In Bordeaux gab es seit 2002 keine wirklich kalten Jahrgänge mehr, und in Deutschland sind die warmen Jahrgänge auch nicht mehr die besten. An der Terrassenmosel stellen sich einige Winzer bereits optimistisch auf die Zukunft ein und probieren Rebsorten wie Chardonnay aus, und in einigen Gegenden wird schon mit Syrah und Cabernet Sauvignon gearbeitet.
In Südeuropa ist es kaum noch möglich, einen leichten Wein mit weniger als 13 % Vol. Alkohol zu finden! Die nördliche Grenze in Europa, bis zu der Weinbau möglich ist, verschiebt sich weiter nach oben, und die Anbaugebiete in Südeuropa werden allmählich zu heiß. Inzwischen hat fast jeder Sommelier schon einmal vom Weinbau in Dänemark oder sogar Norwegen und Schweden gehört. Vielleicht haben auch Sie schon die ersten skandinavischen Weine probiert.
Aber haben Sie schon einmal einen niederländischen Wein probiert? Es gibt zwar ein paar Geschichten über den Weinbau während der Herrschaft der Römer in Nordeuropa. Von einer wirklichen Nutzung der Weinberge in den Niederlanden können wir aber erst seit Ende des zwanzigsten Jahrhunderts sprechen. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden die niederländischen Weinberge kontinuierlich erweitert. Vor zwanzig Jahren noch glaubte man, dass in den Niederlanden allerhöchstens Wein aus Piwis (pilzwiderstandsfähige Rebsorten) möglich sei. Heute werden immer häufiger traditionelle Sorten wie Pinot noir, Riesling, Auxerrois und Pinot gris angebaut. Besonders in den südlichen Niederlanden (Limburg) rund um die Städte Maastricht und Roermond finden Sie immer mehr Weinberge, die mit diesen Rebsorten bepflanzt sind.
In den letzten Jahren wurde das Etikett BOB (Beschermde Oorsprongsbenaming), das mit der Kennzeichnung AOP/g.U. vergleichbar ist, erstmals an niederländische Weine vergeben. Die Winzer konnten sich in den vergangenen Jahren intensiv mit ihren Terroirs vertraut machen, und insbesondere der Pinot gris, also der Grauburgunder, ist von vielversprechender Qualität. Probieren Sie diese Weine, wann immer Sie die Gelegenheit dazu haben – Sie werden überrascht sein. Ich empfehle Ihnen Produzenten wie Apostelhoeve, de Wijngaardsberg und Wijngoed Thorn. Auch die Weinberge mit diesen traditionellen Sorten verschieben sich weiter nach Norden.
Obwohl dem niederländischen Wein eine rosige Zukunft blüht, haben die Winzer in unserem Land die Auswirkungen des Klimawandels im vergangenen Jahr längst als eine echte Herausforderung ausgemacht. In den heißen Sommern von 2018 und 2019 berichteten niederländische Winzer von sonnenverbrannten Trauben in Weinbergen mit Chardonnay, Pinot gris und Auxerrois. Diese Beobachtungen sind wahrscheinlich Zufall, aber sie sind definitiv auf den Klimawandel zurückzuführen. Wie dem auch sei, der niederländische Wein hat sich seinen Platz in der Weinszene in jedem Fall verdient. Wir werden sehen, was die Zukunft für unser Land bereithält. Eine Grenache aus dem Maastal wird aber wahrscheinlich ein Luftschloss bleiben.