Médoc: Wein-Vielfalt vom Linken Ufer

Kaum ein anderes Anbaugebiet in Bordeaux hat derart viel Prestige, Abwechslung und unterschiedliche Qualitäten sowie Preisgefüge zu bieten, wie das Médoc. Wobei Médoc tatsächlich nicht gleich Médoc ist. Was nicht zuletzt an der beeindruckenden Größe von 16.000 Hektar liegt. Damit setzt sich das Médoc flächenmäßig sogar noch vor die generische Appellation Bordeaux Supérieur mit ihren 12.412 Hektar. Innerhalb des Médoc befinden sich acht Appellationen. Was folgt, ist ein geografischer Überblick.

Médoc-Wein: Geografie

Streng genommen ist das Anbaugebiet Médoc eine flache bis leicht gewellte Landzunge, die sich 70 Kilometer lang zwischen Atlantik und Gironde bis zur Gabelung von Garonne und Dordogne schlängelt. Innerhalb dieses Gebietes befinden sich wiederum acht kommunale Appellationen (Appellation d’origine protégee – AOP), die man alle dem Großgebiet Médoc zurechnet.

Die acht Appellationen von Norden nach Süden im Überblick

• Médoc
• Saint-Estèphe
• Pauillac
• Saint-Julien
• Listrac-Médoc
• Moulis
• Margaux
• Haut-Médoc

Zugegeben, es ist etwas verwirrend, dass die kommunale Appellation Médoc im Großgebiet Médoc liegt. Früher nannte man die nördlichste Appellation deswegen auch Bas-Médoc. Also „unteres“ Médoc – quasi als Gegenstück zu Haut-Médoc, also dem „oberen“ Médoc. In der nördlichen Appellation produziert man vorwiegend unter der generischen Bezeichnung Médoc. Aber genau das ist auch in den sieben anderen AOPs möglich, wenn für die kommunale Bezeichnung zum Beispiel nicht alle Bestimmungen erfüllt sind. Wobei vor allem in den Prestige-Appellationen wie Saint-Estèphe, Pauillac, Saint-Julien und natürlich Margaux prozentual nur wenige Weine unter dem generischen Label von Médoc auf den Markt kommen. Hier nutzt man die Strahlkraft der eigenen Appellation für den Absatz der produzierten Weine sehr geschickt. Neben dem Namen spielt aber auch die Klassifikation eine entscheidende Rolle. Das Bordelaiser Klassifikationssystem nahm im Médoc seinen Anfang. Werfen wir einen genaueren Blick darauf.

Médoc: Gut zu wissen

Médoc-Klassifizierungen

Von den fünf Bordeaux-Klassifizierungen stammen sage und schreibe drei aus dem Médoc. Dementsprechend kommen sie auch ausschließlich hier zum Einsatz. Seit jeher sind die Klassifikationen der Médoc-Weine ein Qualitätsgarant. Zudem helfen sie sehr dabei, die Gewächse zu vermarkten.

Grands Crus Classés von 1855

Anlässlich der Weltausstellung in Paris, ließ Napoleon III. die Rotweine aus dem Médoc (und einen Rotwein aus Graves) sowie die Süßweine aus Sauternes und Barsac von der Bordelaiser Industrie- und Handelskammer klassifizieren. Die Auswahlkriterien waren damals die Bekanntheit der Crus der einzelnen Châteaux sowie die Preise, die man für den Grand Vin aufrief. Seitdem gibt es im Rotweinbereich fünf Châteaux mit dem Status Premier Crus, 14 Deuxièmes Crus, 14 Troisièmes Crus, 10 Quatrièmes Crus und 18 Cinquièmes Crus. Für Süßweine gibt es einen Premier Cru Supérieur, 11 Premiers Crus sowie 15 Deuxièmes Crus. Die Klassifikation hat bis heute Bestand. Es gab nur eine einzige Überarbeitung. Im Jahr 1973 durfte das Château Mouton Rothschild vom Deuxième-Status in den Rang eines Premier Grand Cru Classé aufsteigen.

Crus Bourgeois du Médoc

1932 erstellten die Bordelaiser Weinkommissionäre unter der Schirmherrschaft der Handelskammer von Bordeaux und der Landwirtschaftskammer der Gironde eine Liste mit Rotweinen, die aus den acht Médoc-Appellationen kamen. Diese Liste bildete die besten Weine der Châteaux aus Médoc, Haut-Médoc, Listrac, Moulis, Margaux, Saint-Julien, Pauillac und Saint-Estèphe ab. Ob die Qualität stimmt, um in der Alliance des Cru Bourgeois zu sein, wird jedes Jahr nachgeprüft. In der Regel sind zwischen 240 und 260 Châteaux Teil dieser Allianz, die dann Cru Bourgeois auf das Etikett schreiben dürfen. Derzeit sind das dann etwas mehr als 40% aller Médoc-Weingüter.

Crus Artisans

Eigentlich bezeichnete man früher vor allem Handwerker, die auch Weinbau betrieben, als Artisans. Diese Bezeichnung griff man 1989 mit der Gründung der Crus Artisans wieder auf - und zwar im Médoc. Bewerben durften sich ausschließlich kleine bis mittlere Selbstvermarkter. Außerdem dürfen diese Weine ausschließlich aus den acht AOPs Médoc, Haut-Médoc, Listrac, Moulis, Margaux, Saint-Julien, Pauillac und Saint-Estèphe stammen. Bewertet werden Qualität und Wert der Weine. Der Status wird alle fünf Jahre überprüft. Derzeit haben 36 Châteaux den Status Crus Artisans. Seit 1994 dürfen die Produzierenden dank einer Regelung der Europäischen Union zudem auch Cru Artisan auf das Etikett drucken.

Médoc-Weine im Detail

Médoc-Weinstile

Schon allein aufgrund der Größe des Anbaugebiets, lassen sich die Médoc-Rotweine nicht über einen Kamm scheren. Dafür ist das Terroir der einzelnen Appellationen dann doch zu unterschiedlich. Deswegen dröseln wir die Weinstile kompakt für Sie auf.

Médoc

Die nördliche AOP ist die einzige Médoc-Appellation, in der häufig Merlot die Cuvées dominiert - und nicht Cabernet Sauvignon, wie sonst am Linken Ufer üblich. Deswegen sind die meisten Weine von hier bereits nach fünf Jahren trinkreif. Die Rotweine sind in der Regel strukturiert, robust und rund und glänzen mit Anklängen von Lakritz, roten und schwarzen Früchten. Altern die Weine, kommen dann noch Aromen von Röstkaffee hinzu.

Saint-Estèphe

In Saint-Estèphe sind die oberen Böden leicht und ruhen auf einer Ton- und Kalkschicht. Das bringt reichhaltige, fruchtige und gut strukturierte Rotweine mit Anklängen von Schwarzer Johannisbeere, Veilchen, Mokka, Vanille und Gewürzen hervor. Die von Cabernet Sauvignon geprägten Cuvées sind extrem lagerfähig. Bis zu 50 Jahre sind kein Problem.

Pauillac

Ohne Frage ist Pauillac eine der Prestige-Appellationen im Médoc. Die Reben gedeihen hier auf einem Sandboden mit feinen Kieseln. Die Weine sind robust und reichhaltig, haben aber zugleich ein feines Bouquet mit Aromen von Schwarzkirsche, Schwarzer Johannisbeere, Rose, Iris, Lakritz und Weihrauch. Die Weine haben eine sehr starke Tanninstruktur, weswegen man sie bis zu 30 Jahre reifen lassen kann.

Saint-Julien

Die Reben in Saint-Julien wurzeln tief in den ton- und kalthaltigen Boden, den eine Kiesschicht bedeckt. Die Rotweine sind kräftig und opulent, haben aber sehr feine und samtige Tannine. In Nase und am Gaumen dominieren intensiv-komplexe Noten von Heidelbeere, Schwarzer Johannisbeere, Dörrpflaumen, Tabak und Lakritz. Bis zu 50 Jahre Lagerfähigkeit zeichnen diese Médoc-Weine aus.

Listrac-Médoc

Auf dem Kies- und Schlammplateau von Moulis wachsen ausschließlich Cabernet Sauvignon und Merlot. Die Rotweine sind elegant und robust zugleich, mit runden und vollmundigen Tanninen, die den Weinen eine angenehme Textur verschaffen. Hinzu kommen dann noch komplexe und sehr intensive Anklänge von Schwarzer Johannisbeere, Vanille, Veilchen, Lakritz und Rauch. Die Weine können bis zu 30 Jahre reifen.

Moulis

Auf dem Kies- und Schlammplateau von Moulis wachsen ausschließlich Cabernet Sauvignon und Merlot. Die Rotweine sind elegant und robust zugleich, mit runden und vollmundigen Tanninen, die den Weinen eine angenehme Textur verschaffen. Hinzu kommen dann noch komplexe und sehr intensive Anklänge von Schwarzer Johannisbeere, Vanille, Veilchen, Lakritz und Rauch. Die Weine können bis zu 30 Jahre reifen.

Margaux

Und noch eine Prestige-Appellation! Auch in Margaux gedeihen die Reben auf einem Kies- und Schlammplateau, das sich von Moulis herüberzieht. Die kräftigen Rotweine haben ein komplexes Bouquet mit fruchtigen Aromen von Himbeere, Kirsche und roter Johannisbeere, aber auch blumige und würzige Noten sowie Röstaromen. 30 Jahre Lagerung sind vor allem für die Grands Vins mühelos möglich.

Haut-Médoc

In Haut-Médoc findet man die Reben auf Flussterrassen mit Kiesablagerungen. Die Rotweine sind lebhaft, körperreich und kräftig, mit komplexen Anklängen von Brombeere, Roter Johannisbeere und Lakritz. Manchmal kommen auch Minze und Gewürze hinzu. Diese eleganten Weine eignen sich für eine Lagerung von fünf bis 30 Jahre.

Médoc und seine Marktsituation

Während das Anbaugebiet Bordeaux derzeit in einem starken Wandel ist, sind die Marktverhältnisse in der Großregion Médoc tatsächlich recht stabil. Dies ist nicht zuletzt dem Prestige von Appellationen wie Saint-Estèphe, Pauillac, Saint-Julien oder Margaux zu verdanken – und natürlich der Klassifikation aus dem Jahr 1855. Die Weine von Châteaux wie Montrose, Margaux, Phélan-Ségur, Palmer, Latour und natürlich Mouton Rothschild sind weltweite Legenden. Tatsächlich ist die Renommee-Dichte der Châteaux nirgendwo sonst in Bordeaux derart hoch wie im Médoc.

Im Windschatten dieser Legenden verkaufen auch andere Châteaux nach wie vor ihre Weine. Was dann aber nicht nur für die ersten Gewächse gilt, die auch im Einkauf schnell mal dreistellige Beträge kosten. Von 5 bis 500 Euro ist im Médoc tatsächlich alles möglich. Die größte Weinmenge bewegt sich zwischen 10 und 20 Euro. Für den Fachhandel ein ideales Preissegment. Vor allem, wenn man bedenkt, dass man hier mit den Appellationen auch das Ansehen des Namens mit ins Weinregel stellt und seinen Kund:innen anbietet. Das macht die Weine aus dem Médoc für den Weinfachhandel sehr interessant.

Ihre Verkaufsargumente für Médoc-Weine

• Von 5 bis 500 Euro ist für jede Zielgruppe der passende Wein dabei
• Große Châteaux-Namen und echte Insider-Tipps innerhalb einer Region
• Rotweine kann man jung genießen, viele haben aber auch ein hervorragendes Reifepotenzial
• Die Stile der einzelnen Appellationen sind klar erkennbar - und dementsprechend einfach der Kundschaft zu vermitteln