Glasflaschen kannten die Ägypter schon vor 3500 Jahren und auch viele Kulturen, die darauf folgten. Die Herstellungstechnologie stieß aber an enge Grenzen. Jeder Glasbehälter war ein teures Einzelstück, meist dünnwandig und am ehesten für Luxusgüter wie rituelles Öl im Einsatz, mitunter aber auch als Karaffe. Aufbewahrt wurde in Amphoren und anderen Gefäßen aus Ton oder Steingut, mit allem Nachteilen.
In der frühen Neuzeit entwickelten Glasbläser in Venedig die Herstellungstechnik neu. Ab dem 18. Jahrhundert wurde Bordeaux zu einem Glasbläserzentrum und damit Flaschenalterung erstmals möglich. Um 1790 entstanden hier 400.000 Flaschen, darunter wenige Großflaschen. Die bruchsichere Herstellung war riskant und nicht vollends beherrscht. Vielleicht deshalb bekamen die Formate historische Herrschernamen wie Jeroboam und Nebukadnezar, kleinasiatischer Könige, die selbst in religiösen Mythen figurierten.
Eine Flasche blieb aufwändige Handarbeit, bis industrielle Herstellungsprozesse im 18. und 19. Jahrhundert größere Stückzahlen möglich machten. Geschmacksneutral und vergleichsweise sicher verkorkt setzte sich die Weinflasche als alterungsfähige Verpackung, wie wir sie heute kennen, durch. Der erste Wein in Dosen kam 1936 in den USA auf den Markt, setzte sich aber wegen Qualitätsmängeln nicht durch.
Fertigungsgenauigkeit und Wiederverwendung der Rohstoffe haben sich seitdem immer weiter verbessert. Wirkliche Innovationen gibt es aber nicht. Die Dreiviertelliter-Flasche scheint in Stein gemeißelt. Gefühlt gibt es sie ewig. In der EU wurde sie zuerst 1977 festgeschrieben.
Hin und wieder melden sich findige Tüftler, wie etwa 2017, als Daniel Perlman von der Brandeis University in Massachusetts eine Nut unterhalb des Flaschenausgangs einzog, in der sich übergelaufene Flüssigkeit fängt, und so die tropffreie Flasche erfand. Das Ende der Rotweinflecken ist trotzdem nicht gekommen. Eine doppelwandige Isolierflasche aus Brosilikat, die den Weinkühler überflüssig macht, hat sich angesichts eines Preises von rund 25 € ebenfalls nicht auf breiter Front durchgesetzt.