Alte Rote neu entdeckt
Die Ergebnisse sind in Zeiten des Klimawandels besonders bei den Roten ermutigend, weil sie spät reifen und mäßig Alkohol produzieren. Chacolis, genetisch ein Cousin von Cabernet Franc, wird unter Enthusiasten schon als dessen Nachfolger gehandelt. Dubosc erhielt seinen Namen zu Ehren des großen Ampelographen und weil man ihn botanisch nur entfernt mit Tannat in Verbindung bringen konnte. Seine Tannine sind aber relativ weich.
Von Tardif – „tardif“ bedeutet spät –, standen im Pédebernarde gerade noch zwei Rebstöcke. Auf der Sorte, die 2017 als erste wieder ins französische Sortenverzeichnis aufgenommen wurde, liegen heute große Hoffnungen. Er enthält große Mengen Rotundon, ein Aromastoff, der sowohl im Syrah als auch im Pfeffer und anderen Gewürzen vorkommt. „Die delikate Pfeffernote“, plant Raymond, „könnte sich hervorragend in einer roten Cuvée machen“. 3000 Stöcke sind gepflanzt, „bis zu Vermarktung“, erklärt Bourdet-Pees, „werden aber noch ein paar Jahre vergehen“.
Beim Manseng noir, einem Cousin des Tannat, lief eine erste Cuvée mit Merlot sehr gut an. Deshalb wird eifrig nachgepflanzt und der weltweit einzige reinsortige Manseng noir ausgesprochen als leicht kühler Sommerwein vermarktet. Neben runde Tannine treten Noten von Pfeffer, Oliven und dunklen Beeren.
Ein Ticket auf die Zukunft
Noch schwingt in Bourdet-Pees’ Motto „fast vergessene Reben werden die Sorten der Zukunft“, ein bisschen Zweckoptimismus mit. Tannat, die Sorte des Madiran mit dem Alleinstellungsmerkmal des höchsten Gehalts an Tannin und damit an gesunden Antioxidantien, wurde für den daraus folgenden positiven Effekt auf die Herzgesundheit in den Medien gefeiert.
In der Praxis vergehen logischerweise Jahre bis zur Trinkreife, in denen die Gerbstoffe nicht weniger werden. Von Kalkböden über das Ausschneiden der ungleichmäßig reifenden Trauben, die optimale Tanninreife bis zu Mikro-Oxidation reichen die Kunstgriffe. Sie wirken, aber am Ende hat man trotzdem meist einen tanninstarken Tropfen im Glas.
Der große Durchbruch lässt also noch auf sich warten. „Es gibt unglaublich viele gute Gründe Tannat nicht anzubauen“, sagt Bourdet-Pees. „Merlot ist so viel einfacher. Aber das wäre dann nur noch einer mehr. Ich hoffe, wir verdienen bald gutes Geld mit Tannat.“