Interview ProWein: 75. Deutsche Weinkönigin Eva Brockmann aus Franken
Am 29.9.2023 wurde die 75. Deutsche Weinkönigin in Neustadt an der Weinstraße gewählt. Eva Brockmann darf das Amt weiterführen und bekam von der ehemaligen 74. deutschen Weinkönigin die Krone aufgesetzt.
Wir wollen Eva Brockmann besser kennenlernen und haben mit ihr ein kleines Interview geführt zu ihrem Spezialthema: Wein. Die Herausforderungen und Trends, welche sich vor allem in ihrer Heimat Deutschland bemerkbar machen. Auf der ProWein 2024 können wir Eva das erste Mal begrüßen und freuen uns auf einen regen Austausch und neue Erkenntnisse für 2024 in der Weinbranche.
1.Erzähl uns etwas über dich. Wer bist du? Wo kommst du her?
Mein Name ist Eva Brockmann, ich bin 24 Jahre alt, werde jedoch, wenn die ProWein Anfang nächsten Jahres stattfindet, bereits 25 sein. Ich wurde in München geboren, habe aber den Großteil meiner Kindheit hier in Aschaffenburg verbracht und bin hier mehr oder weniger aufgewachsen. Einige Jahre habe ich jedoch mit meiner Familie in Budapest gewohnt. Seit September 2023 bin ich die amtierende 75. deutsche Weinkönigin.
2. Wie bist du zur Liebe zum Wein, Weinbau und Weinvertrieb gekommen?
Meine Liebe zum Weinbau und vor allem auch zum Beruf des Winzers oder der Winzerin habe ich vor mittlerweile über acht Jahren entdeckt. Damals besuchte ich eine Landwirtschaftsfachoberschule im Landkreis Ansbach in Triesdorf, wo ich mein Abitur nachholte. Während dieser Zeit habe ich ein Jahr lang etwa alle zwei Wochen auf einem Weingut in meinem Heimatlandkreis Mildenberg verbracht. Ich konnte in dieser Zeit in fast jeden Betriebszweig hineinschnuppern und unzählige Fragen stellen. Es dauerte nicht lange, bis ich meine Liebe und Leidenschaft für diesen Berufszweig entdeckte. Nach meinem Abitur entschied ich mich zuerst für die Winzerlehre im Landkreis Kitzingen. Diese absolvierte ich zwei Jahre lang, bis ich meinen Gesellenbrief in der Hand hielt.
Anschließend folgte mein Studium für Weinbau und Önologie, das ich im Juli 2023 abgeschlossen habe. Parallel zu meinem Studium übernahm ich das Amt der fränkischen Weinkönigin im Mai 2022, und seit September 2023 darf ich die 75. deutsche Weinkönigin sein.
3. Könntest du uns etwas über die besonderen Herausforderungen berichten, denen deutsche Winzer gegenüberstehen?
Herausforderungen in, für und mit der Weinbranche gibt es einige. Aber die wohl größte und wichtigste Sorge, die uns in der Branche momentan umtreibt, ist die durch die aktuelle wirtschaftliche Lage verursachte Kaufzurückhaltung unserer Verbraucherinnen und Verbraucher sowie unserer Kundschaft, bedingt durch die hohe Inflationsrate. Wir beobachten derzeit rückläufige Marktzahlen in Bezug auf die Weinwirtschaft. Das bereitet uns natürlich ein wenig Kopfzerbrechen und Sorge, aber jetzt wurde gerade der zweitausenddreiundzwanzigste Jahrgang von unseren Weinproduzentinnen und -produzenten gelesen und wir blicken geschlossen positiv in die Zukunft.
Eine weitere Hürde, die es aktuell in der Weinwirtschaft zu bewältigen gibt, ist der anstehende Generationenwechsel bei unseren Kunden und Verbraucherinnen und Verbrauchern. Die Generation Z steht in den Startlöchern, und mit dem Aufkommen dieser Generation bemerken wir einen Rückgang im Konsum von Alkohol im Allgemeinen, auch im Bereich des Weins. Dies ist ein Thema, das uns in der Weinbranche schon seit den letzten Jahren beschäftigt hat, aber immer akuter und aktueller wird. Dennoch haben wir bereits eine gute Reaktion gefunden. Seit einigen Jahren befinden sich unsere alkoholfreien Weine, Sekte und Schaumweine auf einem aufsteigenden Ast. Sie sind stark im Kommen, und darauf werden wir uns weiterhin stützen. Somit wird auch der Generationenwechsel für uns kein Problem darstellen.
Eine dritte Hürde, die uns seit vielen Jahren beschäftigt und uns nicht mehr aus den Griff lässt, ist der Klimawandel. 2018 erlebten wir das allererste wirklich heiße und trockene Jahr, gefolgt von einer Abfolge verschiedener klimatischer Ereignisse. Mal war es zu heiß, dann zu nass, dann zu kalt. Das frühere "Schema F" in der Weinbranche, bei dem man genau wusste, was an welchem Tag zu tun ist, um am Ende einen guten Wein zu haben, existiert nicht mehr. Die Weinerzeugerinnen und Weinerzeuger können nicht mehr nach diesem festen Schema arbeiten, auch wenn Generationen zuvor immer sagten, dass dies schon immer so gemacht wurde. Leider funktioniert das nicht mehr. Doch auch hier, wenn unsere Weinerzeugerinnen und Weinerzeuger stets wachsam sind, auf Wetterdienste achten und flexibel reagieren können, ist auch hier der Weg für die Zukunft geebnet. Es wird weiterhin wunderbare Weine in Deutschland geben.
4. Wie sieht für dich der zukünftige, globale Weinmarkt aus? Welche Trends lassen sich erkennen?
Der Weinmarkt und die Weinbranche im Allgemeinen werden von Trends dominiert, die sie immer wieder in eine neue Richtung lenken. Aktuelle Trends, die wir beobachten, gibt es mehrere: Zum einen geht der Trend derzeit hin zu entweder alkoholreduzierten oder sogar alkoholfreien Weinen. Dies entspricht dem aktuellen Lebensstil, der auf Fitness und einem gesunden Leben basiert. Eine bewusste Ernährung schließt schwere alkoholhaltige Weine einfach aus. Das bedeutet, dass Verbraucher sich bewusst für alkoholarme Weine entscheiden.
Ein zweiter Trend, der die Branche seit einigen Jahren beschäftigt, sind die sogenannten PIWIs. Pilzwiderstandsfähige Rebsorten im Anbau existieren bereits seit vielen Jahren. Erst in den letzten Jahren sind sie jedoch in den Köpfen der Verbraucher präsenter geworden. In Deutschland sind PIWIs bereits im Anbau draußen im Weinberg, und wir sind Vorreiter bei der Kreuzung und Vermehrung pilzwiderstandsfähiger Rebsorten in unseren Rebschulen. Als Weinbranche sind wir stolz darauf, die Weinwelt mit PIWIs versorgen zu können.
Ein dritter Trend, den wir mit großer Freude beobachten, sind unsere Sparkling Vines. Unsere deutschen Winzersekte, die wir anfangs intensiv beworben haben, haben sich mittlerweile zu einem echten Selbstläufer entwickelt. National sind sie bereits in Deutschland sehr bekannt und erfreuen sich großer Beliebtheit. International sind sie noch ein Geheimtipp, aber wir sind zuversichtlich, dass sich das bald ändern wird. Ein deutscher Winzersekt ist in Bezug auf Qualität und auch vom Preis-Leistungsverhältnis her einfach unschlagbar
5. Welche Rolle spielst du auf der ProWein und wie unterstützt du die deutsche Weinindustrie während dieser Veranstaltung?
Ich werde auf der ProWein natürlich als Ansprechpartnerin rund um das Thema unserer deutschen Weine zur Verfügung stehen. Außerdem werde ich am Stand des Deutschen Weininstituts gemeinsam mit der Generation Riesling einige Weinproben moderieren. Es werden verschiedene Themen angeboten, über die ich an dieser Stelle noch nicht allzu viel verraten möchte. Ihr müsst einfach vorbeikommen und euch diesen Stand selbst anschauen. Ganz persönlich werde ich die Tage auf der ProWein nutzen, um meinen nationalen und internationalen Weinhorizont ein wenig zu erweitern.
6. Gibt es besondere Empfehlungen für Weine oder Weingüter, die die Besucher der ProWein unbedingt probieren sollten?
Der Trend auf Seiten der Verbraucher geht derzeit mal wieder verstärkt in Richtung Weißwein. Deswegen kann ich allen Besucherinnen und Besuchern der ProWein nur ans Herz legen, an die Stände der deutschen Weinerzeugerinnen und Weinerzeuger zu gehen und sich von der Vielfalt unserer Leitsorte, unserer Rieslinge, überzeugen zu lassen. Über 40 Prozent der internationalen Rieslinganbaufläche findet sich in Deutschland. Dementsprechend präsentieren sich unsere Rieslinge in einer großen Vielfalt und zeichnen sich durch hervorragende Qualität aus.
Wenn ihr jedoch den Trends ein wenig entgegengeht und immer noch gerne zu einem Gläschen Rotwein greift, habe ich auch eine Empfehlung für euch: Und zwar sind das unsere deutschen Spätburgunder. Deutschland ist das Land mit der drittgrößten Anbaufläche für Spätburgunder, und dies spiegelt sich auch in der Qualität dieser Rebsorte wider. Seit einigen Jahren bewegt sie sich auf einem konstant steigenden Niveau. Das bedeutet, wenn ihr doch lieber zu einem Gläschen Rotwein greift, dann besucht unsere Weinerzeugerinnen und Weinerzeuger und lasst euch von unseren deutschen Spätburgundern begeistern.
7. Teile einige deiner persönlichen Lieblingsmomente oder -erlebnisse auf der ProWein mit uns.
Die Frage kann ich leicht beantworten: Es gibt noch keine Lieblingsmomente meinerseits von der ProWein, denn ich werde 2024 das erste Mal die ProWein besuchen. Daher freue ich mich schon sehr auf die Tage der ProWein. Auf die ProWein 2024 blicke ich ganz gespannt, welche Erlebnisse und Erfahrungen ich sammeln kann. Dann werde ich auch von meinen Lieblingsmomenten berichten können.