FRANKREICH — Wein-Land par exellence

Trotz stagnierender und teilweise sogar sinkenden Absatzahlen ist Frankreich beim Wein die „grande Nation“. Die Bordeaux-Blends eroberten nicht nur die Welt, sondern fanden global viele Nachahmer. Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah auf der roten und Chardonnay auf der weißen Seite sind aus fast keiner Weinbaunation wegzudenken. Ihren Ursprung haben sie in Frankreich. Was folgt, ist ein Überblick zu den wichtigsten französischen Wein-Aspekten.

Frankreich-Wein: Geografie

Frankreichs Wein-Geografie lässt sich sehr effektiv einteilen. Nämlich in drei Großräume. Im Süden befinden sich die Anbaugebiete Languedoc-Roussillon, Provence, Korsika und die südliche Rhône. In entgegengesetzter Richtung, also im Norden, sind indes das Elsass, die Champagne, Burgund, das Beaujolais, Jura, Savoyen, Lothringen, der nördliche Teil der Loire sowie der Rhône verortet. Im Westen bzw. im Südwesten komplettieren die südliche Loire, Bordeaux und Sud-Ouest die insgesamt 14 Weinanbaugebiete.

Weinanbaugebiete im Überblick

• Beaujolais
• Bordeaux
• Burgund
• Champagne
• Elass
• Jura
• Korsika
• Languedoc-Roussillon
• Loire
• Lothringen
• Provence
• Rhône
• Savoyen
• Sud-Ouest

Doch so kompakt, wie es nach dieser Einteilung anzunehmen ist, ist Frankreich leider nicht. Jedes Anbaugebiet ist noch einmal in Unterzonen und geschützte Ursprungsbezeichnungen eingeteilt. Und jede davon bringt für die Winzer ein eigenes Regelwerk mit sich. Genau aus diesem Grund ist es sinnvoll, einen Überblick der französischen Weingesetze inklusive der Bezeichnungen für die unterschiedlichen Qualitätsstufen zu haben.

Frankreich: Gut zu wissen

Französisches Weingesetz und die Ursprungsbezeichnung

• Vin de France — Weine ohne geografische Angabe. Die Trauben können also aus dem gesamten Land stammen.
• IGP — Indication géographique protégée – seit 2009 die von der Europäischen Union vorgegebene Bezeichnung für Weine mit geschützter geografischer Angabe (g.g.A.). Sprich: Es handelt sich um traditionellen Landwein, der bis 2009 auch unter dem Namen Vin de Pays (VdP) bekannt war. Aufgrund der EU-Verordnung von 2009 ist diese Bezeichnung inzwischen allerdings nicht mehr üblich.
• AOP — Appellation d’origine protégee – geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.). Bis 2009 hieß es AOC (Appellation d'origine contrôlée), was aufgrund der EU-Vereinheitlichung aber nicht mehr gebräuchlich ist.

Rebflächen können sowohl zu einer allgemeinen wie auch zu einer höherwertigen Appellation gehören. Ein Beispiel: Die Trauben für einen Wein stammen allesamt aus der AOP Médoc. Doch der daraus entstandene Wein entspricht nicht in allen Bereichen den gesetzlichen Vorgaben der Appellation. So hat er zum Beispiel zu wenig Alkohol oder beinhaltet mindestens eine Rebsorte, die in den AOP-Statuten nicht zugelassen ist. Je nach Eigenschaft können Produzenten den Wein dann aber unter einer generischen Appellation vermarkten. In diesem Beispiel stünden dann Bordeaux oder Bordeaux Supérieur zur Auswahl. Wobei für einen Bordeaux Supérieur noch einmal strengere gesetzliche Vorgaben gelten als für einen Bordeaux.

In Frankreich entwarf man den Herkunftsschutz erstmals Anfang des 20. Jahrhunderts. Mit der Gründung des Instituts national de l’origine et de la qualité (INAO) setzte man es dann ab 1935 sukzessive um. Inzwischen gibt es in Frankreich über 400 Appellationen, deren jeweilige Gesetzgebungen durch die INAO festgelegt und überwacht werden. Das betrifft unter anderem den Rebsortenspiegel, Ertragsmenge, Lesebedingungen, gewissen Produktionsschritte und den Alkoholgehalt.

Französisches Klassifikationssystem

Bereits vor den heute geltenden gesetzlichen Vorgaben zur Ursprungsbezeichnung, hat sich in Frankreich ein sehr ausgeklügeltes und detailreiches Klassifikationssystem entwickelt. Die erste Klassifikation überhaupt fand 1855 anlässlich der Pariser Weltausstellung in Bordeaux statt. Wobei sich die Klassifikation nur auf die Médoc, Sauterne und Barsac in Bordeaux beschränkte. Es war die Geburtsstunde der Grands Crus Classés. Allerdings werden hier nicht Gemeinden mit ihren Rebflächen klassifiziert, wie sonst überall in Frankreich üblich, sondern einzelne Châteaux. Das System beginnt mit der Einstiegskategorie Cinquièmes Grands Crus Classés und geht bis zur besten Stufe der Premiers Grands Crus Classés.

Im Jahr 1955 folgte in Bordeaux zudem die Klassifikation der Gewächse aus der Appellation Saint-Émilion, die im Wesentlichen der Médoc Klassifizierung folgt, bei den Premiers Grands Crus Classés zwischen A (die besten Weingüter) und B unterscheidet. Im restlichen Frankreich sind die Klassifikationen nicht ganz so kompliziert. Generell werden hier die Rebflächen einer Gemeinde eingeteilt, wobei Premier Cru und Grand Cru hierarchisch die besten Qualitäten hervorbringen.

Französische Weine: Top 3

Bekannte Weinarten aus Frankreich

Französische Weine sind ebenso zahlreich wie unterschiedlich. Trotzdem gibt es bestimmte Arten und Stile, die sich seit langer Zeit einer großen Beliebtheit erfreuen. Besonders bekannte französische Weine sind unter anderem:

Französische Rotweine

• Bordeaux aus den unterschiedlichen Appellationen. Hier unterscheidet man inzwischen den traditionellen Stil (elegant, betonte Tannine in jungen Jahren, lange Lagerfähigkeit) und den modernen Stil (fruchtiger, zugänglicher, muss nicht lange lagern).
• Fruchtig-eleganter Pinot Noir aus dem Burgund (unterschiedliche Appellationen)
• Feurig-intensive Rhône-Weine aus Appellationen wie Hermitage, Côte-Rôtie, Saint-Joseph, Cornas (nördliche Rhône), Châteauneuf-du-Pape (südliche Rhône)
• Kräftig-vollmundige Weine aus Languedoc-Roussillon

Französische Weißweine

• Eleganter und strahlender Chardonnay aus dem Burgund (z.B. Chablis oder Meursault).
• Mineralischer Sauvignon Blanc von der Loire (z.B. Sancerre)
• Fruchtig-frischer Bordeaux Blanc
• Intensiver Gewürztraminer aus dem Elsass

Roséweine

• Mineralisch-eleganter Rosé de Provence
• Körperreiche Roséweine aus Tavel und Lirac

Schaumweine

• Edler Champagner aus der Champagne
• Charmante Crémants aus z.B. Burgund, Bordeaux, Loire, Elsass, Savoyen oder Jura
• Blanquette de Limoux

Frankreich: Wein als Wirtschaftsfaktor

Jahrzehntelang war Frankreich das führende Weinland der Welt. Zwar sind die unterschiedlichen französischen Weinstile in vielen anderen Weinbaunationen nach wie vor große Vorbilder und Ideengeber, doch der Weinabsatz im eigenen Land sowie der Export kriseln inzwischen. Und auch die Rebflächen gehen kontinuierlich zurück. Im Jahr 2009 waren noch 846.000 Hektar mit Reben bestockt. Im Jahr 2023 waren es 812.000 Hektar. Tendenz weiter fallend. Vor allem die Flächen in Bordeaux schrumpfen inzwischen stark. Nicht ohne Grund. Denn vor allem in Bordeaux kam es zuletzt zu starken Absatzschwierigkeiten, was eine bewusste Rodung von Rebflächen zur Folge hatte und hat. In anderen Anbaugebieten sieht es teilweise ähnlich aus. Man kann also sagen, dass sich der französische Weinbau derzeit gesundschrumpft.

Auch die französischen Weinexporte sind rückläufig. Dabei hat sich vor allem das Handelsvolumen dezimiert. Der Handelswert ist zwar auch geringer, reduziert sich aber nicht im gleichen Maße wie das Volumen, wie die Zahlen der La Fédération des Exportateurs de Vins & Spiritueux de France (FEVS) belegen:

Frankreich hat sein Vorreiter-Privileg aufgrund des weltweiten Dekonsums sowie des hart umkämpften globalen Weinmarkts inzwischen verloren. Die Weinbaunation hat mit allen Problemen, die auch andere Länder derzeit konfrontieren, zu kämpfen. Genau hierin kann aber auch eine große Chance liegen. Sei es, um die Preispolitik einzelner Anbaugebiete auf den Prüfstand zu stellen, oder aber gezielt in das Marketing einzuzahlen. Für den weltweiten Handel können in den nächsten Jahren so einige positive Überraschungen entstehen. Es lohnt sich also, den französischen Weinmarkt engmaschig zu beobachten.