Dafür gibt es andere Themen, die schon fast in Vergessenheit geraten. Insbesondere in nördlicheren Gebieten, in denen man oft Angst hatte, dass die Reife nicht erreicht wird oder man im Keller mittels Chaptalisation noch etwas nachgeholfen hat, stellen sich die Winzer nun andere Fragen. Vor allem die der zu pflanzenden Rebsorten. Wer hätte vor ein paar Jahrzehnten schon gedacht, dass interessanter Syrah aus der Pfalz und lagerfähige Schaumweine aus Sussex kommen? Doch was heißt das im Umkehrschluss für Regionen wie Mosel oder Champagne, die über Jahrhunderte leichte, knackige Weine produzierten – müssen diese nun die Rebsorten ändern? Nicht von ungefähr sind in der Appellation Bordeaux seit kurzem auch Albarinho, Touriga Nacional und fünf andere Sorten aus wärmeren Gefilden zugelassen....Es bleibt spannend, diese Entwicklungen weiter zu verfolgen.
Wie sollten wir als Sommeliers mit dem Thema umgehen, das ja nicht erst seit Greta in allen Bereichen omnipräsent ist? Das Wichtigste für mich ist es, unsere Botschafter-Rolle; den Austausch, den wir mit Winzern zum Klimawandel führen, transparent zu unseren Gästen und KollegInnen ins Restaurant zu tragen. Informieren, nicht belehren. Winzer ermutigen, Projekte zu unterstützen und Initiativen beizutreten, die sich für "green practices" einsetzen. Bereit sein, auch einen höheren Einstandspreis zu zahlen, um Winzer auch in Jahren mit hohen Ernteausfällen beizustehen. Kritisch zu hinterfragen, wenn eine neue Cuvée in einer mehrere Kilo schwereren Flasche und mit drei Umverpackungen geliefert wird. Offen sein für neue Rebsorten und Stile aus neuen Regionen. Und auch in anderen Bereichen des Restaurants unsere Verantwortung in puncto Umweltbewusstsein verstärkt wahrnehmen und umsetzen. Neugierig geworden? English Sparkling Wine gibt es in Halle 13 und Pfälzer Syrah in Hallen 13 und 14.
In den Worten Immanuel Kants: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die Du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde." (Marc Almert, im Januar 2020, Zürich)