Rheingau: Wein mit Tradition

Bereits Kaiser Karl der Große (742 bis 814) erkannte während einer Rheinfahrt, dass der Rheingau ideal für den Weinbau ist. An den Südhängen unterhalb des Taunusgebirges ließ er deswegen die ersten Gelber-Orleans-Reben pflanzen. Doch der eigentliche Startschuss für den Weinbau war den Mönchen zu verdanken. So schenkte Erzbischof Adalbertn Zisterziensern im Jahr 1134 einen Weinberg. Diese gründeten daraufhin das Kloster Eberbach - und fingen an, Wein im großen Stil zu produzieren.

Auch hier handelte es sich nicht um Riesling. Dieser kam erst im Jahr 1720 ins Spiel. Damals ließ Constantin von Buttlar, seines Zeichens Fürstabt des Hochstiftes Fulda auf dem Johannisberg im Rheingau, das seinerzeit unter seiner Ägide von Benediktiner-Mönchen bewirtschaftet wurde, alle Reben herausreißen. Der Grund: Er wollte, dass hier ausschließlich Riesling gedeiht. Gesagt, beauftragt, getan. Damit schuf Constantin von Buttlar den ersten sortenreinen Riesling-Weinberg der Welt. Aber damit nicht genug!

1775 entdeckten die Benediktiner-Mönche vom Schloss Johannisberg auch noch Botrytis - und dessen Wirkung. Gut, die Entdeckung war einer Not geschuldet. Denn der Reiter mit der Lese-Erlaubnis verspätete sich. Die Mönche dachten bereits, ihre Ernte sei hinüber, weil die Trauben so verschimmelt waren - und vinifzierten dann den für sie köstlichsten Wein der Welt. Damit ward die Legende vom Spätlesereiter geschaffen. Und die Spätlese bildet bis heute das Herzstück der deutschen Prädikatsweine. Aber wie sieht es jetzt im Rheingau aus? Bevor wir diese Frage näher beleuchten, schauen wir uns erst einmal Geografie und Klima an, die beide die Rheingau-Weine sehr stark prägen.

Rheingau-Wein: Geografie und Klima

Da der Rheingau auf dem 50. Breitengrad liegt, sind die Bedingungen für den Weinbau eigentlich nicht ideal. Eigentlich. Denn eine kleine Besonderheit macht das Anbaugebiet mit seiner 3.2000 Hektar umfassenden Rebfläche für Wein tatsächlich ziemlich ideal. Auf seiner Reise vom Bodensee zur Nordsee ändert der Rhein einmal radikal seine Fließrichtung. Bei Mainz kann er nicht mehr ungehindert von Süd nach Nord strömen. Das Taunusgebirge zwingt ihn für etwa 30 Kilometer dazu, von Ost nach West zu fließen, bis er sich bei Rüdesheim wieder gen Norden wendet.

Diese 90-Grad-Wendung ist ein Segen für alle Winzer vor Ort! Denn so gibt es rechts des Rheins Flächen, die tatsächlich ideal für den Weinbau sind. Weil sie nach Süden ausgerichtet sind. Erst dadurch ist hier ökonomisch sinnvoller Weinbau überhaupt erst möglich geworden. Ansonsten wäre es für Wein nämlich viel zu kalt. So aber wechseln sich milde Winter und heiße Sommer ab. Mit 60% dominiert Löss die Böden. Was dann zugleich auch erklärt, warum Rheingau-Weine in der Regel sehr opulent und körperreich sind. Man findet aber auch weitere Bodenarten hier.

Rheingau-Wein: Gut zu wissen

Vier Terroir-Bereiche für Rheingau-Wein

Ganz grob kann man die Böden im Rheingau in vier Bereiche unterteilen. Ganz im Osten um Hochheim dominieren kalkhaltige Lehm- und Mergelböden. Von hier kommen große, intensive Rieslinge. Weiter flussabwärts Richtung Westen unterscheiden sich die Weinberge in ihrer Lage zum Rhein. In den kleinen Weindörfern in Ufernähe wachsen die Reben auf Lehm-, Löss- und Tonböden. Hier entstehen die typischsten Rheingauer: kräftige, üppige Weine.

Weiter oben am Hang sind die Böden von Quarzit geprägt, daher geraten die Gewächse mineralischer. Die unter bestimmten Voraussetzungen dennoch sehr körperreich werden können. Etwa im Westen bei Rüdesheim und Lorch, wo sich die steilsten Rheingauer Lagen befinden, mit bis zu 70 Prozent Gefälle! Hier speichern die Quarzit- und Schieferböden die Wärme des Tages und geben sie nachts an die Reben ab. Das sorgt für mehr Fülle im Wein, feine Fruchtaromen und eine bezaubernde Mineralik.

Wichtige Lagen für Rheingau-Wein

Natürlich lässt sich als grobes Alleinstellungsmerkmal der Rheingau-Weine sagen, dass vor allem die Riesling-Gewächse opulent, kräftig und körperreich sind - mit einer intensiven und gelbfruchtigen Aromatik. Doch je enger die geografische Herkunft, desto eigenständiger auch die hier entstehenden Rheingau-Weine. Deswegen werfen wir jetzt einen Blick auf die bekanntesten Lagen für Rheingau-Wein.

Kiedricher Gräfenberg

Der Gräfenberg gehört mit einer Steigung von bis zu 60% zu den steilsten Rheingau-Lagen. Die Riesling-Reben (nichts anderes wird hier angebaut) wurzeln tief in den steinigen Boden, der mittel- bis tiefgründig ist und von Phyllit sowie Lösslehm geprägt ist. Letzterer sorgt für ein gutes Wasserhaltevermögen. Die Rieslinge hier sind ebenso saftig wie mineralisch-elegant, mit einem großen Körper und viel Substanz.

Assmannshäuser Höllenberg

Violetter Phylitschiefer dominiert beim Höllenberg den Boden. Die Weinberge befinden sich zu einem gewichtigen Teil an den Hängen des Eichbachtals, einem Seitental des Rheins bei Assmannshausen im unteren Rheingau, und sind nach Süden und Süd-Süd-Ost orientiert. Sie liegen auf einer Höhe von 140 bis 160 Metern. Wie bereits vor 500 Jahren, ist in dieser Einzellage Spätburgunder Trumpf, der hier sehr saftig und doch elegant und tief gerät.

Rüdesheimer Berg Schlossberg

Westlich von Rüdesheim und gegenüber Bingen und dem Mäuseturm ragt der Berg Schlossberg im sogenannten "Binger Loch" am Rhein auf. Mit einer Neigung von 65% handelt es sich um die steilste Lage im Rheingau, die die höchste Sonnenintensität im ganzen Rheingau hat. Die Böden der rund 25 Hektar großen Steillage bestehen aus Taunusquarzit und Phyllitschiefer. Riesling und Spätburgunder bilden hier eine besonders intensive und opulente Aromatik aus.

Johannisberger Schloss Johannisberg

Hier haben wir es also mit dem ersten reinen Riesling-Weingarten der Geschichte zu tun. Doch es gibt noch eine Besonderheit: Der 50. Breitengrad verläuft direkt durch den vorgelagerten Taunusquarzitfelsen, oberhalb des Rheinlaufs zwischen Oestrich-Winkel und Geisenheim. Neben Quarzit prägt auch Löss den Boden. Genau deswegen sind die Weine sehr körperreich, warten aber auch mit einer edlen Eleganz auf.

 

Rheingau-Weine im Detail

Rheingau: Wirtschaftsfaktor Wein

Wein ist und bleibt für den Rheingau ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Vom ehemaligen Riesling-Glanz kann das Anbaugebiet aber nur bedingt zehren. Zwar ist der Abverkauf nach wie vor stabil, aber während sich andere deutsche Weinregionen auf ihre USPs konzentrieren oder sich immer wieder neu erfinden, tritt der Rheingau-Wein marketingtechnisch seit ein paar Jahrzehnten auf der Stelle.

Trotzdem gibt es mit dem Rheingau Gourmet und Wein Festival sowie mit dem Rheingau Musik Festival sehr gute Strategien, um Wein und Kulinarik bzw. Wein und Tourismus miteinander zu verbinden. Doch der Rheingau steht mit seinen körperreichen und oft auch alkoholstarken Weinen eher im Schatten von Regionen wie Mosel oder der Pfalz. Genau das kann aber auch eine große Chance sein, neue Wege zu wagen und den Rheingau-Wein zukünftig zeitgemäßer zu promoten. Die langlebigen und komplexen Weine haben es allemal verdient.

Ihre Verkaufsargumente für Pfalz-Weine

• Bekannt für die Erfindung der Spätlese – viel Weinbauhistorie
• Renommierte und weltbekannte Weingüter, die sich fast von selbst verkaufen
• Kräftige und körperreiche Weine – vor allem Riesling
• Weine lassen sich gut mit Storytelling verbinden und an die Kundschaft bringen
• Große Bandbreite: Saftig-fruchtige Alltagsweine und intensiv-körperreiche Große Gewächse