In Stetten im Remstal, ganz in der Nähe von Stuttgart, ist eine Idealistentruppe um den Bio-Winzer Jochen Beurer in den letzten vier Jahren noch ein Stück weiter „back to the roots“ gegangen und hat am Steilhang unterhalb der Y-Burg einen Museumsweinberg mit Heunisch, Adelfränkisch, Kleinweiß und 18 weiteren historischen Rebsorten angelegt – terrassiert, ökologisch bewirtschaftet und in traditioneller Dreischenkel-Erziehung, bei der die Reben mit Pfeifengras an ihre Pfosten gebunden werden. 150 Flaschen „gemischter Satz“ hat der Premierenjahrgang 2012 ergeben. Jochen Beurer, Gründungsmitglied der Winzergruppe Junges Schwaben, setzt beim Ausbau seiner Weine im Keller auf „kontrolliertes Nichtstun“. Das Ergebnis sind stets kompromisslose Weine mit Ecken und Kanten. Über das Stettener Museumsweinberg-Projekt ist übrigens in der Edition Randgruppe (Stuttgart) ein Buch erschienen. Sein Titel: „Rettet die Reben“.
War bislang nur der Anbau biologischer Trauben durch die EU-Verordnung 2092 aus dem Jahr 1991 – mit Verzicht auf Kunstdünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel – geregelt, greift mit dem Jahrgang 2012 die neue EU-Verordnung 606/2009, die nun auch die Weinbereitung im Keller beinhaltet. Das Schönen und Klären mit Gelatine, Rinderblut, Metaweinsäure oder anderen umstrittenen Mitteln, Umkehrosmose, Kryoextraktion oder Maischerwärmung auf mehr als 40 Grad war zwar für überzeugte Öko-Winzer auch zuvor schon kein Thema gewesen. Aber jetzt sind die Vorschriften auch für die Betriebe außerhalb der Verbände klar geregelt.
Außerdem gelten neue, verringerte Höchstwerte für den Schwefeldioxidgehalt des Weines: 100 Milligramm pro Liter für trockenen Rotwein und 150 Milligramm für Weißwein und Rosé. Die neuen Bestimmungen erlauben es nun, ökologisch erzeugten Wein offiziell als Biowein zu bezeichnen und ihn mit dem neuen EU-Bio-Logo zu versehen. Bisher gab es nur „Wein aus Trauben aus ökologischem Anbau“.
Die größten Öko-Anbauflächen Italiens liegen in Apulien und Sizilien, aber auch in der Toskana ist Bio stark auf dem Vormarsch: Die traditionsreiche Tenuta di Capezzana wandte sich vor kurzem dem Bio-Anbau zu, und auch Barone Ricasoli ist dabei, seine Weinberge umzustellen. Im Norden Italiens sitzen derweil einige der profiliertesten Öko-Erzeuger, wie die Südtiroler Güter Lageder und Manincor, die Piemonteser Erbaluna, Punset und Nuova Cappelletta, Perlage und Mont‘ Albano im Veneto, Radikon im Friaul oder Elisabetta Foradori aus dem Trentino.