Der wohl mit Abstand häufigste Weinfehler dieser Welt ist der Korkton. Auch Korkschmecker, Korkgeschmack oder einfach nur TCA genannt. Als Weinhändlerin und Weinhändler hat man damit sehr oft zu tun. Aber was sind eigentlich die Rechte und Pflichten, wenn die Kundschaft einen korkenden Wein reklamiert?
Ja, es kann schon eine kleine Katastrophe sein. Manchmal sogar eine große. Da freut man sich auf den Genuss eines Weines, zieht genüsslich den Korken, schenkt ein, schwenkt – und dann das! Der Wein riecht nach muffig-feuchtem Keller. Oder nach nasser und vielleicht schimmliger Pappe. Dieser unverkennbar modrige Ton macht es einem leicht, den Weinfehler direkt zu erkennen: Korkton. Oder Korkgeschmack. Profis sagen gerne auch einfach nur TCA.
Diese drei Buchstaben stehen für Trichloranisol. 2,4,6-Trichloranisol, um genau zu sein. Dieser Stoff entsteht durch mikrobielle Methylierung von Trichlorphenol (TCP). Das klingt jetzt erstmal furchtbar kompliziert. Willkommen in der Welt der Chemie! Es geht aber auch einfacher. Grob gesagt entsteht TCA, wenn chlorhaltige Substanzen mit dem Phenol im Naturkorken in Berührung kommen. Und das kann an gleich mehreren Stellen passieren, wie Professor Hans Tanner von der Eidgenössischen Forschungsanstalt im Schweizer Wädenswil im Jahr 1981 erstmals herausfand.
Korkton: Wie TCA entstehen kann
Zum einen kann an der Korkeiche selbst TCA stehen. Denn vor allem die Korkeichen in Portugal wurden bis in die 1980er-Jahre regelrecht geschröpft. Damit sich ungehindert neue Rinde bilden kann, kam damals verstärkt ein Pflanzenschutzmittel zum Einsatz, in dem auch Chlor enthalten war. Dieses kommt heute zwar nur noch bedingt zum Einsatz, was aber nichts daran ändert, dass so halt der berüchtigte Korkton entstehen kann. Zum anderen können aber auch durch Waldbrände ähnliche chemische Verbindungen entstehen, die dann TCA in die Rinde der Korkeiche bringen. Solche großen Flächenbrände kommen auf der Iberischen Halbinsel leider regelmäßig vor.
Es kommen aber noch zwei weitere Quellen für einen Korkton infrage. Bis in die 1990er-Jahre bleichten Verschlusshersteller Weinkorken mit Chlor. Danach wechselte man zwar großflächig auf Wasserstoffperoxid, aber die Zahl der fehlerhaften Korken ging nicht zurück, da auch hier ähnliche chemische Verbindungen entstehen. Erst weitere Hightech-Verfahren und Kunstkorken sorgten dafür, dass die Zahl der korkenden Weine zurückging.