Welcher Verschluss welches Image hat, ist eine knifflige Frage. Vermarkter identifizieren gern nationale Vorlieben. In Australien und Neuseeland mit seinen extrem frischfruchtigen Weißweinen tendieren Schraubverschlüsse gegen 100 Prozent, nimmt man Penfolds und Cloudy Bays verkorkten Pinot Noir „Te Wahi“ einmal aus. Die Winzer haben zum Teil jahrzehntelange Erfahrung selbst mit Premiumweinen. Allerdings steigt die Korkennachfrage in einigen Schlüssel-Exportmärkten. Dazu zählt England, auf dessen Gepflogenheiten Exporteure ein waches Auge halten. Die Akzeptanz von Schraubverschlüssen ist traditionell hoch. Neuerdings sind aber wieder Korken gefragt, vor allem bei teureren Weinen.
Deutschland ist – wie in vielen Fragen zu dem Thema – eher konservativ. In weiten Kreisen sorgt ein teurer Wein mit Schraubverschluss noch für unsichere Zurückhaltung. Besonders landestypisch ist vielleicht die polarisierte Diskussion, die darum geführt wird. Gewohnt dynamisch dagegen Italien. Viele Winzer haben Alternativen probiert. In Sachen bella figura setzen die meisten weiter auf Korken.
Frühe Erfolge in Europa feierten Schraubverschlüsse in Österreich. Nach dem Glykolskandal Mitte der achtziger Jahre standen dort die Zeichen auf Umbruch. Auf den vielen Weißweinen sind Schrauber die Regel. In Portugal ist das wie zu erwarten umgekehrt.
Über die USA als weltgrößten Weinmarkt mokieren sich Traditionalisten gern mit der Uralt-Statistik, dass dort nur jeder vierte Haushalt überhaupt einen Korkenzieher besitzt, und rollen die Augen über knatschbunte Plastikstopfen. Korken sind aber auch hier auf dem Vormarsch. In China gelten Verpackung und Kaufpreis als wesentlicher Faktor für den Wert. Nomacork unterhält hier eine eigene Produktion. Kork gilt aber als Goldstandard.
Das dürfte auch Barack Obama aufgefallen sein. Als er seinem Amtskollegen Xi Jinping auf einem Dinner im Weißen Haus 2015 einen Viognier mit Schraubverschluss servierte, reagierte die chinesische Presse durchaus irritiert.
Matthias Stelzig