Rings um den Alpenraum ist die Aperitif-Kultur noch heute zelebrierte Alltagskultur – von Spritz bis Negroni, von Pastis bis Aperol. Und auch die Kohlensäure gilt Vielen als wichtiger Bestandteil ihres Auftaktes in den Feierabend. So darf es auch gerne ein Schaumwein oder ein Craft-Bier. Oder vielleicht ein Longdrink mit Spirituose und einer prickelnden Limonade oder Bitterlimonade? Die Sonderschau „
same but different“ in
Halle 7.0 greift genau dieses Themenspektrum auf. Rund 100 Aussteller aus 22 Ländern präsentieren dort handverlesene Craft-Spirituosen, Craft-Biere sowie Cider.
Weiter nördlich treffen wir auf andere Trinkgewohnheiten. Sprüche, wie „Kein Bier vor vier“ sollen uns trinktechnisch disziplinieren. Aber wozu? Genuss ist zu jeder Tageszeit möglich und inspirierend. Aber die Sitten verändern sich mit den Jahren. Wie lustvoll die Nachkriegszeit sich doch nach flüssigem Vergnügen sehnte. Die Serie „Mad Men“ dokumentiert das US-amerikanische Trinkverhalten überaus deutlich. Gleich in der ersten Folge wird die neue Sekretärin in ihre Pflichten eingewiesen: „Mr. Draper trinkt Rye!“ - „Rye ist kanadisch?” – „Finden Sie das mal besser rasch heraus!“ Wie charaktervoll einzelne Getreidesorten, wie eben Roggen, im Whisky oder Whiskey munden können, zeigt beispielsweise die
Koval Distillery aus Chicago
(Halle 12/D85). Klassische amerikanischen Whiskeys lassen sich trefflich bei
Heaven Hill aus Kentucky
(Halle 12/C84) oder
Lux Row Distillers aus Missouri
(Halle 9/A60) erproben. Bis in die 70er Jahre war das „Three Martini Lunch“ ein gängiges Ritual mit reichlich Cocktails unter amerikanischen Geschäftsleuten. Bis Jimmy Carter während seiner Präsidentschaftskandidatur jene Sitte anprangerte, und eine neue Leistungsgesellschaft entspannte Momente als ineffektiv verdammte.
Heute erleben wir nun einen Gegentrend, der insbesondere auf leichtem Alkohol und spritzigen Longdrinks aufbaut. Auch der Gin spielt dabei eine antreibende Rolle überall in Europa. Wenngleich nicht mehr im kraftvollen Martini Cocktail, sondern eher im leichten Gin & Tonic Drink. „Daydrinking“ lautet die Einladung, die immer mehr Bars aussprechen und ihre Türen recht zeitig am Tag öffnen, um Highballs, Longdrinks oder Spritz auszuschenken und ein neues, genussbetontes Lebensgefühl zu zelebrieren. Die Bitterlimonadenhersteller lassen sich derzeit immer neue spannende Rezepturen einfallen und sorgen mit Matcha, Holunder oder reduziertem Zucker für Abwechslung im Longdrinkglas. Ungewöhnliche Fruchtkombinationen mit Kohlensäure, wie Litschi-Limette oder Mango-Grapefruit, bietet beispielsweise
Gerolsteiner (Halle 14/D70).
Klassische Longdrinks erfrischen und können durchaus komplex schmecken. Beispielsweise der „Horse’s Neck“ mit Bourbon, Angostura und Ginger Ale oder insbesondere ein Gin & Tonic. Die Gin-Auswahl der ProWein lässt insbesondere in der Sonderschau „
same but different“ keine Wünsche offen, denn die modernen Ginmarken heben sich durch unterhaltsame Geschichten und ungewöhnliche Zutaten rings um den Wacholder sehr abwechslungsreich voneinander ab. Sei es der
Elephant Gin (Halle 7.0/B40) mit seiner afrikanischen Inspiration, der schottische
Daffy’s Gin (Halle 7.0/C01) mit dem Hauch libanesischer Minze und der Blue Gin von
Reisetbauer (Halle 17/B02C) mit seinen balancierten 27 Zutaten und dreifacher Destillation, und zu guter Letzt der Bathtub Gin von
Atom (Halle 7.0/D05), der auf die Ära der Prohibition in den Vereinigten Staaten verweist.
Und wo das Daydrinking und ein herrlicher Aperitif den Auftakt bilden, vermag der Digestiv einen formvollendeten Abschluss zu zelebrieren. Aber das ist ein anderes Thema.