Gin ist in aller Munde, schottischer Whisky und irischer Whiskey beweisen, welches Wachstumspotenzial die ehrwürdigen Destillate der britischen Inseln derzeit an den Tag legen. Darüber hinaus blicken Rum und Wodka auf eine stete und treue Fangemeinde. Doch eine famose Vielfalt schlummert etwas abseits des Scheinwerferlichtes, das auf die Hauptattraktionen jedes Bartresens gerichtet ist. Zunehmend erkunden engagierte Barkeeper und Sommeliers auch die wenig beschrittenen Pfade der Destillierkunst, um ihre Gäste mit ausgefallenen Drinks zu überraschen. Dabei mag der Blick in die Ferne gerichtet sein, aber auch in die nächste Nähe.
Aquavit oder Akvavit: Vielschichtiges Aromenspektrum
Ein wachsendes Augenmerk gilt dabei Produkten, die für historische Traditionen stehen. Blicken wir nach Skandinavien, wo die Nordic Cuisine in den letzten Jahren prägende Impulse in alle Welt aussandte. Auch die nordische Getränketradition weist vielfältige aromatische Nuancen auf, insbesondere in Form von Aquavit, gerne auch Akvavit geschrieben. Das „Aqua Vitae“, Wasser des Lebens, zeigt, wie vielschichtig die Aromen von Kümmel und Dill in einem Destillat zur Geltung gebracht werden können und Nuancen von Anis, Zitrusfrüchten und Vanille aufweisen können. Sei es klar, fassgelagert oder über Bernstein destilliert, wie der Aalborg Nordguld. Zahlreiche Klassiker und Innovationen finden sich auf der ProWein 2020 im Portfolio von Arcus Norway AS (Halle 7, Stand C25), deren Markenvielfalt Linie, Gammel, Lysholm oder Malteser beinhaltet. Auch die Copenhagen Distillery ist vertreten (Halle 7, Stand C 35) und präsentiert den aufregenden Aquavit mit Zimt und Pfeffer. Und Det Norske Brenneri (Halle 7, Stand A07) bringt gleich eine beeindruckende Vielfalt der nordischen Spezialitäten mit.
Tequila & Mezcal: 100 Prozent Agave
Vertraut und doch ganz anders. So müsste das Motto lauten, wenn der Blick nach Mexiko wandert und die dortigen Agavendestillate näher betrachtet. Leider winken noch allzu viele Menschen ab, wenn ein Tequila angeboten wird. Pubertäre Trinkrituale mit Salz und Zitrone und die damit verbundenen Kopfschmerzen mögen mehrere Generationen mitteleuropäischer Trinker geprägt haben. Doch lohnt sich ein Schluck. Alleine die schmackhafte Erkenntnis, wie bedeutsam die Aufschrift „100 % Agave“ auf einer Tequila Flasche ist und als echtes Qualitätsmerkmal gelten darf. Im Angebot der Tradition Mexiko GmbH (Halle 7, Stand C 31) lassen sich auch die Reifegrade erkunden –. vom frischen Blanco über den komplexen Reposado bis zum gereiften Añejo. Ebenfalls auf der ProWein sind Tequilas del Senor (Halle 9, Stand G 83) mit ihrem Spektrum vertreten.
Neben Tequila spielt Mezcal eine wachsende Rolle in den hiesigen Bars. Oftmals noch ursprünglicher als Tequila gefertigt, kommen rauchige und fruchtige Nuancen zum Vorschein, die in Großbritannien und USA bereits derart reißenden Absatz finden, dass die besonders edlen Varianten, wie jene, die aus der Tobala Wildagave destilliert sind, allmählich knapp werden. So entwickelt sich in Mexiko derzeit eine intensive Debatte um den Schutz und eine mögliche Kultivierung der (noch) wildwachsenden Pflanzen aus den Höhenzügen der Provinz Oaxaca.
Zurück zu den Wurzeln – aber neu gedacht
Zurück in Europa zeigen zahlreiche traditionelle Brenner nicht nur ihr seit Jahren etabliertes Können, sondern auch Neugierde und den Drang nach Innovation. So reift der Lambay Irish Whiskey in Fässern des Cognac Hauses Camus (Halle 12, Stand A 60). Ferrand (Halle 7, Stand C 55) zeigt mit dem Plantation Pineapple die Harmonie, die Rum und Ananas miteinander eingehen können. Dazu beweisen die Basque Moonshiners (Halle 10, Stand D 58) mit ihrem Agot, dass auch das Baskenland spannenden Single Malt Whisky hervorbringt. Und zu guter Letzt unterstreicht Cambusier (Halle 12, Stand C 38) mit einer vorzüglichen Likörauswahl, dass Liköre keineswegs ein altbackenes Getränk vergangener Generationen sein müssen – im Gegenteil. Also: zurück zu den Wurzeln und dann wieder alles neu!