Im Jahre 1966 produzierte Pilton Manor in Somerset als erster kommerzieller Produzent einen flaschenvergorenen Schaumwein aus den damals gängigen Rebsorten Müller-Thurgau und Seyval Blanc. Die Rebsorten haben seither gewechselt, die Risikobereitschaft der Winzer, sich auf dem Markt zu etablieren nicht. Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier wurden später gepflanzt und die Weine nach der Méthode traditionnelle ausgebaut.
Die großen Namen hierbei sind Nyetimber (Halle 13, Stand B 48) und Ridgeview Estate (Halle 13, C 45), beide in Sussex angesiedelt. Kleinere hingegen Chapel Down (Halle 13, Stand C 45) und Gusborne in Kent. Als Anteilsnehmer der Kellereien kann man indirekt an der Erfolgsgeschichte dieser Entwicklung teilhaben und deren Projekte nach vorne bringen. Aus einer patriotischen Vision wurde inzwischen ein durchaus realistisches Vorhaben, English Sparkling Wine zu produzieren und erfolgreich zu vermarkten.
Auch wenn England mit Extremwetterereignissen nicht verschont bleibt und das Klima nach wie vor kühl und unbeständig ist, entschärft der Klimawandel als Nebeneffekt das Risiko, die vollständige physiologische Reife der Trauben nicht zu erzielen. Während andere Schaumweinregionen wie Katalunien mit der Hitze kämpfen, haben die britischen Winzer keine Bewässerungsfragen zu klären.
Also wollte unser Team den Gästen im Gourmet Restaurant Baur au Lac in Zürich diese Innovation nicht vorenthalten und servierte zu Beginn des Silvesterabends einen English Sparkling Wine, anstatt dem klassischen Champagner. Die Reaktion: polarisierend.
Viele waren überrascht über die hochwertige Qualität und hatten große Freude am Degustieren. Andere waren kritisch und auch entsetzt, einen englischen Schaumwein mit dem französischen gleichzusetzen. Was uns dabei am Ende des Abends am meisten freute, ist die Tatsache, dass unsere Gäste offen für Neues waren und rege darüber diskutiert haben. Denn die Vielfältigkeit ist es doch, was uns am Thema Wein so fasziniert und letztendlich verbindet. Über jegliche Landesgrenzen hinaus können wir heutzutage von beinahe jeder Weinkultur dieser Welt schöpfen und lernen. Und schön ist es auch, dass europäische und britische Genießer noch nach einem Brexit durch den Sparkling Wine zumindest im Genuss vereint sind.