Sekt: Stabiles Heimspiel
Sekt ist nicht nur produktionsseitig ein deutsches Thema, sondern auch beim Absatz: Rund 246 Millionen Flaschen wurden laut dem Verband Deutscher Sektkellereien (die nach eigener Angabe etwa 95 Prozent der deutschen Sektherstellung repräsentieren) im Jahr 2024 allein in Deutschland verkauft. Der Export spielt, zuletzt 2023 mit 12 Prozent, eine untergeordnete Rolle.
Dabei zeigt sich Sekt im Vergleich zum krisengebeutelten Stillwein als recht resilient. „Der allgemein spürbare Trend der Konsumzurückhaltung des letzten Jahres spiegelte sich nicht im deutschen Sektmarkt wider“, berichtet Dr. Alexander Tacer, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Sektkellereien. Das Plus ist mit 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zwar klein – aber immerhin kein Minus. Ein Grund ist auch der anhaltende Aperitif-Trend, längst nicht mehr nur ein italienisches Thema.
Allerdings: Den tatsächlichen Zahlen für Produktion und Absatz deutscher Schaumweinerzeugnisse ist im Detail nur schwer auf die Schliche zu kommen. Zu sehr überlappen sich die verschiedenen Kategorien: Winzersekt als Flaschengärsekt aus Weingutshand kann sowohl als Wein mit geschütztem Ursprung (g.U.) oder ohne vermarktet werden – viele Premiumerzeuger entscheiden sich inzwischen häufiger für das letztere und verzichten auf die für das g.U.-Siegel notwendige Qualitätsweinprüfung, wo, so das Argument, innovative Stile Gefahr liefen als fehlerhaft bewertet zu werden. Gleichzeitig schlüpfen unter das g.U.-Dach auch Schaumweine aus Tank- oder Transvasierverfahren, was die Unterscheidung nochmals erschwert. Das Deutsche Weininstitut (DWI) schätzt den Schaumwein-Marktanteil von Sekt aus Flaschengärung auf etwa 3 Prozent. Im Lebensmitteleinzelhandel dominieren große Marken, Marktführer ist seit vielen Jahren „Rotkäppchen“ (zuletzt 37 Prozent Marktanteil) aus dem Hause Rotkäppchen-Mumm. Die großen Brands zeigen sich dem Vernehmen nach trotz wirtschaftlicher Herausforderungen zufrieden mit ihren Performances.
Spitzensekt: en vogue in der Nische
Eine besondere Dynamik hat in den vergangenen Jahren das Premiumsegment erfahren – die sich allerdings qualitativ, nicht quantitativ niederschlägt. Bereits 2019 sich hat der einstige »Verband der traditionellen klassischen Flaschengärer« umbenannt in »Verband traditioneller Sektmacher« (1/A76) und damit eine neue Qualitätsoffensive eingeläutet. 2022 kamen die ersten neuen Schäumer der Kategorie Réserve auf den Markt, die unter anderem ein Mindesthefelager von 36 Monaten aufweisen müssen. Die Zahl der Mitglieder wächst seither stetig, zuletzt mit drei Neuzugängen auf 44 Betriebe.
Auf Premiumwegen in Sachen Sekt ist auch der Verband deutscher Prädikatsweingüter (VDP, 1/A120) seit einigen Jahren unterwegs: 2018 wurde das eigene „Sektstatut“ eingeführt, das die traditionelle Flaschengärung vorschreibt, im Einstieg mit mindestens 15 Monaten Hefelager, womit der „VDP.Sekt“ genauso lange reift wie Champagner. Der „VDP.Sekt.Prestige“ an der Spitze muss 36 Monate auf der Hefe liegen. Im nächsten Schritt sollen nur noch Schaumweine den VDP-Adler auf der Flasche tragen dürfen, die nach traditioneller Methode hergestellt wurden.
Luft nach oben im Ausland
In Deutschlands Weinszene wird diese Entwicklung mit viel Aufmerksamkeit begleitet. Doch wie kommt das Thema Sekt im Ausland an? „Hier müssen wir noch viel Basisarbeit leisten und den Begriff „Sekt“ erst einmal neben den etablierten Bezeichnungen wie Champagne, Cava oder Prosecco Spumante bekannt machen“, heißt es so etwa vom Deutschen Weininstitut (DWI). Erste Schritte seien dazu bereits getan, urteilt VDP-Geschäftsführerin Theresa Olkus: „Die Wahrnehmung des Begriffs Sekt hat sich bereits gewandelt, immer mehr Konsumenten verstehen darunter nicht nur Massenprodukte, sondern auch handwerkliche Weine.“ Ein USP für Sekt made in Germany könne, so Olkus, Riesling liefern. „Doch tun sich viele Winzer noch schwer, das als Aushängeschild zu nutzen, da sich viele weiterhin stark an der Champagne mit ihren Rebsorten orientieren.“
Winzer Volker Raumland (1/A76) ist nicht nur der Präsident des Verbands traditioneller Sektmacher, sondern auch Deutschlands Sekt-Pionier im Premium-Segment. Als einer der ersten hat er gezeigt, zu welchen Spitzenqualitäten deutscher Sekt fähig ist. Der 15. Jahrgang seines Top-Schäumers „Triumvirat Grande Cuvée“ wurde vor wenigen Monaten gelauncht – zum Teil nach 15 Jahren Hefelager. Auch Raumland meint: „Ich bin überzeugt, dass wir zukünftig in Deutschland mehr Fokus auf Riesling legen sollten“, gibt aber zu bedenken: „Unabhängig davon, sind die Burgundersorten für Sekt sehr bedeutend, vor allem bei langem Hefelager, wo der Riesling sich in manchen Jahren etwas schwertun kann.“ Der Export wird aus seiner Sicht für die Erzeuger hochwertigen Flaschengärsekts künftig mehr und mehr Bedeutung erlangen.
Alkoholfrei weiter im Aufwind
Großes Potenzial wird auch einer inzwischen gar nicht mehr so jungen Kategorie attestiert: alkoholfreiem Sekt. Deutschland ist hier mit seiner langen Produktionserfahrung absoluter Vorreiter und ist auch bedeutendster Absatzmarkt. Brands wie „Light Live“ aus dem Hause Schloss Wachenheim (4/E15) sind schon seit vielen Jahren am Regal gesetzt. Immer mehr große und kleine Erzeuger ziehen nach und bringen in beeindruckender Frequenz Produkt um Produkt in den Markt.
Laut Daten der Marktforscher von Circana konnte alkoholfreier Schaumwein im deutschen Lebensmitteleinzelhandel in den vergangenen Jahren stetig um 5,8 Prozent wachsen. Fast 20 Millionen Flaschen der „schäumenden Getränke aus entalkoholisiertem Wein“ (so die korrekte weinrechtliche Bezeichnung) wurden 2024 allein in Deutschland verkauft, meldet der Verband Deutscher Sektkellereien. Damit steht Sekt ohne Alkohol deutlich höher in der Verbrauchergunst als entalkoholisierte Stillweine – was schlicht auf das Geschmacksprofil zurückzuführen sein dürfte: Die Kohlensäure sorgt für Frische und Mundgefühl und hilft die bei entalkoholiserten Produkten oftmals hohen Zuckerwerte sensorisch zu balancieren.
Besucher der ProWein können sich am eigenen Gaumen vom aktuellen Qualitätsstatus schäumender (und stiller) Weine ohne Alkohol überzeugen: In dem Bereich ProWein Zero (Halle 1) präsentieren sich rund 50 Aussteller aus aller Welt. In der dazugehörigen Tasting Area in Kooperation mit dem Meininger Verlag stehen rund 300 Produkte zum Verkosten bereit. Übrigens nicht nur entalkoholisierter Wein: Immer mehr Erzeuger bieten alkoholfreie Alternativen auf Basis von Fruchtsäften, Tee oder Kräutern an.
Sekt GoTo@ProWein:
- VDP, 1/A120
- Verband traditioneller Sektmacher, 1/A76, mit Preisverleihung des Deutschen Sekt Awards 2025 der Zeitschrift Vinum am Messe-Dienstag, 18.03.2025
- Pro Wein Zero Tasting Area, Halle 1
Größere Erzeuger (Auswahl):
- Henkell Freixenet, 4/E10
- Schloss Wachenheim, 4/E15
- Peter Mertes, 4/F10
- Herres, 4/E21