Wo Don Quijote Monster sah, die es zu besiegen galt, sehen die Winzer von Heute Naturgewalten, die sie sich zu Nutzen machen können. Im Fall von Pantelleria heißt diese Gewalt Scirocco und ist das definierende Element jedes einzelnen Jahrgangs. Der in der Sahara aufkommende Scirocco nimmt heiße, trockene tropische Luftmassen in nördliche Richtung mit und gewinnt beim Überqueren des Mittelmeers an Feuchtigkeit und Stärke. Auf seinem Höhepunkt kann der Scirocco mit Böen der Sturmstärke bis zu 36 Stunden am Stück auf die Insel einprügeln. Dabei kann er mechanischen Schaden an den Rebstöcken verursachen, zur Erosion der vulkanischen Böden führen und Evaporation beschleunigen. Diese Bedingungen kommen häufig mit den Phasen des Rebenwachstumszyklus zusammen, in denen der hochgeschätzte Zibibbo (Muscat d’ Alexandrie) besonders empfindlich ist, was potenziell zu Ertragsverlusten von bis zu 20 % führen kann
Die Weinbauern vor Ort haben sich der Situation angepasst, mit Anbaumethoden, die die Verbindung zwischen Wind und Reben fördern. Beinahe 40 Kilometer Steinmauern und als Conca bekannte Mulden schirmen die Pflanzen ab, während mit dem von der UNESCO anerkannten Reberziehungsystem Alberello Pantesco die Reben nahe am Boden gehalten werden, um ihnen zusätzlichen Schutz zu bieten. „Die Mulden, in denen die Reben im Alberello-Erziehungssystem angebaut werden,“ so Antonio Rallo (Halle 16, Stand H43), „schützen vor starken Winden. Darüber hinaus versuchen wir, Schäden zu vermeiden, indem wir die Traubenverarbeitung in Perioden ansetzen, in denen der Wind weniger bläst, entsprechend den Wettervorhersagen und unserer Erfahrung.“
Das Ergebnis? Weine, die Widerstandskraft und Lebendigkeit verkörpern und einen Sinn für ihren Herkunftsortes vermitteln – so intensiv wie der Scirocco selbst. „Im Fall von Pantelleria“, betont Rolle, „ist Wind nicht nur ein Faktor, mit dem wir zurechtkommen müssen, sondern eine Ressource, die zur Einzigartigkeit unseres Weines beiträgt.“ Darüber hinaus ist er essenziell, um die Trauben nach der Lese zur Konzentration des Saftes besonders schnell eintrocknen zu lassen. Der berühmte Süßwein Passito di Pantelleria entsteht, wenn ausschließlich eingetrocknete Zibibbo-Beeren gepresst werden.