Andreas Matthidis, Präsident der griechischen Sommeliervereinigung
Die sich stetig weiterentwickelnde griechische Getränkekultur spiegelt wieder, dass die griechische Lebensweise zunehmend gesünder und verantwortungsbewusster wird. Mehr und mehr Konsumenten steigen vom Genuss hochprozentiger Spirituosen auf Cocktails und Getränke mit geringerem Alkoholgehalt um und trinken auch grundsätzlich weniger Alkohol. Dies ermöglicht es ihnen, öfter erstklassige Marken sowie Importware zu konsumieren. Der Brunch unter der Woche und das Tröpfchen nach Feierabend haben sich zu wichtigen Anlässen für den gemeinsamen Alkoholkonsum gewandelt, während die Griechen vormals alkoholische Getränke lieber am Wochenende in Bars und Diskos konsumierten. Daher haben die zur Tageszeit beliebten Treffpunkte, wie zum Beispiel Cafés, damit begonnen, ihre Auswahl an alkoholischen Getränken zu erweitern.
Der Verkauf von alkoholischen Getränken in Restaurants und Bars entwickelt sich in Athen und auf den griechischen Inseln immer weiter, und es fließen zunehmend Investitionen in Veranstaltungen rund um die Barkeeper-Kultur, es finden Wettbewerbe für junge Barkeeper statt und es werden internationale Anerkennungen und Auszeichnungen verliehen. Die Griechen rücken zunehmend von ihrer konservativen Haltung ab und zeigen in allen Lebensbereichen mehr Offenheit, weshalb sie auch offener für neue Getränkesorten sind.
Stillwein: Da sich Getränke mit geringerem Alkoholgehalt großer Beliebtheit erfreuen, wächst auch der Weinkonsum zusehends. Die Konsumenten versuchen ihre Getränke so lang wie möglich zu genießen und schätzen ihre Qualität. Am beliebtesten ist Weißwein, obwohl auch Roséweine allmählich an Marktanteilen gewinnen. Weine in der mittleren Preiskategorie verlieren derzeit Marktanteile, während Spitzenweine von den Konsumenten gerne gekauft werden.
Schaumwein: Durch den Anstieg der Touristenzahlen auf den griechischen Inseln, und insbesondere auf Mykonos, boomt der Sektverkauf. Diese Entwicklung erreicht zweistellige Zahlen, was die hohe Zahl der Touristen auf den wenigen griechischen Inseln betont.
Spirituosen
Whisky: Der Verkauf von Scotch, welcher auf dem Markt bisher relativ beliebt war, schwächelt nun. Scotch wird zunehmend als langweilig betrachtet und verliert Konsumenten an klare Spirituosen. Der einzige Scotch, der noch immer auf großes Interesse stößt, ist der Malt Scotch. Konsumenten steigen auf den Genuss von irischen Whiskeys um, eine Sorte die sich auch in dieser schwierigen Lage noch stabil entwickelt.
Wodka: Das Segment der Spitzen-Wodkas kann ein deutliches Wachstum vorweisen, da Qualitätsmarken von den hohen Touristenzahlen, die im Sommer auf die griechischen Inseln kommen, profitieren konnten. Der wiedererstarkte Verkauf von alkoholischen Getränken in Clubs und Bars auf dem Festland verstärkte dieses Wachstum: während früher auf Bouzouki-Veranstaltungen die meistbestellte Spirituose der Whisky war, hat Wodka diesen in seiner Stellung als Hauptprodukt mittlerweile abgelöst.
Gin: Besonders der Verkauf von Spitzenklasse-Gin steigt deutlich, was durch die neuen Trendgetränke Gin Tonic und Gin-Grapefruit-Longdrinks verstärkt wird.
Agavenbrände: Der Markt für Tequila ist derzeit insgesamt leicht rückläufig, da die Mehrheit der führenden, gängigen Marken Kunden an die Trendspirituosen Gin und Wodka verloren hat.
Rum: Die Verkaufszahlen von weißem Rum nehmen stetig zu, da Barkeeper und Konsumenten von Standardcocktails wie Daiquiris und Mojitos abrücken. Einige Barkeeper haben damit begonnen, mit weißem Rum zu experimentieren und innovative Cocktails aus verschieden Rumsorten zu mischen.
Die Beliebtheit der Sipping Rums wächst zusehends, weswegen einige Konsumenten von Whisky auf diesen länger gereiften, dunklen Rum umsteigen. Der im Mainstream angekommene dunkle Rum hält sich durch die Markteinführung neuer Marken über Wasser.
Spirituosen mit Anis: Der Tsipouro ist seit den letzten Jahren wieder im Kommen. Man geht davon aus, dass dies an jüngeren Konsumenten liegt, die einen neuen Trend setzen: während Tsipouro die einzige Spirituose ist, die sich viele Millennials regelmäßig leisten können, möchten sie allerdings nicht dieselben Marken wie ihre Eltern trinken und probieren sich daher durch neue Marken. Der Verkauf von Ouzo in Flaschen sinkt, da der Tsipouro diesem bei Mahlzeiten Konkurrenz macht. Es wird jedoch angenommen, dass diese Abnahme der offiziellen Verkaufszahlen teilweise auf die vielen finanzschwachen Konsumenten zurückzuführen ist, die auf inoffizielle Handelswege oder die eigene Herstellung zurückgreifen.
Magenbitter und Aperitifs: In Griechenland boomt seit den letzten Jahren der Markt für Spritz. Da das Trinkverhalten der Griechen zunehmend auf den frühen Abend ausgelegt ist, steht einem sehr guten Verkauf von Spritz nichts im Wege. Zwar sind einige Spirituosen mit neuem Geschäftswert auf den Markt gekommen, allerdings haben diese derzeit noch kaum Markteinfluss.