Der säurearme, leicht kräuterige weiße Obaideh ist eine der wenigen, obwohl es Hinweise gibt, dass er eine Chardonnay-Variation ist. „Vor allem die Butternoten erinnern daran“, erklärt Diana Salame Khalil, „aber ohne den vielen Alkohol.“ Die gebürtige Libanesin und Önologin des Gutes Wardy studierte und arbeitete lange Jahre im Burgund, von wo sie ihre Vorstellungen von einem Weißwein mitbrachte. Ihr dichter Obaideh zeigt mit seiner Finesse, wohin die Reise gehen kann. Viele Winzer schreckt aber die aufwändige Feldarbeit für die sonnenempfindliche Sorte ab.
Wie zu erwarten sind weiße Sorten nicht die Kabinettstücke der Branche. Chardonnay ergibt angenehme Weine mit wenig Primärfrucht und den typischen Tönen von Nüssen und Butter. Aus Viognier und Sauvignon Blanc entstehen Weine mit guter Konzentration. Muscat schätzen die Winzer wegen seines floral-würzigen Charakters. Doch viele Weine tendieren in dem Klima dazu, breit und schwer zu werden. Umso mehr fehlen angepasste autochthone Sorten für ein internationales Profil.
Im Land selbst sind Rosés beliebt, besonders à la provençale im Saignée-Verfahren. Die Kernkompetenz des Libanon liegt aber bislang im Rotwein. Cabernet Sauvignon, Syrah und Cinsault sind die Hauptsorten und mit den Namen der drei großen Châteaux Musar, Kefraya und Ksara verknüpft. Hier pflanzten Mitte des 19. Jahrhunderts Jesuiten den ersten Cinsault, der lange Zeit dominierte. Die südfranzösische Sorte gerät im Libanon überraschend frischfruchtig und mineralisch.
Auch Cabernet Sauvignon und Syrah haben eine eigene Ausprägung gefunden. Jung haben sie oft wenig Frucht und gemäßigte Tannine. Die besten Weine sind dicht und mineralisch, gern mit Kräuternoten. Viele sind durchaus lagerfähig. Dabei entwickeln sie paradoxerweise mehr, frische Frucht, während die Tannine über Jahrzehnte nicht ausreifen.
Cuvées sind beliebt. Auch in Kombinationen wie Cabernet Sauvignon und Syrah, die man sonst eher aus Australien kennt. „Rebsorten sind ein Dauerbrenner“, sagt Hubert de Boüard. Der französische Önologe berät Ixsir. Neben dem üblichen Sortenkanon hat der 110-Hektar-Betrieb Montepulciano und Touriga Nacional. „Sorten aus warmen Anbaugebieten machen Sinn“, ergänzt Rivero, der lange für Sociando Mallet arbeitete. „Aber wir sind noch auf der Suche.“