21.12.2007
Zur ProWein präsentieren sich jedes Jahr mehr als 3.000 Aussteller aus über 40 Ländern. Neben Deutschland, Italien, Frankreich und Österreich zählt Spanien zu einer der größten Ausstellernationen der Fachmesse. Die kommende ProWein wird dabei keine Ausnahme machen und vom 16. bis 18. März 2008 wieder einen umfassenden Überblick über das spanische Weinangebot liefern.
Spanien verfügt nach wie vor über die größte Anbaufläche weltweit, wobei das Land auf der Produktionsskala hinter Italien und Frankreich nur auf dem dritten Platz rangiert. Trotz einer systematischen Erneuerung der Erziehungssysteme gewinnt Spanien aufgrund seiner komplizierten Klimaverhältnisse und den teilweise sehr kargen Böden immer noch im Schnitt weniger als 4.000 l aus einem Hektar.
Wie kaum ein anderes Land forcieren die verschiedenen Gebiete und Regionen in Spanien den Export, da der spanische Inlandskonsum in den letzten Jahren deutlich gesunken ist. Mit einem Exportvolumen von etwa 12 Millionen Hektoliter pro Jahr ist Spanien damit eines der stärksten weinproduzierenden Länder auf den internationalen Märkten. In der Schweiz haben die spanischen Qualitätsweine Frankreich inzwischen den Rang abgelaufen, so dass sich Spanien bei den Eidgenossen als zweitstärkstes Importland positioniert. In Deutschland behauptet sich Spanien schon seit Jahren als drittwichtigste Importnation, wenn man abgefüllte und lose Ware zusammenrechnet. Auch die Zuwächse in Ländern wie Japan oder den Vereinigten Staaten fallen zweistellig aus.
Hervorragende Ernte 2007
Spanien hat 2007 wider Erwarten eine qualitativ sehr gute Ernte eingefahren. Hinzu kommt noch ein überraschend großes Erntevolumen. Damit steht Spanien in diesem Jahr in Europa an exponierter Stelle, da andere wichtige Produktionsländer Südeuropas Einbußen bei der Menge hinnehmen mussten. Sehr gute Qualität gab es beispielsweise im Norden des Landes. So spricht Navarra beispielsweise von einem Ausnahmejahr, und auch in Rioja, wo man nach einem feuchten und kühlen Sommer Schlimmes befürchtet hatte, zeigen sich die meisten Erzeuger mehr als zufrieden. Auch die katalanischen Gebiete melden gute Rotweinqualitäten mit extrem hoher Farbdichte und elegantem Tanningefüge. Hervorragende Qualität hat die Levante im heißen Südosten des Landes eingebracht. Aufstrebende Appellationen wie Jumilla oder Alicante verfügten in diesem eher kühlen Jahr über genügend Feuchtigkeitsreserven und werden so erstklassige Rotweinqualitäten bieten können. Insgesamt hat der lange sonnige Herbst die Lese in Spanien gerettet. Ein Wermutstropfen für den äußerst wichtigen Fassweinsektor waren dagegen die Einbußen aufgrund widriger Witterungsbedingungen in La Mancha.
Große Jahrgänge im Portfolio
Spanien hat wie kaum ein anderes Produktionsland Europas im neuen Jahrtausend eine bemerkenswerte Dichte an sehr guten bis hervorragenden Jahrgängen aufzuweisen. Nach dem fast schon legendären 2001er Jahr konnte Spanien noch einmal 2004 mit einem wirklich großen Jahr auftrumpfen. Spanienkenner zählen den Herbst 2004 jetzt schon zu den Größten der letzten 50 Jahre. Erfreulich ist, dass zur diesjährigen ProWein viele Reserva-Qualitäten präsentiert werden, die zum Dezember 2007 freigestellt wurden.
Der gesamte Norden, aber auch das Zentrum des Landes konnte im Folgejahr noch einmal einen bemerkenswerten Jahrgang verbuchen. Im Unterschied zum Vorjahr lässt sich 2005 als geschmeidig und zugänglich charakterisieren. Man darf also gespannt auf die neuen Crianza-Qualitäten sein. Keine Seltenheit werden aber Produzenten sein, die schon ihre Superpremium-Weine dieses Jahrgangs ohne Qualitätsstufen dem Publikum auf der ProWein zu verkosten geben werden.
Obwohl 2006 für die Weinnation Spanien insgesamt ein mittelmäßiges Jahr war, konnten das kastilische Anbaugebiet Ribera del Duero aber auch die Region Katalonien - insbesonders die Denominación de Origen Penedés - eine sehr gute Qualität bieten. Die Anbieter spanischer Weine dürften zur ProWein 2008 also beste Qualitäten in Hülle und Fülle bieten.
Kastilien und Levante im Trend
Die meisten interessanten Neuheiten auf Qualitätsweinebene haben in den letzten Jahren vor allem zwei Regionen vorgestellt. Kastilien & León hat sicherlich als Herkunftsregion neuer Qualitätsweine eine Vorreiterrolle übernommen. Neben den fünf altbekannten Appellationen hat die so genannte nördliche Meseta in diesem Jahr vier neue D.O.-Gebiete dazu bekommen. Keine Region in Spanien zeigt sich so dynamisch was die Förderung von unbekannten Anbaugebieten und den damit verbundenen autochthonen Rebsorten angeht. Insbesondere die beiden neuen Qualitätsweingebiete Tierras de León und Tierra del Vino de Zamora weisen eine Reihe attraktiver Erzeuger auf, die in den nächsten Jahren von sich Reden machen werden. Potenzial findet sich auch bei den beiden völlig unbekannten Newcomern Arribes und Arlanza. Auf sehr hohem Niveau arbeiten indes die beiden kastilisch-leonesischen Trendgebiete Toro und Bierzo. Das am westlichen Duero gelegene Toro zeigt sich qualitativ sehr homogen, was dazu führt dass die internationale Weinkritik immer mehr Weine des Gebietes mit Höchstnoten bedacht hat. Bierzo dagegen gilt immer noch als Geheimtipp, erfährt aber aufgrund seines eleganten, im Grunde für Spanien weniger typischen Rotweinstiles zunehmende Aufmerksamkeit. Mencía, die rote Starsorte dieser nordwestlich gelegenen D.O. macht sich langsam international einen Namen.
Das Spanien-Angebot zur ProWein 2008
Wie schon in den letzten Jahren wird Kastilien & León über die regionale Exportförderung EXCAL auch zur kommenden ProWein wieder stark vertreten sein. Im Gemeinschaftsblock von EXCAL können über 80 Erzeuger, aber auch Vertreter der örtlichen Weinbaubehörden besucht werden. Zudem wird es wieder die beeindruckende Verkostungsstraße geben, in der jeweils ein Produkt aller vertretenen Bodegas zur Verkostung bereitstehen wird.
Gespannt sein darf man auch auf die Erzeuger aus dem Südosten des Landes. Die Regionen Valencia und Murcia, seit langem schon im Gespräch als Herkünfte für spanientypische, gut gemachte und preislich attraktive Weine, dürften auch 2008 wieder mit interessanten Produkten aufwarten. Im Trend liegen vor allem die Weine aus Jumilla, die von der Renaissance der heimischen Monastrell-Traube profitieren sowie die valencianische Hochland-D.O. Utiel-Requena. Auch dort entstehen inzwischen attraktive Weine auf der Basis der autochthonen Rotweinsorte Bobal.
Der Autor David Schwarzwälder ist Spanienkorrespondent für die Zeitschriften Weinwirtschaft, Weinwelt, Sommelier Magazin (Meininger Verlag) und schreibt u.a. auch für den Feinschmecker, Weingourmet sowie für diverse spanische Magazine.