Erneute Wiederbelebung des Sachsen-Weins
Trotz dieser Anstrengungen stand der Weinbau in Sachsen nach der Jahrhundertwende kurz vor dem Aus. Das Jahr 1907 stellte einen wesentlichen Wendepunkt dar, als Reinhold Bahrmann die ersten Weinberge in Diesbar-Seußlitz mit veredelten Pflanzen erneut anlegte. Dies gab anderen Winzern den Mut, ebenfalls einen Neuanfang zu versuchen. Die Leistungen von Landwirtschaftsrat Carl Pfeiffer, der den Weinbau in Sachsen zu Beginn des 20. Jahrhunderts modernisierte, sind besonders hervorzuheben.
Die Weinbauwirtschaft in Sachsen erlebte 1929 mit der Gründung des „Kleinweinbauvereins“ einen neuen Aufschwung. Der Verein wuchs binnen kurzer Zeit auf einige Hundert Mitglieder. Weinbergsanlagen, die teilweise schon verwildert waren, wurden mit reblausresistenten Unterlagsreben wieder bewirtschaftet. Die am 9. Mai 1938 gegründete Sächsische Winzergenossenschaft entwickelte sich zum Fundament des Weinbaus in Sachsen und sollte die Probleme der Vermarktung kleiner Mengen lösen.
Sachsen-Wein innerhalb der DDR
Im Zeitraum der DDR war der Weinbau in Sachsen mit neuen Herausforderungen konfrontiert. In den 1950er Jahren hatte die Sicherstellung der Grundnahrungsmittelversorgung Vorrang, weshalb der Weinanbau zunächst von geringerer Bedeutung war. Die Regierung der DDR zeigte allerdings Interesse an den Besitzverhältnissen der Winzer. Da Privatunternehmen nicht ins Konzept der sozialistischen Planwirtschaft passten, wurde beispielsweise die 1934 gegründete Winzergemeinschaft Freyburg bereits im Jahr 1951 gezwungen, ihre Selbstständigkeit aufzugeben und sich der „Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB)“ anzuschließen.
Auch private Winzer, die nicht Teil der Genossenschaft waren, wurden von der Verstaatlichungspolitik betroffen. Sie mussten ihre Weinberge, die eine lange Tradition hatten, an regionale Agrargenossenschaften abtreten. Auch große Privatwinzer wurden enteignet, wie das Beispiel des Weinguts Kloster Pforta zeigt, aus dem 1952 der VEG Weinbau hervorging.
Trotz dieser Einschränkungen gab es für die Winzer an Saale und Unstrut in der DDR keine Absatzprobleme. Die produzierten Mengen für den Markt der DDR waren zu gering, und Fachleute schätzen, dass nicht einmal zwei Prozent des Weinbedarfs der DDR durch inländische Produkte gedeckt werden konnten. Im Thüringer Saaletal wurde in den 50er-Jahren beispielsweise nur noch auf drei Hektar Weinanbau betrieben, und die Rebfläche im Gebiet von Saale und Unstrut betrug insgesamt weniger als 200 Hektar.
In der Zeit vor und nach der deutschen Wiedervereinigung
Um die zunehmenden Nachfrage besser zu bedienen, wurden erst nach einem Ministerratsbeschluss von 1963 neue Flächen für den Weinanbau ausgewiesen. Für die Bürger der DDR war es dennoch nicht leicht, einen Tropfen von Saale oder Unstrut zu genießen. Die Weine waren nicht in herkömmlichen HO-Läden erhältlich, sondern nur in Delikat-Läden, Interhotels oder gelegentlich an Getränkeständen zu finden. Den Genossenschaften war es nicht erlaubt, den Verkauf eigenverantwortlich zu übernehmen, und der Verkauf an Privatpersonen, selbst an wohlhabende Gäste aus dem Westen, stellte eine Straftat dar.
Der Weinbau in Sachsen erlebte nach dem Mauerfall und der deutschen Wiedervereinigung eine Wiederbelebung. Es wurden zahlreiche private Weingüter ins Leben gerufen, und die Qualität der Weine verbesserte sich erheblich. Die Prämierung sächsischer Weine seit Jahren zeugt von der hohen Qualität der Produkte. Obwohl sich die Rebfläche seither vergrößert hat, ist sie im Vergleich zu den Anbaugebieten in Westdeutschland relativ klein geblieben.