Wasserfälle und Mondlandschaften
Ein Lichtblick ist der Wein-Tourismus, den der Staat seit einiger Zeit fördert. Das meistbesuchte Land Südamerikas hat von der Iguaçu-Fällen über die Mondlandschaften des Aconcagua, bis zu den endlosen Steppen Patagoniens Naturwunder zu bieten. Städte wie Salta und Mendoza sind eine Reise Wert. Buenos Aires spielt noch eine Liga darüber. Auch viele Weingüter sind auf Besucher eingestellt. Neben atemberaubenden Anden-Ansichten genießen Touristen extrem hohe Kaufkraft.
Und trotz aller Widrigkeiten ist die Branche in einem hervorragenden Zustand. Die Ausfuhr von Malbec zum Beispiel, der inklusive Cuvées 65 Prozent aller Exporte ausmacht, stieg zw 2004 und 2017 um 455 Prozent im Volumen und 815 Prozent im Wert. Von 800 Millionen US-Dollar, die Argentinien 2017 mit Weinexporten einnahm, entfielen 500 Millionen US-Dollar auf Malbec.
Die Nationalrebe kennen Weinliebhaber rund um den Erdball. Weine wie „Cot“ aus Cahors, woher der Malbec stammt, dagegen sind etwas für Liebhaber unbekannter Herkünfte. Die großen Markteilnehmer sind auf dem Stand der Technik und haben Kapital, um Investitionen anzuschieben. Deshalb muss Malbec auch nicht die einzige argentinische Rebsorte bleiben.
Torrontés, Bonarda, Tempranillo – mehr von allem
Ob Pinot Noir oder Syrah, Torrontés oder Bonarda, sogar Tempranillo oder Sangiovese könnten in Argentinien Karriere machen. Das gilt auch für Herkünfte wie Chubut und Pedernal Valley oder Los Indios und El Cepillo, nahe Altamira, und noch eine ganze Reihe mehr. Mit Hilfe der landwirtschaftlichen Universitäten werden mehr und mehr kleine Terroirs wissenschaftlich erforscht und benannt. Wer einen Wein sucht, der zum Steak mit scharfer Chimichurri-Sauce passt, war in Argentinien lange Zeit gut bedient und findet noch immer, was sucht. Einige dieser Weingüter mit den üppig-rustikalen Tropfen sind aber vom Markt verschwunden. Vor allem die unteren Preissegmente geraten leicht unter Druck.
„Aber unsere Winzer gehen neue Wege“, lobt Mario Giordano, „sie definieren den Weinbau neu“. Aus dem Mund des Generaldirektors von Wines of Argentina war genau dieser geschliffene Gemeinplatz zu erwarten. Dabei hat er Recht. Viele Produzenten haben ganz einfach verstanden, wohin die Reise geht. Weine mit Terroir- und Herkunftscharakter, autochthone und gut angepasste Qualitätsrebsorten, so bekommt man einen Platz im Wein-Olymp. Wenn es so weiter geht, endet die Reise genau da.
Matthias Stelzig