Das benachbarte
Württemberg ist mit 70 Prozent Rotwein-Anteil das einzige deutsche Weingebiet, in dem die Roten überwiegen. Platzhirsch ist der eher leichte Trollinger als Bestandteil der Alltagskultur. Auf Spätburgunder entfallen noch immer elf Prozent. Viele Winzer legen jedoch mit ihren Qualitäten zu. Einen ähnlich hohen Spätburgunder-Anteil hat das
Rheingau (12,2%), nur unter entgegengesetzten Vorzeichen. Die Region ist zu 85 Prozent mit Weißwein bestockt. Vor allem in dem Ort Assmannshausen und seinen Schieferhängen gibt es erstklassige Terroirs für den Pinot. Namen wie Breuer, Kühn, Leitz und Weil stehen für Spitzenweine.
Das große Anbaugebiet
Rheinhessen hat zwar bundesweit die drittgrößte Anbaufläche für Spätburgunder (1400 Hektar). Doch auf der regionalen Rangliste rangiert er nur auf Platz sechs hinter Dornfelder und Portugieser, die einfacher im Anbau und höher im Ertrag sind. Rheinhessen gilt schon seit einiger Zeit als Deutschlands dynamischste Region, und es gibt genügend Winzer, die sehr gute Weine aus der Sorte machen, allen voran Klaus Keller. Junior-Chef Klaus Peter Keller hat in der Bourgogne gelernt und seine Weine von den elterlichen Muschelkalkhängen stehen für angewandtes Wissen.
In der weißweindominierten Region
Pfalz sieht es mit sieben Prozent Spätburgunder nicht viel anders aus. Andererseits sitzen hier einige Pioniere wie Knipser, Kuhn und Friedrich Becker. Sie verabschiedeten sich teils schon in den siebziger Jahren von den damals mächtigen Genossenschaften, weil sie daran glaubten, dass ihre Kalk-Lehmböden zu mehr taugen. Die sonnenverwöhnte Region, wo viele Winzer ein Feigenbäumchen auf dem Hof haben, konzentriert sich schon lange auf Rotweine. Spitzenerzeugnisse aus Spätburgunder haben eine gewisse Tradition, müssen sich aber gegen Dornfelder, Cabernet Sauvignon, Merlot und Sankt Laurent durchsetzen.
In fast allen anderen
Anbaugebieten taucht der Spätburgunder in der
Statistik erst weiter hinten auf und spielt mengenmäßig eine geringe Rolle. Dabei stechen immer wieder Einzelwinzer heraus, wie etwa Paul Fürst aus Franken. Auch er zählt seit den 1980er Jahren zur Avantgarde und hat den Talkessel Centgrafenberg mit seinen verwitterten Buntsandsteinböden zu einem der allerbesten Terroirs in Deutschland gemacht. Kollegen wie Markus Molitor von der Mosel entschieden sich zwar später für die Rebsorte, stellten aber bald beachtliche Weine vor.
Bleibt noch die
Ahr, eins der nördlichsten Weinanbaugebiete der Welt und die bedeutendste Region für hochwertige Spätburgunder, obwohl das Mini-Anbaugebiet nicht mal ein halbes Prozent zur deutschen Weinernte beisteuert. Die Ahr bahnt sich ihren Weg durch Grauwacke, Schiefer, Lösslehm und Dolomit. Wind- und regengeschützte Täler, Wärme reflektierende dunkle Steinböden und die ausgleichende Wirkung des Flusslaufs sorgen für ein deutlich besseres Klima als im Umland. An jeder Flussschleife entsteht ein kleiner Wärmekessel. Betriebe wie Meyer Näkel, J. J. Adeneuer, Deutzerhof und Jean Stodden gehören mit ihren komplex-mineralischen Weinen zur absoluten Spitze.