18.02.2011
Bei mehreren Württemberger Weingärtnergenossenschaften herrscht spürbar frischer Wind: die bestens ausgebildeten Nachwuchskräfte und jungen Winzer einzelner Genossenschaften haben eigene Projekte ins Leben gerufen und erstellen spezielle Profilweine – mit größtem Erfolg. Die Bilanz fällt überall positiv aus: Die Jungwinzer sorgen für erhöhte Qualitätsanstrengungen und tragen mit ihrer Kreativität und ihren Innovationen erheblich zur Weiterentwicklung der Betriebe bei.
Vinitiative Lauffen Lauffener Weingärtner eG
2007 gründeten 22 Nachwuchskräfte der Lauffener Weingärtner eG die Vinitiative Lauffen. Das Credo der Gruppe, darunter Winzer, Weinbautechniker, Küfer, Weinwissenschaftler und Önologen im Alter von 19 bis 35: „Wir wollen unseren Wein auf die Spitze treiben.“ Inzwischen ist das erste Produkt des Jungwinzer-Projekts, eine Spitzen-Cuvée, auf dem Markt: 2008er Württemberger Rotwein Cuvée QbA trocken, im Barrique gereift. „Wir Jungwinzer wollten zeigen, dass wir mehr können als gute Qualitätsweine für Literflaschen zu produzieren“, erklärt Heiko Höllmüller, der die Gruppe vor drei Jahren mit auf den Weg gebracht hat.
Dazu gehört für die jungen Winzer der Vinitiative naturnahe, schonende und gleichsam sorgfältige Weinbergsarbeit. Behutsamer Rebschnitt sowie eine Sorten und Lagen angepasste frühzeitige Entblätterung und Halbierung der Trauben sind das handwerkliche Rüstzeug für das Wachsen und Werden der Trauben. Für die perfekte Aromareife und den optimalen Lesezeitpunkt werden im Herbst die Beeren im Weinberg täglich unter die Lupe genommen und probiert. Jedes Mitglied der Vinitiative hat eine Weinbergfläche mit alten Rebanlagen von ca. 10 Ar in das Projekt eingebracht. Bei einem festgelegten Stockertrag von 800 Gramm bis 1,2 Kilogramm Trauben wurde das gesetzte Ziel von 50 kg/Ar durchschnittlich bis auf 35 kg/Ar unterschritten. Doch die konsequente Qualitätsoffensive ist mit der schonenden Handlese nicht beendet. Auch bei der Anlieferung und im Keller werden die Trauben außerordentlich vorsichtig behandelt. Das vollreife Lesegut erfährt eine sensible Verarbeitung in allen Arbeitsschritten. Die Trauben, in Kleingebinden angeliefert, kommen über eine spezielle Hebe- bzw. Falltechnik und ohne Einsatz von Pumpen in die Holzbütten zur Maischegärung. Kellermeister Michael Böhm lagert die Fraktionen zunächst eine Woche lang kühl, dann gären die Trauben bis zu drei Wochen auf der Maische. Erst nach mindestens einer weiteren Woche kommt der Wein für 20 Monate in kleine Eichenfässer, deren unterschiedliche Herkunft aus Deutschland, Frankreich, Österreich und Ungarn mit der differenzierten Röstung für verschiedene Aromen sorgt. Für die knapp 4000 Flaschen des Jahrgangs 2008 wurden nur die besten Fässer für die Füllung ausgewählt (14 von 22 Barriques). Die Rotwein-Cuvée 2008 der Vinitiative Lauffen aus den neun Rebsorten Schwarzriesling, Lemberger, Dornfelder, Spätburgunder, Cabernet Cubin, Cabernet Dorsa, Cabernet Mitos, Rehberger und Merlot duftet intensiv nach dunklen Beeren wie Cassis und Schwarzkirschen, assistiert von einer leicht pfeffrigen Note. Die Fruchtaromen korrespondieren mit einem Hauch von Vanille und sanften Röstungen edlen Holzes. Am Gaumen überzeugt die Spitzen-Cuvée durch Saftigkeit, Substanz und Schmelz sowie einer harmonischen Säure. Das Spitzenprodukt ist ausschließlich für die Gastronomie, den Fachhandel und den Endverbraucher erhältlich. Der EVP für die Rotweincuvée liegt bei 30 EUR.
next Generation Fellbacher Weingärtner eG
In Fellbach, dem Tor zum Remstal, begegnet junges Weinwissen gewachsener Rieslingkultur. „Next Generation – Wir können auch jünger“, so lautet der Slogan der Jungwinzerinitiative der Fellbacher Weingärtner eG. Entstanden ist die Idee zu einem Jungwinzer-Arbeitskreis bereits 2007. Die 14 jungen, sehr gut ausgebildeten WeingärtnerInnen kreierten dann 2008 mit dem Riesling „S“ aus alten Reben ihren ersten eigenen Wein unter dem Namen next Generation, seitdem wird jedes Jahr ein frischer next Generation Riesling vorgestellt. Die ausgesuchten Anlagen mit alten Reben werden durch spezielle weinbauliche Maßnahmen bearbeitet und somit die Traubenreife des Rieslings gezielt ausgeschöpft. Im Keller erfährt der Saft des Rieslings eine kühle und sehr langsame Vergärung mit speziell ausgesuchten Hefen, so dass die typischen Sorten-Aromen besonders zur Geltung kommen. Ziel ist es, durch schonende und bedachte kellertechnische Arbeit die naturgegebenen Aromen in ihrer ganzen Fülle herauszuarbeiten. Der Riesling next Generation besticht durch seine Natürlichkeit und Vielfalt der Aromen.
Vom Jahrgang 2009 bieten die Jungwinzer auch eine Rotweincuvée aus Acolon, Lemberger und Spätburgunder an. Tiefdunkel im Glas präsentiert sich die Cuvée mit feinen Fruchtaromen von dunkler Kirsche und Brombeeren, im Gaumen zeigt der Wein eine kräftige Struktur mit weichen Tanninen. Alle next Generation Weine kosten jeweils 7,30 Euro EVP.
Vision Heuchelberg Heuchelberg Weingärtner eG
Vision Heuchelberg – so nennen sich die 16 Jungwinzer der Heuchelberg Weingärtner eG, die sich 2009 zusammengeschlossen haben, um sich aktiv in ihre Genossenschaft einzubringen. Die 18- bis 31-Jährigen möchten einen ganz besonderen Tropfen auf den Weg bringen – einen hochwertigen, streng selektierten Trollinger, auf der Maische vergoren und im Holzfass gereift. Ihre Vision ist, die traditionelle und für die Region typische Rebsorte Trollinger neu zu interpretieren und so Tradition und Innovation zu vereinigen. „Wir wollen der alten Württemberger Traditionssorte ein neues Image verpassen. Der Trollinger ist mit seinen Vegetations- und Lagenansprüchen sehr anspruchsvoll und erfordert daher von uns selber eine gehörige Portion Herzblut, Idealismus und Überzeugung. Und das macht den besonderen Reiz aus“, erklärt Susanne Reiner von der Heuchelberg Weingärtner eG. Gleichzeitig will die Gruppe verschiedene Veranstaltungen ins Leben rufen und Menschen für das Thema Wein, ihre Heimat und ihre Genossenschaft begeistern. Dass die Nachwuchskräfte allesamt Familien der Heuchelberg Weingärtner eG entstammen, bringt mit sich, dass sie von klein auf alle Arbeitsschritte vom Rebschnitt bis zur Lese kennen. Jetzt bringen sie zusätzlich ihr neu erworbenes Wissen nach Ausbildung oder Studium in diesem Gebiet ein.
Jedes Mitglied der Gruppe bewirtschaftet seinen Weinberg nach den vereinbarten Richtlinien wie Traubenhalbierung oder selektive Lese. Rund zwei Hektar Gesamtfläche werden so bewirtschaftet. Begleitet wird die Vision Heuchelberg von Vorstandsmitglied Bernd Rieker und dem stellvertretenden Kellermeister Oliver Diebold. „Normalerweise arbeiten wir bei dieser Sorte mit Maischeerwärmung, hier wollen wir jetzt mit Maischegärung und Holzfass arbeiten“, kündigt Diebold an. Auf der Homepage wird außerdem das ganze Weinjahr vom Rebschnitt über Pflanzenschutzaktionen bis zur Lese dokumentiert, um den Weinliebhaber an der Entstehung teilhaben zu lassen. Auch die Gastronomen der Region wollen den Wein von der Rebe bis in die Flasche begleiten. Und das mit gutem Grund: Das Thema regionale Speisen und regionale Weine trifft den Zeitgeist und die Nachfrage nach regionalen Produkten. Der erste Schritt für eine enge Zusammenarbeit mit den Gastronomen der Region ist gemacht. Der Endverbraucherpreis des Weins der Vision Heuchelberg soll unter 10 EUR EVP bleiben, wenn der Wein im September auf den Markt kommt.
Junge Winzer Weingärtnergenossenschaft Mundelsheim eG
Neun Jungwinzer der Weingärtnergenossenschaft Mundelsheim eG gründeten 2008 die Gruppe Junge Winzer. Natürlich war der Weinbau für die Nachwuchswinzer keine fremde Materie. Ihre Eltern sind allesamt Genossenschaftsmitglieder. Auf die lange Weinbautradition in Mundelsheim sind die jungen Weingärtner stolz, aber man möchte eigene Ideen und Ansprüche umsetzen. Gemeinsam bewirtschaften sie zwei Weinberge mit einer Fläche von insgesamt 20 Ar in den besten Lembergerlagen des Rozenbergs. Dabei ist der Anspruch der Jungen Winzer, die alle zwischen 20 und 25 Jahre alt sind, an ihr Produkt denkbar groß: sie haben es sich nicht nur zum Ziel gesetzt, die Mundelsheimer Weinbautradition fortzuführen und gleichzeitig mit innovativem Engagement und Ideen eine neue Ära einzuleiten. Die Jungen Winzer möchten „Weine von allerhöchster Güte, eigenständig und einzigartig, mit klarem Charakter und einem unverwechselbaren Bekenntnis zu ihrer Herkunft“ machen. Um diese Vision zu erreichen, haben die engagierten Nachwuchskräfte nichts dem Zufall überlassen: Von der Auswahl der Rebsorten in bester Lage, der ertragsreduzierenden Weinbergsarbeit, der Lese in reiner Handarbeit bis hin zur schonenden sortentypischen Vinifizierung und der Reifezeit in Barriquefässern aus schwäbischer Eiche orientiert sich jeder Schritt an dem Anspruch, einzigartige Weine zu machen. Der Name des Weins ist also Programm: UNICUS Lemberger, der sich dunkelrot, eigenständig und markant mit intensiven Beerenaromen und einer harmonisch warmen Holznote präsentiert. Der Wein wurde in hochwertige Flaschen abgefüllt, mit klarem Goldpräge-Etikett, Naturkorken und Versiegelung. Die 1.600 Flaschen des 2009er Jahrgangs sind einzeln handnummeriert. Der 2009er Wein wird im März vorgestellt und soll rund 30 EUR EVP kosten.
Veranstaltung/Pressekonferenz auf der ProWein 2011:
Montag, 28. März ab 13.30 Uhr
- Trollinger 2.0 -
Junge Weingärtner stellen ihre Projekte vor
Moderiert von Rudolf Knoll
Stand DWI 4 G 86
Das komplette Text- und Bildmaterial finden Sie auch zum Download unter: www.kenner-trinken-wuerttemberger.de/presse
Weitere Informationen:
Werbegemeinschaft Württembergischer Weingärtnergenossenschaften eG
Ulrich-M. Breutner
Dipl. oec., Vorstandssprecher
Raiffeisenstraße 6
71696 Möglingen
Tel.: 07141/24 46-14
Fax: 07141/24 46-20
E-Mail: breutner@wwg.de
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