Wer hätte zu Hochzeiten der schweren Barrique-Chardonnays geahnt, welche Zukunft dem leichtgewichtigen Prosecco bevorsteht. Die ganz großen Tage der kaltfruchtigen Weine könnten also gezählt sein. Erste Glera-Pflanzungen wurden auf den Pazifik-Inseln schon gesichtet.
Andere Unsicherheitsfaktoren sind Klimaschwankungen, vom Rekordjahr 2014 auf 2015 fiel die Erntemenge um ein Drittel. Schäden und Verluste durch Erdbeben sind bei Pazifik-Anrainern eine Art Alltagsrisiko, auch wenn das Beben von Christchruch 2012 glimpflich für die Weinbaubetriebe ausging. Allein Auckland steht auf fünfzig Vulkanen, von denen einige jederzeit wieder ausbrechen können. Die hohe Exportquote macht die Branche von politischen Ereignissen wie Banken- und Chinakrise abhängig.
Während die Anbaufläche weltweit und besonders in Europa rückläufig ist und der globale Konsum etwa gleich bleibt, pflanzen neuseeländische Winzer eifrig neu. Mit Neuseelands Marktposition dürfte das exportmäßig in Ordnung gehen. Doch in einer Region wie Marlborough könnten schon in einigen Jahren die Flächen ausgehen. Chinesen kaufen auch hier.
„Wir werden nie zu den ganz Großen gehören“, so Gregan. Deshalb will man natürlich zu den gesuchtesten gehören. Die Aussicht ist zwar für jeden Produzenten charmant. Aber jeder Kaufmann weiß auch, dass in Krisenzeiten zuerst an den Artikeln gespart wird, die teuer und nicht unerlässlich sind.
Eine andere politische Entwicklung, die in weiten Teilen der Welt eher Nervosität auslöst, könnte ausgerechnet den hochpreisigen Weinen gut bekommen. Großbritannien ist der Importmarkt mit den zweithöchsten Flaschenpreisen hinter den USA. Durch den Brexit verteuern sich EU-Weine, die 55 Prozent des Markts ausmachen. Da könnte Neuseeland zur erschwinglichen Alternative werden.
Matthias Stelzig