mediterrane Klima der Provence mit viel Sonnenschein und der kühlenden Wirkung des Mistral-Winds begünstigt die Produktion frischer, fruchtiger Roséweine.
• Konsumentenvorlieben: Mit dem Aufkommen des Massentourismus in den 1960er- und 1970er-Jahren entdeckten viele Gäste den leichten, erfrischenden Charakter der provenzalischen Roséweine, die perfekt zum Lebensstil und der Küche der Region passten.
• Technologische Fortschritte: Verbesserte Kühltechniken und schonendere Pressverfahren ermöglichten es den Winzern, feinere und elegantere Roséweine zu produzieren.
• Marketing-Strategien: In den 1990er- und 2000er-Jahren begannen die Winzer der Provence, ihre Roséweine gezielt als hochwertige, Lifestyle-orientierte Produkte zu vermarkten.
• Qualitätssteigerung: Kontinuierliche Verbesserungen in Weinberg und Keller führten zu einer deutlichen Steigerung der Qualität, was die Reputation der Provence-Rosés weiter festigte.

Heute ist die Provence weltweit führend in der Produktion hochwertiger Roséweine, die für ihren charakteristischen blassen Farbton und ihre frische, fruchtige Art bekannt sind. Diese Spezialisierung hat sich als äußerst erfolgreich erwiesen und die Provence zu einer der bekanntesten Weinregionen Frankreichs gemacht.

Provence: Gut zu wissen

Provence: Geografie, Klima und Böden

Die Provence erstreckt sich entlang der französischen Mittelmeerküste, beginnend an der italienischen Grenze im Osten bis zum Fluss Rhône im Westen. Im Norden reicht sie bis kurz hinter Briançon, das auf über 1.200 Metern Höhe in den Alpen liegt. Diese geografische Vielfalt trägt maßgeblich zur Komplexität und Vielfalt der Weine bei. Das Anbaugebiet zeichnet sich durch ein klassisches mediterranes Klima aus. Die Winter sind mild, gefolgt von sehr warmen Sommern mit wenig Niederschlag. Ein herausragendes Merkmal ist die außergewöhnliche Sonneneinstrahlung: Die Weinreben erhalten hier mehr als 3.000 Sonnenstunden pro Jahr, doppelt so viel wie für die vollständige Reifung der Trauben notwendig wäre. Diese Fülle an Sonnenlicht kann jedoch auch zur Überreifung der Trauben führen, wenn die Winzer nicht vorsichtig sind.

Ein weiterer wichtiger klimatischer Faktor ist der Mistral, ein starker, kalter und trockener Wind aus dem Norden. Der Mistral hat sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf den Weinbau. Positiv: Er kühlt die Trauben bei großer Hitze und trocknet sie nach Regenfällen, was vor Fäulnis und Krankheiten schützt. Negativ: Er kann Schäden an den Reben verursachen, wenn diese nicht gut geschützt sind. In Gebieten mit besonders starkem Wind sind die idealen Weinbergslagen an nach Süden ausgerichteten Hängen zu finden, die einen gewissen Schutz vor der Kraft des Mistrals bieten.

Die Böden der Provence sind äußerst vielfältig und lassen sich nicht verallgemeinern. In einigen isolierten Gebieten, wie der AOP Cassis und in Küstennähe, finden sich Kalkstein- und Schieferablagerungen. Diese Bereiche werden oft mit weißen Rebsorten bepflanzt, die auf diesen Bodentypen besonders gut gedeihen. Einige Küstengebiete weisen Böden mit einem höheren Anteil an Schiefer und Quarz auf, während im Landesinneren mehr Ton und Sandstein zu finden sind. Diese Bodenvielfalt trägt zur Komplexität und zum Charakter der Weine bei und ermöglicht es den Winzern, eine breite Palette an Rebsorten anzubauen und verschiedene Weinstile zu produzieren.

Provance-Weine im Detail

Provence-Weine: Appellationen

Die Weinregion Provence ist in neun Subregionen unterteilt, die zugleich auch eigenständige Appellationen sind und die jeweils ihre eigenen charakteristischen Merkmale aufweisen4. Hier eine Übersicht über diese Regionen:

Côtes de Provence AOP

Dies ist die größte und bekannteste Appellation der Provence. Sie umfasst vier zusätzliche geografische Bezeichnungen, die auf dem Etikett angegeben werden dürfen: Fréjus, La Londe, Pierrefeu und Sainte-Victoire.

Coteaux d'Aix-en-Provence AOP

Die zweitgrößte Appellation, gelegen nördlich von Marseille um die mittelalterliche Stadt Aix-en-Provence. Diese Region ist stark vom Mistral beeinflusst und genießt durchschnittlich 2.900 Sonnenstunden pro Jahr. Die Roséweine aus dieser Region zeichnen sich durch Frische, Duft und subtile Fruchtaromen aus, gepaart mit einer angenehmen Mineralität.

Coteaux Varois en Provence AOP

Diese Appellation liegt im Herzen der "kalkhaltigen Provence". Die Produktion ist auf 28 Gemeinden um Brignoles beschränkt. Das kontinentale Klima und die kalkhaltigen Böden verleihen den Weinen eine ausgeprägte Frische und lebendige Fruchtigkeit.

Les Baux-de-Provence AOP

Die westlichste Appellation der Provence und die einzige, die vollständig biologisch wirtschaftet. Viele Produzenten arbeiten hier biodynamisch. Die Roséweine sind vollmundig und zeigen oft nussige Noten sowie eine mineralische Textur5.

Pierrevert AOP

Pierrevert liegt im nördlichen Teil der Provence, in den Alpes-de-Haute-Provence. Es ist eines der höchstgelegenen Weinbaugebiete Frankreichs mit einem kontinentalen Klima, das durch mediterrane Einflüsse gemildert wird. Produziert werden Rot-, Weiß- und Roséweine. Die Rotweine bestehen hauptsächlich aus Grenache und Syrah, während Vermentino und Grenache Blanc die Weißweine dominieren.

Bandol AOP

Bekannt für seine Weinberge mit maritimem Einfluss und den hohen Anteil an Mourvèdre in der Cuvée. Die Roséweine sind würzig, reich und aromatisch. Von allen Provence-Rosés haben diese das beste Alterungspotenzial.

Cassis AOP

Dieses kleine Anbaugebiet liegt direkt an der Küste in der Nähe von Marseille, geschützt durch das Cap Canaille. Cassis ist vor allem für seine trockenen Weißweine bekannt, die rund 70 % der Produktion ausmachen. Die Weißweine haben eine ausgeprägte Mineralität mit Aromen von Zitrusfrüchten und weißen Blüten.

Bellet AOP

In den Hügeln rund um Nizza gelegen, profitiert Bellet von einem Mikroklima mit mediterranen Einflüssen. Bellet produziert charaktervolle Rot-, Weiß- und Roséweine. Die Gewächse haben oft intensive Aromen und eine markante Struktur, die sie von anderen provenzalischen Weinen unterscheidet

Palette AOP

Palette liegt in der Nähe von Aix-en-Provence auf kalkhaltigen Böden mit einem geschützten Mikroklima. Diese Appellation ist bekannt für ihre traditionellen Herstellungsmethoden und außergewöhnlichen Weine mit hohem Alterungspotenzial.

Ihre Verkaufsargumente für Provence-Weine

Rosé de Provence und seine Stile

Ein typischer Côtes-de-Provence Rosé präsentiert sich mit einer zarten, blassrosa Farbe, die an Rosenblüten oder Lachsrosa erinnert. In der Nase offenbart er oft Aromen von roten Früchten wie Himbeeren und Erdbeeren, aber auch Noten von schwarzen Johannisbeeren und Brombeeren. Hinzu kommen häufig würzige Noten der Provence wie Lorbeer, Thymian oder Garrigue sowie pflanzliche und mineralische Aromen wie Fenchel, Anis und Kiefer2. Am Gaumen zeichnen sich Provence-Rosés durch ihre Frische und Lebendigkeit aus. Sie sind in der Regel trocken ausgebaut und bieten eine ausgewogene Säurestruktur, die für eine erfrischende Trinkbarkeit sorgt. Die Fruchtaromen setzen sich am Gaumen fort und werden oft von einer subtilen Mineralität begleitet, die auf die kargen, kalkhaltigen Böden zurückzuführen ist.

Es gibt auch Unterschiede in der Intensität und Komplexität der Weine. Einige Provence-Rosés sind leicht und unkompliziert, ideal für den schnellen Genuss an warmen Sommertagen. Andere wiederum sind strukturierter und komplexer, mit einer bemerkenswerten Lagerfähigkeit. Die Vielseitigkeit des Provence-Rosés zeigt sich auch in seiner Eignung als Speisebegleiter. Er passt hervorragend zu mediterranen Gerichten, gegrilltem Fisch, Meeresfrüchten und leichten Salaten. Einige kräftigere Varianten können sogar gegrilltes Hähnchen oder Gemüsespieße begleiten.

Provence: Wirtschaftsfaktor Wein

Die Provence produziert jährlich durchschnittlich 166 Millionen Flaschen Wein, wovon 91% Roséweine sind. Dies entspricht etwa 151 Millionen Flaschen Rosé pro Jahr. Die Provence ist damit die führende französische Region in der Produktion von AOP-Roséweinen und macht zwischen 40% und 45% der nationalen Rosé-Herstellung aus. Auf globaler Ebene trägt die Provence etwa 5% zur weltweiten Roséwein-Produktion bei.

Der Exportmarkt spielt eine entscheidende Rolle für die Weinwirtschaft der Provence. In den letzten 15 Jahren sind die Exporte um beeindruckende 500% gestiegen. Aktuell werden mehr als 55 Millionen Flaschen Rosé jährlich exportiert, wobei die USA mit einem Anteil von 37% am Exportvolumen der wichtigste Auslandsmarkt sind. Die Kombination aus Qualität, Markenbekanntheit und wachsender globaler Nachfrage macht Roséweine aus der Provence zu einem vielversprechenden Produkt für Weinhändler weltweit.