Die 5 Bordeaux-Klassifizierungen
Inzwischen gibt es in Bordeaux fünf unterschiedliche Klassifikationen. Diese bieten in unterschiedlichen Appellationen eine klare Qualitätshirarchie der unterschiedlichen Bordeaux-Weine.
Grands Crus Classés von 1855
Anlässlich der Weltausstellung in Paris, ließ Napoleon III. die Rotweine aus dem Médoc (und einen Rotwein aus Graves) sowie die Süßweine aus Sauternes und Barsac von der Bordelaiser Industrie- und Handelskammer klassifizieren. Die Auswahlkriterien waren damals die Bekanntheit der Crus der einzelnen Châteaux sowie die Preise, die man für den Grand Vin aufrief. Seitdem gibt es im Rotweinbereich fünf Châteaux mit dem Status Premier Crus, 14 Deuxièmes Crus, 14 Troisièmes Crus, 10 Quatrièmes Crus und 18 Cinquièmes Crus. Für Süßweine gibt es einen Premier Cru Supérieur, 11 Premiers Crus sowie 15 Deuxièmes Crus. Die Klassifikation hat bis heute Bestand. Es gab nur eine einzige Überarbeitung. Im Jahr 1973 durfte das Château Mouton Rothschild vom Deuxième-Status in den Rang eines Premier Grand Cru Classé aufsteigen.
Graves-Klassifizierung
Ende der 1940er-Jahre wandte sich der Verband für die Verteidigung der Herkunftsbezeichnung Graves an das INAO und bat um eine Klassifizierung der Weine aus der Appellation. 1953 nahm das INAO diese Klassifizierung dann vor. Hier gibt es allerdings keine Hierarchie. Ein Château bekommt also einfach nur den Status Cru Classé verliehen. Die Anzahl ist auf 16 beschränkt, die alle ausnahmslos in der AOP Pessac-Léognan liegen, wobei die Châteaux den Status nicht automatisch dauerhaft behalten. Denn dieser wird seit 2010 jährlich im September neu bewertet und veröffentlicht. 2012 führte man dafür ein neues Verfahren ein, das seitdem unter der vollständigen Aufsicht des INAO steht. Fun Fact: Das Château Haut-Brion ist das einzige Bordeaux-Weingut, das doppelt klassifiziert ist. Nämlich als Cru Classé in Graves sowie bei den Grands Crus Classés von 1855.
Premiers Grands Crus Classés von Saint-Émilion
Bereits in den 1930er-Jahren machten sich am Linken Ufer die Weingüter von Saint-Émilion für ein eigenes Klassifikationssystem stark. Dieses bewilligte das INAO dann im Jahr 1954. Es trat ein Jahr später in Kraft. Und es unterscheidet sich in einigen Punkten sehr von der Klassifikation aus dem Jahr 1855. Zum einen gab es mit der AOP Saint-Émilion Grand Cru eine eigene Appellation. Zum anderen bewertet die INAO nicht nur die Châteaux und deren Grands Vins, sondern auch die Rebflächen. Verändern diese sich stark, kann es zu einer Herabstufung kommen. Denn die Châteaux müssen sich alle zehn Jahre neu für die Klassifikation bewerben. Auch die Anzahl ist nicht in Stein gemeißelt. Zudem unterscheidet man beim Status Premier Grand Cru Classé noch in A und B. Nach diversen Regeländerungen kam es im Jahr 2022 zu einem Eklat, als sich die drei Premier Grand Crus Classé A Ausone, Cheval Blanc und Château Angélus nicht mehr bewarben. Noch ist der dadurch entstandene Image-Schaden der Klassifikation nicht abzusehen.
Crus Bourgeois du Médoc
1932 erstellten die Bordelaiser Weinkommissionäre unter der Schirmherrschaft der Handelskammer von Bordeaux und der Landwirtschaftskammer der Gironde eine Liste mit Rotweinen, die aus den acht Médoc-Appellationen kamen. Diese Liste bildete die besten Weine der Châteaux aus Médoc, Haut-Médoc, Listrac, Moulis, Margaux, Saint-Julien, Pauillac und Saint-Estèphe ab. Ob die Qualität stimmt, um in der Alliance des Cru Bourgeois zu sein, wird jedes Jahr nachgeprüft. In der Regel sind zwischen 240 und 260 Châteaux Teil dieser Allianz, die dann Cru Bourgeois auf das Etikett schreiben dürfen. Derzeit sind das dann etwas mehr als 40% aller Médoc-Weingüter.
Crus Artisans
Eigentlich bezeichnete man früher vor allem Handwerker, die auch Weinbau betrieben, als Artisans. Diese Bezeichnung griff man 1989 mit der Gründung der Crus Artisans wieder auf - und zwar im Médoc. Bewerben durften sich ausschließlich kleine bis mittlere Selbstvermarkter. Außerdem dürfen diese Weine ausschließlich aus den acht AOPs Médoc, Haut-Médoc, Listrac, Moulis, Margaux, Saint-Julien, Pauillac und Saint-Estèphe stammen. Bewertet werden Qualität und Wert der Weine. Der Status wird alle fünf Jahre überprüft. Derzeit haben 36 Châteaux den Status Crus Artisans. Seit 1994 dürfen die Produzierenden dank einer Regelung der Europäischen Union zudem auch Cru Artisan auf das Etikett drucken.