09.01.2009
Zufrieden mit dem Jahrgang 2008 / Bio wird immer beliebter / DAC fördert Image
Österreichs Winzer kommen gut gelaunt zur ProWein nach Düsseldorf: Der Jahrgang 2008 hat es nach manchen Witterungskapriolen letztlich gut mit Austria gemeint. Dabei gab es noch wenige Wochen vor dem Herbst Befürchtungen, dass die Ernte niedrig ausfallen und es zudem aufgrund von viel Fäulnis an Qualität mangeln würde. Doch nachdem die Lese mit wenigen Ausnahmen Ende Oktober abgeschlossen war, konnte Entwarnung gegeben werden. Kühles, windiges Wetter hatte geholfen, die Fäulnis im Zaum zu halten. Zudem sind die Winzer inzwischen selektive Arbeit im Weinberg gewohnt. Und die Hagelschäden, die im Jahresverlauf auf etwa 6.000 Hektar (immerhin rund 12 Prozent der Gesamtfläche) registriert wurden, führten nicht zu den befürchteten Ertragsminderungen. Die Natur regulierte vieles fast von selbst. Am Ende dürften es über 2,8 Millionen Hektoliter gewesen sein. Das war deutlich mehr als im schon guten Vorjahr, in dem der langjährige Schnitt von 2,5 Millionen Hektoliter ebenfalls übertroffen wurde. „Unsere Winzer bekamen dabei reife und gesunde Trauben in die Keller. Eine sortentypische Fruchtbarkeit paart sich mit einem kernigen Säuregerüst und einem angenehmen, nicht zu hohen Alkoholgehalt“, bilanziert Willi Klinger, Chef der Österreichischen Weinmarketinggesellschaft (ÖWM) zufrieden. Da keine Knappheit zu befürchten ist und kein neuer Jahrhundert-Jahrgang ausgerufen wird, sollte es keine merklichen Preissteigerungen geben – das ist die gute Nachricht für Händler und Verbraucher.
Qualität im Fokus
Zur ProWein 2009 werden Weine aus Österreich präsentiert, die im Trend liegen: mittelgewichtig, mit viel Trinkfluss. Diese Stilistik kommt vor allem der mit Abstand wichtigsten Sorte Grüner Veltliner entgegen. Und sie wird außerdem im Exportgeschäft zunehmend bedeutend. Hier schwimmt Österreich, was den Hauptabsatzmarkt Deutschland betrifft, offenbar weiter auf einer Welle der Zustimmung. In den letzten Jahren gab es zwar mengenmäßig keine großen Sprünge mehr nach oben, aber eine deutliche Verschiebung hin zu guten bis sehr guten Qualitäten. Die einstige Dominanz der Tankware ist vorbei, die billigen und nicht eben das Image fördernden Literflaschen im Regal des Lebensmittelhandels sind deutlich rarer geworden. Von den 40 Millionen Liter, die in 2007 nach Deutschland ausgeführt wurden, entfielen nur mehr rund 36 Prozent auf die einfachen, offenen Weine. Noch vor wenigen Jahren war das Verhältnis umgekehrt. Der Trend setzte sich im ersten Halbjahr 2008 fort. Österreich exportierte in diesem Zeitraum über 22,2 Millionen Liter nach Deutschland, was gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Wachstum von rund 10 Prozent bedeutet. Willi Klinger von der Weinmarketinggesellschaft spricht von einer „eindrucksvollen Fortsetzung der Dynamik“ und freut sich besonders über den noch stärker gestiegenen Durchschnittspreis auf über 2 Euro/Flasche. „Im Wert haben wir sogar einen Zuwachs von 19,4 Prozent. Jetzt verfolgen wir mit Spannung, ob wir diesen Trend trotz der weltwirtschaftlichen Turbulenzen durchhalten können.“
Alle Topwinzer zur ProWein vertreten
Die Zuversicht der Österreichischen Weinbranche drückt sich zur ProWein 2009 in der Zahl der Anmeldungen aus: mehr als 250 österreichische Aussteller werden in den Düsseldorfer Messehallen vertreten sein. Ihre Liste liest sich wie ein Gotha. Praktisch alle Topwinzer sind dabei, und dazu etliche Aufsteiger der letzten Jahre sowie die leistungsstarken Genossenschaften von Krems, Dürnstein (hat in Domäne Wachau umfirmiert) und Horitschon. Zu den Neulingen gehört das Paar Eduard Tscheppe und Stephanie Tscheppe-Eselböck mit ihrem Gut Oggau im Burgenland, die mit origineller Denkweise eine ungewöhnliche Weinausstattung kreiert haben. Ihre Weine heißen beispielsweise Theodora, Joschuari und Mechthild und können jeweils eine kleine Geschichte erzählen. Auch ein Ex-Minister und „Jungwinzer“ will auf dem deutschen Markt Fuß fassen. Paul Rittsteuer aus Neusiedl war lange Zeit Agrar-Landesrat des Burgenlandes und hat durch seine politischen Einflüsse erheblich dazu beigetragen, dass viel Fördergeld der EU ins Land floss und damit zahlreiche Kellerneubauten möglich gemacht wurden. Jetzt erzeugt der 61-Jährige im „Unruhestand“ ausgezeichnete Weiß- und Rotweine.
Der Hang der Österreicher, sich in regionalen Vereinigungen zusammen zu schließen, wird durch eine Reihe von Gemeinschaftspräsentationen deutlich. Vertreten sind unter anderem Pannobile aus Gols und das Gegenstück Select Gols, die Renommierten Weingüter Burgenland, das Donnerskirchner Weinquartett, die Burgunderwinzer aus der Thermenregion, vier Winzer von WienWein aus der Hauptstadt, Tastes of Austria, Vinea Wachau mit fast allen Stars inklusive Hirtzberger und Knoll, die Traditionsweingüter Österreich, bei denen unter anderem Spitzenerzeuger wie Loimer, Bründlmayer, Jurtschitsch, Malat, Nigl Mitglied sind.
Bio immer beliebter
Der in Österreich sehr ausgeprägte Bio-Gedanke (2.400 Hektar waren in 2007 zertifiziert, ein Flächenanteil von immerhin 5 Prozent; weiteres Wachstum ist prognostiziert) findet Niederschlag in einem Auftritt der schon länger auf diesem Feld aktiven Gruppe Bioveritas, die ihren Schwerpunkt in Niederösterreich hat. Eine Reihe namhafter Winzer hat in den letzten zwei Jahren sogar einen weiteren Schritt hin zum biodynamischen Anbau gemacht, in dem mit anderen Präparaten gearbeitet wird und die natürlichen Zyklen der Natur verstärkte Beachtung finden. Diese Winzer sind der Demeter-Vereinigung angeschlossen. Zudem hat sich unter Federführung von Fred Loimer aus Langenlois die Gruppe „respect“ konstituiert, die bei Biodynamik die Qualität besonders betonen will. Eine offizielle Zertifizierung steht für 2010 an. „Man wird wieder Landwirt und Bauer“, lacht Loimer, der vor allem die Bodengesundheit fördern will, sich aber ebenso als Erzeuger trotz eines schon hohen Standards weiter entwickeln will. Über seine ersten inoffiziellen „respect“-Weine urteilt er: „Mehr Charakter, individueller, wilder im Stil, harmonischer in der Ausprägung.“ Einige Winzer von Bioveritas und Demeter werden außerhalb der Österreich-Halle noch zusätzlich am Stand des Weinmagazins Vinum präsentieren und ihre Weine in moderierten Verkostungen vorstellen.
DAC fördert Image
Die Steirer wollen aufzeigen, dass sie sich mit ihrem Sauvignon blanc dem internationalen Wettbewerb stellen können und dass der hellrote weststeirische Schilcher das Zeug zum Kultwein hat. Die Weinviertler Winzer können viel über ihre inzwischen sechsjährige Erfahrung mit dem Herkunftswein „DAC Weinviertel Grüner Veltliner“ berichten. Die Einführung dieser Regel, nachempfunden dem System in Frankreich (AOC), Italien (DOC) und Spanien (DO), hat im größten Weinbaugebiet Österreichs viel bewirkt und die Qualität zumindest bei der Hauptsorte gefördert (bei anderen Weißweinen haben sich dagegen, wie der Test eines Weinmagazins kürzlich ergab, Nachlässigkeiten eingeschlichen). Aber in den weinfernen Regionen und im Ausland ist das Kürzel für „Districtus Austria Controllatus“ nach wie vor zu wenig bekannt. Dass damit ein speziell geprüfter, besonders sortentypischer Veltliner gemeint ist, wissen nur Fachleute. Dabei wird Österreich noch mit weiteren DAC’s in Düsseldorf aufwarten. Vor zwei Jahren zog man im Mittelburgenland mit „DAC Blaufränkisch“ für die zwei Kategorien Classic und Reserve nach. Im Kremstal sowie im kleinen Traisental zwischen St. Pölten und Krems gibt es ebenso eine DAC, jeweils für Grüner Veltliner und Riesling. Die nächste DAC könnte aus der Region Wagram in Niederösterreich kommen. Die prominente Wachau hat sich bislang dagegen ausgesprochen. Erstens hat man es, so die allgemeine Einschätzung, nicht nötig. Und zweitens hat die Bevorzugung bestimmter Sorten den Nachteil, dass alle anderen Weine des Gebietes dann nicht mehr die Herkunftsangabe des Anbaugebietes tragen dürfen. So ist ein Weinviertler Riesling oder Pinot Noir jetzt nur mehr ein Niederösterreicher, ebenso wie ein Pinot blanc oder Roter Veltliner aus dem Kremstal. Und eine rote mittelburgenländische Cuvée muss unter „Burgenland“ firmieren.