Menu

15.12.2003

Italiens Weinwelt entfaltet ihren Zauber auf der ProWein 2004

Nach den Jahren großer Erfolge hat der italienische Wein in Deutschland eine kleine Verschnaufpause eingelegt. Die Konsolidierung auf Erzeuger- wie Händlerseite, die von den Experten prognostiziert wird, schlägt sich auch auf den Absatz italienischer Weine im Fachhandel und der Gastronomie nieder (1. Halbjahr 2003: - 20,6 % auf 2 Mio. HL.; -8,5 % auf 316 Mio. Euro; (Quelle: Corriere Vinicolo). Vor diesem Hintergrund sind gezielte Marketing-Aktivitäten, wie die Präsentation auf der ProWein, wichtiger denn je.

Aktuell schwanken die italienischen Anbieter zwischen der Angst, Marktanteile zu verlieren, und der Zuversicht in eine weiterhin solide Nachfrage nach italienischen Weinen. Die meisten Erzeuger sehen die Notwendigkeit, sich stärker als früher im deutschen Markt zu engagieren. Zusätzliche Promotionsveranstaltungen und die Anwesenheit auf der bedeutendsten Weinmesse außerhalb Italiens ist für die langfristig planenden Unternehmen ein Muss.

Mit ihrem jährlichen Turnus ist die ProWein eine ideale Plattform, den deutschen Absatzmarkt zu pflegen und darüber hinaus benachbarte Exportmärkte zu erschließen. Mit ca. 700 Ausstellern und einer belegten Netto-Ausstellungsfläche von rund 5.000 qm stellt Italien hinter Deutschland (ca. 800 Aussteller/15.000 m²) die größte Anbieternation. Mehr noch: Mit ihrer qualitativ hochwertigen Präsentation ist die ProWein die umfangreichste Vorstellung italienischer Weine außerhalb Italiens.

Solch eine kreative Vielfalt trifft in Düsseldorf auf das bekannte deutsche Organisationstalent - zwei Eigenschaften, die nach den Erfahrungen der letzten Jahre bestens harmonieren.

Übersichtliche Gemeinschaftsstände der Anbauregionen

Ein guter Einstieg für den Fachbesucher in das Weinland Italien sind die übersichtlichen Gemeinschaftsstände. Lang ist die aktuelle Teilnehmerliste: Verschiedene Handelskammern, wie das Camera di Commercio di Treviso, Trentino Marketing, Weinwerbungsorganisationen wie die APET aus der Toskana, Weinkonsortien wie das des Alto Monferrato oder des Barbera d’Asti, die Enoteca Regionale der Emilia-Romagna oder die Südtiroler Weinwerbung sind auch dieses Jahr mit vielen Winzern angereist.

Im gut organisierten »Club Italia« in Halle 3 findet der Fachbesucher wie immer Neues, d.h. den ein oder anderen Winzer, der sich in Deutschland einen Markt aufbauen möchte. Erstmals wird sich die Region Sizilien mit 39 Erzeugern gemeinsam im Club Italia vorstellen.

Bekannte Größen auf der ProWein

Bekannte Größen gibt es auf der anderen Seite sehr viele: Marchese Antinori, Dievole, Colombaio di Cencio, Rocca delle Macie oder die Fattoria Felsina aus der Toskana, Allegrini aus dem Veneto, Marchesi di Barolo aus dem Piemont, Feudi di San Gregorio aus Kampanien oder Planeta aus Sizilien sind einige von denjenigen Weingütern, die auf Grund ihrer langjährigen Arbeit in Deutschland erfolgreich sind.

Batasiolo (Piemont), Cantele (Apulien), Lungarotti (Umbrien), Meloni (Sardinien), Botter, Mionetto, Valdo, Zonin (alle aus dem Veneto), Girelli (Trentino) oder Friulvini (Friaul), sie alle sind nach Düsseldorf gekommen, entweder mit einem eigenen Stand oder am Stand des deutschen Partners.

Wie bedeutend italienischer Wein in Deutschland ist, beweist einmal mehr die Anwesenheit von großen Weinagenturen und Italienweinhändlern. Ob Antonio Zangara aus Rom, Palorino oder die Export Union Italia (EUI) aus Südtirol, die bekannten Händler der Vinum Bonum-Gruppe wie Garibaldi, Weinkontor Freund oder Weinvision, Stopper vini aus Lugano, Pellegrini & Grundmann aus Landau, Vinissimo aus München, GES Sorrentino aus Delmenhorst, Fischer & Trezza aus Stuttgart oder VIP Santo di Raimondo oder Smart wines aus Köln, alle finden auf der ProWein Zeit für ihre Geschäfte und zur Pflege der Kontakte.

ProWein 2004: Aktuelle Ernten im Vordergrund

Nach der Ernte ist die Messe im Frühjahr für die italienische Weinbranche der erste bedeutende Treffpunkt: Diskutiert werden die Preise, verfügbare Mengen und Qualitäten. Welche Auswirkungen hat die kleine Ernte 2003 mit dem heißen Sommer in Italien? War der verregnete Jahrgang 2002 doch besser, als ihn viele Experten im letzten Jahr gesehen haben? Auf jeden Fall ist die Ernte in beiden Jahren so gering wie schon lange nicht mehr. Mit 44,9 Mio hl. des Jahrganges 2003 und nur 44,6 Mio hl. im Jahr 2002 liegen beide Ernten deutlich unter dem langjährigen Mittel von 53 Mio hl. Wein (Quelle: Corriere Vinicolo).

Wie reagieren die Marktpreise der gängigen LEH-Produkte von Chianti über Pinot Grigio bis zum Prosecco? Beim Chianti scheint sich Stabilität abzuzeichnen. Bei den Herkünften aus dem Nordosten Italiens dagegen, werden sich die Preiserhöhungen auch auf den Ladenpreis auswirken.

Süditalien nimmt seine Chance wahr

Süditalien ist mittlerweile ein fester Bestandteil des Weinsortimentes in Deutschland, nicht nur beim Italienspezialisten. Siziliens Weingüter stellen ihre kräftigen Rotweine auf Basis der einheimischen Nero d’Avola-Rebsorte vor, die oftmals mit internationalen Rebsorten wie Syrah, Cabernet Sauvignon oder Merlot vermählt wird, aber dennoch ihre Eigenständigkeit bewahrt. Klar sind sie gegenüber den Negroamaro-Weinen aus Apulien von der Salento-Halbinsel abzugrenzen. Aus Manduria und Umgebung erweitert der wieder erstarkte Primitivo (Zinfandel) das interessante Rebsortenspektrum der Weine aus Apulien.

Nicht selten haben solche Weine deshalb einen relativ leichten Einstieg in den deutschen Distributionskanal, da mittlerweile mehrere große Weinerzeuger aus Norditalien den »Süden« in ihrem Sortiment haben. Aus Mittelitalien sind die Winzer angereist, um den Rotwein Montepulciano d’Abruzzo von der Adriaküste um Pescara vorzustellen, der dem Chianti als beliebtestem Rotwein in der Gastronomie als preisgünstige Alternative Konkurrenz machen könnte. Sein Nachbar, der Rosso Piceno Superiore, ein beliebter Rotwein aus den südlichen Marken, beweist, dass Mittelitalien nicht nur die beliebten Weißweine Verdicchio, oder Orvieto liefern kann.

Nach wie vor an erster Stelle stehen die Weine aus der Toskana in der Beliebtheit der Weintrinker, trotz der gestiegenen Preise, die im jetzigen Umfeld für einige Verstimmung beim Handel und dem Verbraucher sorgen. Nach den riesigen Investitionen der letzten Jahre in die klassischen Regionen wie Chianti Classico oder Brunello di Montalcino aber auch in die Maremma oder die DOC Val di Cornia an der toskanischen Küste müssen sich die neuen Weine erst noch im Markt beweisen.

Preise, Preise, Preise! Der Trend zu Weinen im einstelligen Preisbereich ist ungebrochen. Womöglich sogar unabhängig von der Wirtschaftslage muss der Handel vor allem bei Weinen bis 9,90 Euro seine Hausaufgaben machen. Wer das versäumt hat, der verliert schnell an Boden. Entdeckungen für dieses umsatzstarke Preissegment sind nicht nur bei den aufstrebenden Winzern in Apulien oder Sizilien, sondern sicherlich auch in den nördlichen Weinbaugebieten abseits der bekannten DOCG-Regionen möglich. Heute sind die Preise in Italien längst nicht mehr so starr wie noch vor einigen Jahren, als sie nur eine Richtung kannten; der zunehmende Verkaufsdruck ist spürbar.

Das Spitzenweinsegment ab 20 Euro Verkaufspreis ist ausreichend bestückt. Nach zwei schwierigen Jahren zeigen sich im Weihnachtsgeschäft erste Aufhellungen am Horizont. Es trennt sich die Spreu vom Weizen, denn heute wird auf Händlerseite sehr genau abgeschätzt, ob der Wein sein Geld wert ist: Vor allem unbekannte Winzer und durchschnittliche, hochpreisige Weine bekannter Winzer trifft es aktuell. Deshalb warten alle gespannt auf die Jahrgänge des Barolo 2000 und des Brunello di Montalcino 1999. Nach Einschätzung der Experten dreht sich der Markt auch beim italienischen Wein vom Verkäufermarkt zum Käufermarkt, was den Händler in eine stärkere Position bringt.

Eines ist sicher, die Diskussion um Weinstile und Produktionsphilosophien hält unvermindert an: Bioweine, handwerkliche oder industrielle Weine, Regionalität oder Internationalität. Italien ist dynamisch und reagiert auf den Markt und die sich verändernde Nachfrage, weshalb es seinen Zauber niemals verlieren wird. Es erfindet sich neu und das ist der Reiz.

Ausschließlich für Fachbesucher ist die ProWein vom 29. Februar bis 2. März 2004 geöffnet, täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr. Die Tageskarte kostet 20,00 Euro, die Dauerkarte 35,00 Euro und der Katalog 9,00 Euro. Einen zeitnahen und übersichtlichen Blick auf das Angebot aus Italien ermöglicht das Internet unter http://www.prowein.de/.