Hessische Bergstraße: Weine, die man kennen sollte

Die Weinbau-Tradition an der Hessischen Bergstraße reicht weit in die Vergangenheit zurück. Vermutlich begannen die Römer vor etwa 2.000 Jahren mit dem Anbau von Wein entlang der sogenannten "Strata montana" (Bergstraße). Die erste urkundliche Erwähnung des Weinbaus in dieser Region findet sich jedoch erst im 8. Jahrhundert im Lorscher Codex (Codex Laureshamensis).

Interessanterweise existiert die Hessische Bergstraße als eigenständiges Weinbaugebiet aber erst seit 1971. Zuvor bildete sie zusammen mit der Badischen Bergstraße das Weinbaugebiet "Bergstraße". Die Trennung erfolgte aufgrund eines neuen Weingesetzes, das Umstrukturierungsmaßnahmen in Baden notwendig machte. Der südliche Teil der Bergstraße, der innerhalb der Landesgrenzen Badens liegt, wurde dem Weinbaugebiet Baden zugeschlagen, während der nördliche Teil zur Hessischen Bergstraße wurde.Mit einer Rebfläche von nur 462 Hektar ist die Hessische Bergstraße das zweitkleinste Anbaugebiet in Deutschland. Diese vergleichsweise kleine Fläche zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Vielfalt aus, sowohl in Bezug auf die Rebsorten als auch auf die Bodentypen und Mikroklimata. Schauen wir uns dies alles also einmal genauer an.

Hessische Bergstraße: Geografie und Klima

Die Hessische Bergstraße erstreckt sich entlang der westlichen Ausläufer des Odenwaldes. Die Weinberge schmiegen sich an die Hänge, die das Tor zum Odenwald bilden, wobei etwa 25 Prozent der Anbauflächen Steillagen sind. Diese geografische Lage verleiht dem Gebiet nicht nur seinen Namen, sondern auch seine einzigartigen klimatischen Bedingungen.

Das Klima der Hessischen Bergstraße ist außergewöhnlich mild, was ihr den Spitznamen "Riviera Deutschlands" eingebracht hat. Die Region profitiert von einem frühen Frühling und einem späten Herbst, was zu einer langen Vegetationsperiode führt. Im Durchschnitt genießt das Gebiet rund 1.600 Sonnenstunden pro Jahr bei relativ geringen Niederschlagsmengen.

Ein weiterer wichtiger Faktor für das milde Klima ist der Odenwald, der die Weinberge vor kalten Nord- und Ostwinden schützt. Zudem hemmt er den Abfluss nächtlicher Kaltluft in die darunter gelegenen Weinberge, was für ein stabiles Mikroklima sorgt.

Die Böden der Hessischen Bergstraße sind äußerst vielfältig, was zu einer großen Diversität in den Weinen führt. Die geologische Geschichte der Region hat eine komplexe Bodenstruktur hinterlassen, die von eiszeitlichen Ablagerungen und verschiedenen Gesteinsarten geprägt ist. Man findet hier:

• Flachgründige, sehr grobbodenreiche, trockene, meist kalkfreie Böden
• Mittel- und tiefgründige, grobbodenreiche, lehmige, trockene bis frische, meist kalkfreie Böden
• Tiefgründige, grobbodenarme, lehmige, frische, basenreiche, meist kalkfreie Böden
• Lehmig-tonige, teilweise grobbodenführende, häufig staunasse, meist kalkfreie Böden
• Tiefgründige, nur vereinzelt grobbodenführende, schluffige, vereinzelt sandig-lehmige, trockene bis frische Böden

Diese Vielfalt an Bodentypen ermöglicht es den Winzern, eine breite Palette von Weinstilen zu produzieren, die die Einzigartigkeit jeder einzelnen Lage widerspiegeln.

Hessische Bergstraße: Gut zu wissen

Weinstile der Hessischen Bergstraße

Der Großteil des Weinbaus konzentriert sich auf den Bereich zwischen den Städten Heppenheim und Zwingenberg. Hier entstehen höchst unterschiedliche Weinstile, auf die wir ein wenig genauer eingehen möchten.

Riesling-Weine

Mit einem Anteil von 36,4% ist Riesling die dominierende Rebsorte in der Region. Die Riesling-Weine der Hessischen Bergstraße zeichnen sich typischerweise durch ihre Frische, Mineralität und Eleganz aus. Die verschiedenen Bodentypen verleihen den Weinen unterschiedliche Nuancen, von fruchtig-floralen Aromen auf leichteren Böden bis hin zu komplexeren, mineralischen Noten auf den steinigeren Lagen.

Spätburgunder

Als wichtigste blaue Rebsorte mit einem Anteil von 10,8% produziert die Hessische Bergstraße auch bemerkenswerte Rotweine. Die Spätburgunder profitieren von den warmen, sonnigen Hängen und entwickeln oft eine schöne Fruchtigkeit mit feinen Tanninen.

Weine aus anderen Rebsorten

An der Hessischen Bergstraße spielen auch Ruländer (Grauburgunder), Müller-Thurgau und Grüner Silvaner eine wichtige Rolle. Diese Rebsorten tragen zur Vielfalt der Weinpalette bei und produzieren Gewächse, die von leicht und frisch (Müller-Thurgau) bis hin zu vollmundig und komplex (Ruländer) reichen.

Steillagenweine

Die Weine aus den Steillagen zeichnen sich oft durch eine besondere Intensität und Mineralität aus. Die kargen Böden und die optimale Sonneneinstrahlung führen zu konzentrierten Trauben, die Weine mit großer Tiefe und Komplexität hervorbringen.

Die Vielfalt der Böden und Mikroklimata in der Hessischen Bergstraße ermöglicht es den Winzerinnen und Winzern, eine breite Palette von Weinstilen zu produzieren, von leichten, fruchtbetonten Weinen bis hin zu komplexen, lagerfähigen Gewächsen.

Hessische Bergstraße: Weine im Detail

Hessische Bergstraße: Wirtschaftsfaktor Wein

Der Weinbau an der Hessischen Bergstraße ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Region. Im Jahr 2024 produzierten die Winzer rund 32.000 Hektoliter Wein, was einen erheblichen Beitrag zur lokalen Wirtschaft darstellt. International hat die Menge freilich kaum eine Relevanz. Trotzdem eignen sich die Gewächse der hessischen Bergstraße für den Import weltweit, denn sie können als Nischenprodukt anspruchsvolle Weinliebhaber, die auf der Suche nach dem Exotischen im Bekannten sind, sehr gezielt ansprechen. Als eines der kleinsten Weinanbaugebiete Deutschlands bietet die Hessische Bergstraße Weine mit einem besonderen Charakter. Diese Einzigartigkeit kann im Weinhandel als Verkaufsargument genutzt werden, insbesondere für Weinliebhaber, die auf der Suche nach besonderen Entdeckungen sind.

Viele Winzer in der Region setzen auf nachhaltige und umweltfreundliche Anbaumethoden. Dies entspricht dem wachsenden Verbraucherwunsch nach ökologisch produzierten Weinen und kann im Handel ebenso als Verkaufsargument genutzt werden. Die Bewirtschaftung der Steillagen ist zwar aufwendig und kostenintensiv, führt aber oft zu Weinen von besonderer Qualität und Charakter. Diese können im Premiumsegment vermarktet werden. Die begrenzte Produktion kann zu einer höheren Nachfrage und potenziell höheren Preisen führen, insbesondere für Weine aus besonders renommierten Lagen. Womit sich also ein genauerer Blick auf die Hessische Bergstraße tatsächlich sehr lohnt.

Ihre Verkaufsargumente für Weine der Hessischen Bergstraße

• Weine in jedem Preissegment, sodass viele unterschiedliche Kundinnen und Kunden gezielt damit angesprochen werden können
• Exktraktreiche trockene Weißweine und feine Trockenbeerenauslesen
• Meist hervorragendes Preis-Genuss-Verhältnis
• Große Bandbreite an unterschiedlichen Stilen
• Sehr gute Speisenbegleiter
• Für den internationalen Weinhandel interessant, weil man die Weine gut als Nische verkaufen kann