21.02.2012
Auf unserem Weingut begann die Umstellung auf den organischen Weinanbau im Jahre 2009. Für das ganze Weinanbaugebiet wurde ein Umstellungsplan erstellt, in dem wir uns zum Ziel gesetzt haben, binnen vier Jahren auf allen bewirtschafteten Flächen den organischen Weinanbau einzuführen. Diese Fläche beträgt dieses Jahr 35 Hektar. Unseren ersten Biowein werden wir nach der Weinlese 2012 herstellen.
In diesem Zeitraum wurde uns aber auch klar, dass der organische Weinanbau nicht bloß eine Sache des Pflanzenschutzes ist, sondern eine umfassende Philosophie. Also müssen wir diese Frage in ihrer ganzen Komplexität angehen. Bei der Verwirklichung muss eine umfassende Anbau- und Verarbeitungstechnologie angewandt werden.
Der Boden
Am Fuß des Tokajberges wird der Wein seit mehreren Jahrzehnten, teilweise sogar schon seit Jahrhunderten, in Monokultur auf dem gleichem Gebiet angebaut. Traditionell verfolgte man für die Unkrautbekämpfung das Ziel, nur die Rebpflanze zu erhalten und jede andere Pflanze im Anbaugebiet zu vernichten. Mit der Anwendung von Unkrautmitteln wurde allerdings die Bodenstruktur geschädigt bzw. nach einer gewissen Zeit völlig zerstört. So ist die Zahl der im Boden lebenden Bakterien, Faden- bzw. Ringelwürmer, Insekten, Pilze usw. drastisch zurückgegangen; ihre positive, belebende Wirkung hat aufgehört. Der Boden ist „gestorben“. Das Gleichgewicht der Nahrungsaufnahme der Pflanzen und damit auch der Rebe hat sich ebenfalls aufgelöst, die Behebung des absoluten und relativen Nährstoffmangels erfolgte mit Kunstdüngern. Aufgrund der Anwendung von Kunstdüngern im Übermaß bildeten sich jedoch andere Mangelkrankheiten heraus.
Demnach war unsere erste und wichtigste Tätigkeit nach der Umstellung die Neubelebung des Bodens. Aus diesem Grund haben wir die Verwendung der Kunstdünger und Unkrautmittel vollständig beendet. Der Boden wurde mit der Anpflanzung von deckenden Pflanzen, mit der Verwendung von natürlichem Dünger und Kompost neu belebt. Dies ist natürlich ein Vorgang, der noch mehrere Jahre andauern wird.
Pflanzenschutz
Der für uns wesentlichste Punkt des organischen Anbaus ist der völlige Verzicht auf Insektenvernichtungsmittel, da dies die Rücksiedlung der nützlichen Insekten auf die Rebberge ermöglicht.
Ein ähnlich wichtiger Punkt ist der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel, die in die Pflanze eindringen, denn die Verwendung dieser Stoffe hat die natürliche, eigene Widerstandsfähigkeit der Pflanze in bedeutendem Maße verringert.
Zurzeit konzentrieren wir uns im Rahmen des biologischen Anbaus auf unserem Weingut auf die Verwendung von kupfer- und schwefelhaltigen Mitteln, die mit Pflanzenkonditionsmitteln ergänzt werden. Da beim organischen Anbau nur die Anwendung sog.
Kontaktmittel erlaubt ist, die allerdings nach einem Regenfall auch schnell ausgewaschen werden, mussten wir sehr viel gezielter und in der Regel auch häufiger an neuralgischen Punkten spritzen. Der Aufwand für den Pflanzenschutz hat sich daher deutlich erhöht.
Technologie
Sowohl bei der Sicherung der Gesundheit von Pflanze und Frucht, als auch bei der Sicherstellung erstklassigen Traubenguts kommt der eingesetzten Technologie, vor allem bei der Grünarbeit, eine wichtige Rolle zu. Man muss erreichen, dass die Laubwand über das ganze Jahr dünn und luftig bleibt. Es ist zu beachten, dass einerseits für die Pflanze ständig genügend Assimilationsfläche zur Verfügung steht, andererseits sollen die Trauben – in erster Linie aus südlicher und westlicher Richtung – durch ausreichend dichtem Blattwerk vor starker UV-Strahlung geschützt werden. Für diese Arbeiten wurden nach ausgiebigen Erprobungen spezialisierte Entlaubungsgeräte beschafft. Unsere modernen Spritzgeräte minimieren die auszubringenden Flüssigkeitsmengen. Weitere Anbaugeräte sorgen für eine homogene Ausbringung unseres selbst produzierten Humus in die Rebzeilen.
Für uns ist der organische Weinanbau ein wichtiger und unerlässlicher Schritt in Richtung eines nachhaltigen Weinanbaus. Wir sind bemüht, hierbei die gesamte Prozesskette der Weinwirtschaft im Blick zu haben und jede einzelne Stufe unter Qualitäts- und Nachhaltigkeitsgesichtspunkten neu auszurichten. In den kommenden Jahren werden wir uns unter anderem mit der Reduzierung des Energieverbrauchs sowohl im Außenbetrieb als auch in der Kellerwirtschaft beschäftigen.
Wir sind davon überzeugt, dass schon die bisher umgesetzten Maßnahmen zu einer deutlichen Qualitätsverbesserung bei unseren Produkten geführt hat. Dennoch treten wir bewusst nicht als Bioweingut auf, denn wir wollen die Kunden durch unsere Produkte und nicht mit schönen Hochglanzbroschüren überzeugen.