Getrocknete Trauben für die Süßwein-Herstellung
Gesunde Trauben zu trockenen, um somit ihren Zuckergehalt und ihre Aromen vor dem Pressen zu konzentrieren, kann auf zweierlei Wegen passieren. Entweder die Trauben werden direkt geerntet und dann auf Schilf- oder Strohmatten, Drahtgittern oder Holzgestellen getrocknet. Dieses Verfahren ist im italienischen Valpolicella-Gebiet auch als Appassimento bekannt. Oder aber man knickt die Trauben händisch am Rebstock ab, um sie von der Wasser- und Nährstoffzufuhr zu trennen, wodurch sie dann noch am Stock trocknen. Dieser Vorgang kann bis zu 100 Tage dauern. Erst dann werden die Trauben gepresst.
In Frankreich heißen solche Weine Vin de Paille, während sie in Italien meist Passito oder Ripasso genannt werden. Besonders bekannte Süßweine aus getrockneten Trauben sind in Italien etwa der Vin Santo oder aber Recioto della Valpolicella oder Recioto di Soave. In Österreich sind solche Dessertweine als Strohwein oder auch als Schilfwein bekannt - je nachdem, auf welchem Material die Trauben trocknen. Und dann gibt es natürlich noch den Vin de Constance aus dem südafrikanischen Anbaugebiet Constantia. Der Vin de Constance war übrigens ein Lieblingswein von Napoleon.
Botrytis-Süßwein
Am bekanntesten sind ohne Frage die Süßweine, die mittels Botrytis entstehen. Also durch den Befall mit Edelfäule. Diese impft ihre Enzyme in die Weinbeere, wodurch diese eintrocknet. Die Botrytis-Enzyme "zerstören" die ursprüngliche Aromenstruktur in der Weinbeere und wandeln diese in eigene Nuancen um. Typisch für einen Wein aus mit Botrytis befallenen Weinbeeren sind zum Beispiel kandierte Früchte, Honig oder auch Anklänge von Rumtopf. Damit sich Botrytis ausbreiten kann, braucht es ganz bestimmte Bedingungen.
Die Reben sollten zum Beispiel in der Nähe eines Gewässers wie einem See oder einem Fluss stehen. Denn von den Gewässern steigt bei trockenem Herbstwetter morgens ein Nebel auf, der die Weinbeeren benetzt. Mittags muss die Sonne scheinen, die die Trauben dann wieder trocknet. Dadurch hat die Edelfäule die besten Voraussetzungen. Trocknen die Trauben nicht, sondern bleiben feucht, dann entsteht statt Botrytis Graufäule. Die Trauben verschimmeln also. Je stärker die Trauben von Botrytis befallen werden, desto höher der Zuckergehalt.
Bekannte Botrytis-Süßweine sind: Beerenauslese und Trockenbeerenauslese aus Deutschland, Sauternes oder Barsac aus dem französischen Bordeaux sowie der Ruster Ausbruch aus dem österreichischen Burgenland oder der Tokajer aus Ungarn. Auch die Sélection de Grains Nobles aus dem französischen Elsass entsteht durch Botrytis.
Gespriteter Süßwein
Diese Dessertweine nennt man auch Likörweine. Hier wird die Gärung eines sehr zuckerhaltigen Mostes durch die Zugabe von hochprozentigem Alkohol oder aber bereits aufgespriteten Most beendet. Die noch arbeitenden Hefen sterben dadurch ab. Die wohl bekanntesten aufgespriteten Weine sind der spanische Sherry und der portugiesische Portwein. Aus Spanien ist zudem noch der Málaga sehr bekannt. Oder aber der Madeira aus Portugal.
In Frankreich firmieren aufgespritete Weine unter dem Oberbegriff Vin Doux Naturel. Bekannte Likörweine sind hier unter anderem Rivesaltes, Banyuls, Maury, Muscat de Beaumes-de-Venise, Muscat de Frontignan und Muscat de Rivesaltes. Mavrodaphne und Samos sind aufgespritete Süßweine aus Griechenland. Sie sind wie der Commandaria aus Zypern international nicht sehr bekannt. Falls Sie Ihrer Kundschaft mal etwas Unbekanntes gönnen möchten.