Der Klimawandel bedroht den Weinbau und die Landwirtschaft während es dem Konsumenten jedoch im Regelfall egal ist, woher seine preisbeständigen Kartoffeln kommen, bleibt ein Bordeaux ein Bordeaux, und je nach Jahrgang kann dessen Preis um das zwanzigfache steigen oder fallen. So beeinflusst das Klima nicht nur Ernteerträge, Alkoholgehalt und Lagerfähigkeit eines Weines, sondern auch die wirtschaftlichen Aspekte eines ganzen Anbaugebietes. Extreme Sommer behindern den Metabolismus der Weinrebe, sowie Farbe und Aroma eines Weines. Der eingelagerte Zucker in den Trauben steigt, bei Rotweinen im Regelfall um das doppelte als im Vergleich zum Weißweinen und führt zu dichteren Weinen mit höherem Alkoholgehalt und geringerer Säure. Der Jahrhundertsommer 2003 zum Beispiel zählt zu den schlechtesten Bordeaux-Jahrgängen der vergangenen 100 Jahre.
Die abnormen Temperaturen setzen die Rebe unter Trockenstress bevor sie gänzlich verdurstet. Die Winzer sind gezwungen, die Rebe vor vollkommener physiologischer Reife zu ernten, was zu unausgewogenen Weinen führt, deren Alterungspotenzial eher dürftig ist und die öfters untypischenAlterungsnoten aufweisen. Etwas Abhilfe könnte künstliche Bewässerung schaffen, wie sie in Südeuropa oder Kalifornien Anwendung findet. Dies ist allerdings mit hohen Kosten verbunden – und somit für kleine Häuser kaum zu tragen. In Europa gilt diese Maßnahme ohnehin immer noch als zu beeinflussend. Für äquatornahe Gebiete oder generell heiße Länder wie Griechenland, das jetzt schon den Großteil seiner Trauben zu Rosinen verarbeitet, bedeuten der staetige Temperaturanstieg und die Trockenheit auf lange Sicht das Aus. Doch gibt es nicht nur Verlierer im Hinblick auf Klimawandel und Weinbau. Zu den Gewinnern darf sich zum Beispiel England zählen, dessen Schaumweine der naheliegenden Champagne in den nächsten Jahrhunderten Konkurrenz machen wird.
Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay wird es schlicht und ergreifend zu warm in der Champagne und sie flüchten über den Ärmelkanal auf die 350 Kilometer entfernte britische Insel. Die Böden hier sind ähnlich wie an der Côte de Blancs, kreidebasiert und tief, so dass die Reben gut wurzeln können – das Klima erträglicher. Der Trend geht also zur Nordwanderung der Reben, etwas, das Europa nicht fremd ist. So geht man davon aus, dass Europa in den letzten zwei Jahrtausenden mehrere klimatische Veränderungen durchlebt hat, und die Nordgrenze des Weinbaus während der mittelalterlichen Warmperiode bis in den Norden Deutschlands reichte. Cool Climate Grapes wie zum Beispiel Müller-Thurgau und Blauer Portugieser siedeln um nach Sachsen, die Pfalz beginnt Trauben wie Syrah, Chenin Blanc und Viognier anzubauen, die in südlicheren Gefilden zuhause sind.
Für den deutschen Weinbau stellt dies ein anderes Problem dar, da wir noch viel Platz nach oben in der Rebsortenpalette haben. Für Länder, die schon am Ende der Hot Climate Rebsorten stehen, wird es hier ernster. Nun stellt sich hier aber auch für Europa die Problematik entgegen, dass die EU ein Pflanzungsrecht zur Neupflanzung von Weinbergen voraussetzt, das ursprünglich eingeführt wurde, um die europäische Weinbergsfläche und deren Erträge zu begrenzen und nun die Nordwanderung des Weinbaus behindert. Des Weiteren sind in vielen europäischen Weinbauregionen strenge Regeln für die Auswahl der Reben gesetzt. Hier muss das Zusammenspiel von Rebsorte, Klima und Boden neu überdacht und definiert werden. Der europäische Weinbau wird sich definitiv ändern, was er aber historisch gesehen auch schon mehrmals getan hat. Es ist also an uns, das Beste daraus zu machen.