11.03.2008
Israel ist eine der ältesten Weinkulturen der Welt. Archäologische Funde alter Kelteranlagen können auf weit vor das 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung zurückdatiert werden. Weine erzählen Geschichten. Nirgendwo wird das so deutlich wie in Israel. Hier erzählen sie die Geschichte der Menschheit: Von Religionen, Vertreibungen, Brüchen, Krisen, von der Hölle und vom Himmel. Im Land der Bibel erhielt der Wein seine heutige Bedeutung als kultisches Getränk des Abendlandes. Und Noah ist immerhin der erste namentlich erwähnte Weinbauer der Welt (1. Buch Moses).
Der Islam verbietet den Anbau von Trauben zur Weinproduktion. Und weil das heutige Israel mehr als 1000 Jahre unter islamischer Herrschaft stand, hat sich erst in neuester Zeit eine moderne Weinbaukultur entwickeln können. Es war der berühmte Edmond de Rothschild, Eigentümer von Lafite-Rothschild im Bordelais, der Ende des 19. Jahrhunderts wieder den Weinbau einführte.
Anders als in Europa gibt es in Israel keine ausgedehnten Rebflächen. Die Weinberge sind kleinteilig und über das ganze Land verteilt. Im Norden an der Grenze zum Libanon liegt das Anbaugebiet des Oberen Galiläa. Im Nordwesten liegen die Golanhöhen, in der Mitte das Judäische Bergland und im Süden die Wüste Negev. Auch hier – in der Wüste – wird neuerdings Wein angebaut. Denn das Klima mit seinen heißen Tagen, kalten Nächten und der Trockenheit schützt die Trauben vor Pilzbefall und eignet sich hervorragend für Weinbau. Mit gerade mal 5.000 Hektar Weinanbaufläche gehört Israel zu den kleinen Weinbauländern.
Mehr als 95% der israelischen Weine sind koscher, d.h. Wein, der unter der Obhut eines Rabbi produziert wird. Da koschere Weine oft zu sakralen Anlässen getrunken wurden, war lange Zeit die Weinqualität von geringerer Bedeutung. Erst in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts ging ein Qualitätsschub durch den israelischen Weinbau, der dazu führte, dass viele Traubenanbauer ihre eigenen Weingüter gründeten. Diese „Boutique-Weingüter“, die nicht unbedingt koscher produzierten, inspirierten dann auch die koscheren Erzeuger dazu, ihre Weine den höchsten Standards anzupassen. Heute wird die Qualitätsspitze sowohl von koscheren wie auch von nicht-koscheren Weinen gestellt.
Der Rebsortenspiegel in Israel hat sich seitdem drastisch verändert. Massenertragsrebsorten wie Semillon, Emerald Riesling, Colombard und Grenache wurden durch die modernen internationalen Qualitätsrebsorten ersetzt. Heute herrschen die Rebsorten Chardonnay, Cabernet Sauvignon und Merlot vor. Aber auch aus den Sorten Sauvignon Blanc, Gewürtztraminer, Viognier, Shiraz/Syrah, Petite Syrah, Cabernet Franc und Carignan werden hervorragende Weine gekeltert.
Israel gehört geografisch zum östlichen Mittelmeerraum und ein Blick nach Griechenland ist weitaus passender als der nach Südfrankreich oder Australien. Und ähnlich wie die griechischen Weine spielen die Weine Israels mit einer sehr markanten und individuellen Würzigkeit. Schmeichler und Blender sind unter den israelischen Weinen eher selten und auch die typischen Marmeladennoten heißer Anbaugebiete findet man kaum, da die hochwertigen Rebanlagen in den Gebirgszügen auf bis zu 800m Höhe liegen.
In der klaren Strenge und einzigartigen Würzigkeit der israelischen Weine liegt das sinnlich erfahrbare Geheimnis des israelischen Terroirs: ein großer klarer heißer Himmel über rauer uralter mythenerfüllter Erde. Und so erzählen die Weine Israels eine lange Geschichte, die gerade erst begonnen hat.