15.12.2009
Die ProWein 2010 ist die einzigartige Gelegenheit, sich ein umfassendes Bild über den deutschen Wein zu machen. Wichtige Erzeuger und alle 13 Anbaugebiete sind vertreten. Das Deutsche Weininstitut wird neben der Generation Riesling überbetriebliche Produkt- und Marketingkonzepte präsentieren, darunter zum Beispiel Ecovin-Weine. Wie immer dürfte der Gemeinschaftsstand des VDP (Verband der Prädikatsweingüter) mit rund 150 Erzeugern ein Besuchermagnet sein. Dieser wurde zum 100-jährigen Jubiläum neu gestaltet und durch eine Verkostungszone ergänzt, die einen Querschnitt durch „100 Jahre beste Weine aus besten Lage von kreativen Winzern“ gibt. An den Gemeinschaftsständen der Anbaugebiete wird es vielfältige Präsentationen geben.
Bei den Franken sind unter anderem Winzer der Gruppe „Frank + Frei“ anzutreffen. Die Pfalz präsentiert 25 Erzeuger auf ihrem Gemeinschaftsstand, an dem Sommelier-Weltmeister Markus del Monego mehrere Verkostungen durchführt. Rheinhessen ist unter anderem mit Spitzenweinen der Selektion Rheinhessen vertreten. Baden versammelt auf seinem Gemeinschaftsstand neben einigen Genossenschaften auch zahlreiche Weingüter. In Baden haben sich Genossenschaften und Privatwinzer zur Badischer Wein GmbH zusammengeschlossen, was neben einem neuen Internetauftritt auch einen neuen Messestand verspricht. Am Stand der Württemberger Erzeuger werden vor allem die 2009er Rotweine präsentiert, da es bei den Weißweinen Mengeneinbußen gegeben hat. Mit dem Trollinger – Württemberger Spezialität – will man unter dem Motto „frisch.fruchtig.frech“ verstärkt junge Konsumenten ansprechen. Auch kleinere Anbaugebiete wie Sachsen und Saale-Unstrut bieten Interessantes. Der Gemeinschaftsstand von Saale-Unstrut hat einen Neuzugang und tritt gemeinsam mit der Winzervereinigung Freyburg auf, die ihre neue Bach-Weinserie präsentiert.
Wer an „neuen“ Weingütern interessiert ist, kann das Weingut von Winning besuchen (das bislang als Dr. Deinhard bekannte Traditionsweingut aus Deidesheim). Unter dem Namen Villa Heynburg präsentiert sich am Stand des Winzerkellers Hex vom Dasenstein ein ambitioniertes Startup-Weingut aus Kappelrodeck mit seinem ersten Jahrgang (2008).
Deutsche Weinwirtschaft zeigt sich durchwachsen
„Die Wirtschaftskrise hat sich in diesem Jahr hierzulande auch auf dem Weinmarkt bemerkbar gemacht“, fasst Monika Reule, Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts (DWI), die aktuelle Situation der deutschen Weinwirtschaft zusammen. „In den ersten drei Quartalen dieses Jahres ging der Weinabsatz in Deutschland über alle Einkaufsstätten und Weinherkünfte gesehen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um drei Prozent zurück. Der Umsatz sank ebenfalls leicht um 0,7 Prozent. Der Absatz deutscher Weine ging im gleichen Zeitraum um 6,7 Prozent zurück, während der Umsatz leicht um 1,9 Prozent nachgab. Mit 53,5 Prozent Marktanteil am gesamten Weinumsatz bleiben deutsche Weine jedoch mit Abstand Marktführer im eigenen Land, vor Italien und Frankreich mit jeweils 13 Prozent.“
International finden deutsche Weine immer mehr Anerkennung, was sich an stabiler Nachfrage und Erfolgen bei internationalen Wettbewerben ablesen lässt. VDP-Präsident Steffen Christmann ist mit der Entwicklung für die Mitgliedsbetriebe zufrieden: „Der extrem positive Trend der vergangenen Jahre hat uns in Deutschland und in vielen Exportmärkten in eine sehr gute Ausgangsposition gebracht. Zwar verschont uns die allgemeine Wirtschaftslage nicht völlig, trotzdem entwickeln sich die Geschäfte der Deutschen Prädikatsweingüter vor diesem Hintergrund sehr ordentlich. Die bestellten Mengen je Auftrag werden kleiner und die Kunden reduzieren ihre Lagerbestände und investieren weniger in Weine, die nicht sofort wieder abgesetzt werden. Insgesamt wird jedoch nicht nennenswert weniger Wein verkauft.“
Der Jahrgang 2009: „Ein ganz großer Jahrgang“ und stabile Preise
Weniger Wein als 2008, aber ausgezeichnete Qualität: Das Ergebnis wird auf 8,8 Millionen Hektoliter geschätzt – 10 bis 15 Prozent unter der Menge des 2008er Jahrgangs und unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Ertragseinbußen von durchschnittlich 23 Prozent gehen auf das Konto einer ungleichmäßigen Blüte, einer warmen und feuchten Periode im Sommer und – vor allem in Sachsen und Saale-Unstrut – auf starke Fröste im Winter zurück. In den beiden östlichen Anbaugebieten mussten die Erzeuger Ernteverluste von 49 bis 58 Prozent hinnehmen. Nur die fränkischen Winzer und ihre Pfälzer Kollegen kamen mit geringen Ausfällen davon. Doch die Qualität gleicht den Mengenverlust aus.
Weintrends Deutschland 2010
International konkurrenzfähige Spätburgunder – der „Beste der Welt“
Rotweine stehen nach wie vor hoch in der Gunst der Verbraucher. Der Rotwein-Anteil ist bei den eingekauften deutschen Weinen kontinuierlich gestiegen und lag 2008 bei 43 Prozent (Weißweine: 45 Prozent). Noch vor zehn Jahren waren nur 25 Prozent der eingekauften deutschen Wein rot. Vor allem der Spätburgunder findet immer mehr Beachtung und beweist seine Konkurrenzfähigkeit durch viele internationale Auszeichnungen. So gewann das Weingut Meyer-Näkel von der Ahr die Decanter International Pinot Noir Trophy, und die österreichische Zeitschrift „wein.pur“ titelt: „Der beste Pinot noir der Welt kommt aus Deutschland“. Beim größten Spätburgunder-Wettbewerb, dem Mondial du Pinot Noir im schweizerischen Sierre, wurden 2009 insgesamt 17 Goldmedaillen und zwei Sonderpreise an deutsche Spätburgunder vergeben.
Neues Interesse an Weißweinen: Riesling und Burgunder
Bei den Neupflanzungen ist der Rotwein-Boom der vergangenen Jahre gestoppt. Zuwächse konnten nur weiße Sorten verbuchen: Allein die Rieslingflächen legten von 2008 bis 2009 um 700 Hektar zu. Riesling bleibt Deutschlands bedeutendste Rebsorte. Auch Weiß- und Grauburgunder konnten deutliche Flächenzuwächse verbuchen. Immer mehr Verbraucher wenden sich den weißen Burgundersorten zu, deren Rebfläche zusammen 8.212 Hektar beträgt, was den weißen Burgundersorten nach Riesling, Müller-Thurgau und Spätburgunder den vierten Platz in der deutschen Rebsortenstatistik eingebracht hat. Die Stärke der weißen Burgundersorten liegt in ihrer verträglichen Säure und ihrer ausgezeichneten Eignung als Menüweine.
Leichter Genuss ist im Trend
Erstmals wurde in diesem Jahr vom Deutschen Weininstitut im Rahmen der DLG-Bundesweinprämierung ein Sonderpreis für leichte, fruchtig-aromatische „Sommerweine“ verliehen. Diese Kategorie, zu der neben Rivanern auch Weißweincuvées, Roséweine und leichte Rieslinge mit einem Alkoholgehalt von 10 bis 12 Volumenprozent gehören, bringt laut einer Befragung den Erzeugern mehr Umsätze und hat auch gute Chancen im Export.
Öko kommt gut an
Der Markt für Bioweine entwickelt sich in Deutschland nach wie vor rasant, so der Geschäftsführer des größten Ökoweinverbandes Ecovin, Ralph Dejas: „Heute haben wir eine solide, stabile Situation. Der größte Verbrauchermarkt in der EU ist Deutschland. Der Export spielt jedoch bei einigen Betrieben eine immer größere Rolle.“ Am Gemeinschaftsstand zur ProWein präsentieren sich 2010 doppelt so viele Erzeuger wie im Vorjahr. Zwei Veranstaltungen werden am DWI-Stand durchgeführt, darunter die Vorstellung der diesjährigen Ecowinner-Weine. Im Dezember 2009 führte die Messe BioFach in Zusammenarbeit mit dem Großen Internationalen Weinpreis MUNDUSvini erstmals einen internationalen Wettbewerb für Ökoweine durch. Laut Ecovin werden derzeit in Deutschland 4.266 Hektar ökologisch bewirtschaftet (542 Betriebe). Die meisten Ökoweingüter gibt es in Rheinhessen (141 Betriebe), das auch über die größte Öko-Rebfläche verfügt (1.699 Hektar), gefolgt von Baden (125 Betriebe/650 Hektar) und der Pfalz (95 Betriebe/1.065 Hektar).
Junge Winzergeneration im Aufwind
Winzer, die sich zusammenschließen und gemeinsam auftreten, gibt es in vielen Anbaugebieten. Viele dieser Gruppierungen sind auch zur ProWein mit eigenen Ständen vertreten, wie Message in a Bottle (Junge Winzer aus Rheinhessen), Frank + Frei (Winzer aus Franken), Südpfalz Connexion, das Barrique Forum (Winzer aus mehreren Anbaugebieten, die sich auf Barrique-Weine spezialisiert haben). Ganz neu ist ein gebietsübergreifender Zusammenschluss von rund 80 jungen Winzerinnen und Winzern sowie „Verantwortungsträgern aus der Weinwirtschaft“ unter dem Namen Generation Riesling (www.generation-riesling.de). Die Generation Riesling verkörpert besonders gut den Typus des international ausgebildeten und ambitionierten jungen Weinmachers aus Deutschland. Während der ProWein präsentiert sie sich am Stand des DWI. DWI-Geschäftsführerin Monika Reule: „Das DWI hat die Generation-Riesling-Initiative ins Leben gerufen, um der jungen, hervorragend ausgebildeten und international ausgerichteten Generation in der deutschen Weinwirtschaft eine gemeinsame Plattform zu geben, auf der sie sich weltweit präsentieren kann. Der Name stellt zwar den Riesling als zurzeit trendigste deutsche Rebsorte in den Vordergrund, schließt aber keinesfalls junge Winzer und Winzerinnen aus, die eher auf Burgunder, Silvaner oder Lemberger & Co. setzen. Daher wird es auf der kommenden ProWein eine breite Palette von Spitzenweinen der Generation Riesling zur Verkostung geben.“
Der Autor Dr. Rolf Klein ist Mitbegründer und ehemaliger Chefredakteur der Zeitschrift „Weinwelt“ aus dem Meininger Verlag. Heute arbeitet Dr. Rolf Klein als selbstständiger Weinjournalist.