Warum man Gamay aus dem Burgund vertrieb
Wahrscheinlich würde heutzutage die rote Rebsorte Gamay das Burgund für Rotweine dominieren - und nicht Pinot Noir. Denn gerade im Mittelalter war die unkomplizierte und doch qualitative Traube sehr gefragt. Doch am 31. Juli 1395 erließ Philipp der Kühne, Herzog von Burgund, ein Dekret, in dem er die Rebe im Burgund verbot, weil ihr Genuss angeblich nicht zuträglich war. So kam es zur Dominanz von Pinot Noir. Andererseits setzte sich Philipp der Kühne aber auch sehr für den Qualitätsweinbau im Burgund ein. So verbot er zum Beispiel die Düngung der Weinberge, weil der Ertrag viel zu hoch war. Damit konnte man bereits im Mittelalter die Qualität deutlich steigern.
Im Jahr 1443 ließ sich übrigens Nicolas Rolin, der Kanzler des Herzogs, das bis heute bekannte Hospices de Braune, auch Hôtel-Dieu genannt, bauen. Das ehemalige Krankenhaus bringt inzwischen weltweit bekannte Weine hervor, die an den „Trois Glorieuses“, den „drei glorreichen Tagen“, unter anderem als Fasswein unter den Hammer kommen. Diese Auktion gilt als Richtwert für die Wirtschaftslage eines Burgund-Jahrgangs. Werden hier hohe Preise erzielt, dann wird der komplette Burgund-Jahrgang teuer sein.
Bourgogne-Négociants
Im 17. Jahrhundert verkauften viele Klöster ihre Rebfläche an die Bürgerschaft von Dijon. Genau das förderte dann die Gründung von zahlreichen Handelshäusern, sogenannter Négociants, die zum einen fertigen Wein fassweise kauften, abfüllten und dann zunächst in Frankreich, später dann in ganz Europa und schließlich in der ganzen Welt verkauften. Zum anderen bereiten viele Négociants aber bis heute durch gekaufte Trauben oder Grundweine ihre eigenen Gewächse. Kein anderes Weinanbaugebiet dieser Welt hat derart viele Négociants wie das Burgund!
Fall und Aufstieg des Burgunds im 20. Jahrhundert
Ende des 19. Jahrhunderts wurde auch das Burgund nicht von der Reblaus verschont, die einen Großteil der Anbaufläche vernichtete. Davon erholen konnte sich die Region nicht, denn der Erste Weltkrieg warf seine Schatten voraus. In den 1930er-Jahren war das Burgund - vor allem aber die Côte d’Or - wirtschaftlich am Boden. 1934 entwickelte man trotzdem das Klassifikationssystem der Bourgogne-Weine wie wir sie heute kennen. Zudem gründete sich die Bruderschaft der Weinverkoster - die Chevalier du Tastevin, in die man nur aufgenommen wird, wenn man sich für den Burgund-Wein auf irgendeine Art und Weise sehr verdient gemacht hat. Die Chevalier du Tastevin promoteten die Weine aus dem Burgund überall auf der Welt. Allerdings nur für kurze Zeit.
Denn mit dem Zweiten Weltkrieg stand das Burgund lange Zeit unter deutscher Besatzung und wurde regelrecht geschröpft. Nach dem Krieg stabilisierte sich die wirtschaftliche Lage aber schnell. Burgund-Weine waren überall auf der Welt sehr begehrt, was einen sehr beeindruckenden Preisanstieg zur Folge hatte. Durch die Globalisierung geriet dieses Wachstum in den 1990er-Jahren indes ins Stocken, als Neue-Welt-Weine vehement auf den Markt drängten. Wie der Markt für Burgund-Weine aktuell aussieht, können Sie im letzten Abschnitt lesen. Jetzt werfen wir erst einmal einen genaueren Blick auf die Geografie, das Klassifikationssystem sowie die Unterregionen.