Sie sind aus dem internationalen Weinfachhandel nicht mehr wegzudenken: Bordeaux-Blends. Also Weine, die den Weinen aus dem Bordelais nachempfunden sind. Nur, dass inzwischen jedes Land seine ganz eigene Stilisitik herausgearbeitet hat. Aber sind diese Weine tatsächlich ein Verkaufsgarant?
Was für das französische Bordeaux seit dem 17. Jahrhundert typisch ist, haben viele andere Weinländer erst gut 300 Jahre später für sich entdeckt. Nämlich mehrere Rebsorten für eine Cuvée zu assemblieren, um so einen einzigartigen Geschmack zu erzeugen. Dabei haben die Winzer im Bordeaux doch eigentlich nur aus der Not eine Tugend gemacht. Jedenfalls am Anfang. Denn im 17. Jahrhundert war die Assemblage so etwas wie eine wirtschaftliche Lebensversicherung. Nicht immer reiften alle Traubensorten zuverlässig aus. Oder aber Hagel und Frost machten hier und da die Ernte eines ganzen Weinbergs zunichte. Deswegen war es eben sinnvoll, dass die Weingärten nicht zusammenhingen. Und dass man auch unterschiedliche Rebsorten pflanzte. War die Qualität einer Traube in einem Jahr nicht ganz so gut, konnte man mit einer anderen Rebsorte, die sich toll entwickelt hatte, in der Cuvée den Geschmack ausgleichen. Oder halt von einer Traube mehr in die Cuvée einfließen lassen, wenn es von anderen aufgrund von Hagel oder Frost nicht ganz so viel gab. Das war damals ein echt cleverer wirtschaftlicher Ansatz.
Mit der Entwicklung des Fassausbaus und der Flaschenabfüllung im 18. und 19. Jahrhundert nahmen die Bordeaux-Winzer die Kunst der Assemblage zudem gezielt ins Auge. Was zu noch komplexeren Gewächsen führte. Die Bordeaux-Blend mit ihren typischen Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, Petit Verdot und Malbec bei den Rotweinen und Sauvignon Blanc, Sémillion und Muscadelle bei den Weißweinen ward geboren. Allerdings blieb die Eigenart, mehrere Rebsorten miteinander zu verschneiden, tatsächlich lange Zeit im Bordeaux. Erst als die Weine des französischen Anbaugebiets auch international von sich Reden machten, wurden auch Winzer anderer Länder auf eben diese Kunst der Assemblage aufmerksam und begannen, diese für ihre eigenen Weine zu nutzen.