Alkoholfreie Weine sollen auf den Vormarsch sein, haben im Weinfachhandel aber immer noch einen schweren Stand. Anders sieht es da schon beim alkoholfreien Schaumwein aus. Dieser verkauft sich bereits jetzt schon gut. Aus Gründen. Gehen wir mal ein wenig in die Tiefe.
Wenn es ein Land gibt, das für Schaumweinkonsum steht, dann ist es ohne Zweifel Deutschland. Keine andere Nation hat einen derart hohen Schaumweinverbrauch. Tatsächlich konsumieren die Deutschen jährlich 310 Millionen Liter Sekt, Champagner, Prosecco und Co. Das jedenfalls sagen die Auswertungen des Schweizer Informationszentrum Wein InfoVin. Frankreich und Russland teilen sich mit je 210 Millionen Litern den zweiten Platz. Erst danach kommen die Vereinigten Staaten mit 170 Millionen Litern auf dem vierten Platz.
Diese Zahlen müssen wir einfach vorausschicken, um zu erklären, warum alkoholfreier Schaumwein vor allem in Deutschland eine große Akzeptanz unter den Konsumentinnen und Konsumenten findet. Denn laut Deutschem Weininstitut (DWI) haben alkoholfreie Schaumweine einen Marktanteil von fünf Prozent. Nur zum Vergleich: Der Marktanteil alkoholfreier Weine liegt in Deutschland noch unter einem Prozent. Dieser doch recht krasse Unterschied liegt vor allem darin begründet, dass 53 Prozent der Deutschen wissen, dass es alkoholfreie Schaumweine gibt. Bei alkoholfreiem Weißwein sind es 15 Prozent, zwölf Prozent bei alkoholfreiem Rotwein - und lediglich neun Prozent bei entalkoholisierten Roséweinen. Auch als alkoholfreie Alternative steht Schaumwein also recht gut da.
Gute Aussichten für alkoholfreie Weine und Schaumweine
Wobei sich nicht nur für deutsche Händlerinnen und Händler alkoholfreie Schaumweine lohnen. Schließlich prognostiziert das Datenforschungsunternehmen International Wine and Spirits Record (IWSR) für alkoholfreie Weine und Schaumweine ein Wachstum von vier Prozent bis zum Jahr 2027. Weltweit, wohlgemerkt. Wobei das das durchschnittliche Wachstum ist, das von Land zu Land selbstverständlich variiert. So sieht das IWSR in Deutschland lediglich zwei Prozent Wachstum, während es für Japan vier Prozent prognostiziert.
Das ist nicht weiter verwunderlich, denn vor allem alkoholfreie Schaumweine haben es in Deutschland bereits jetzt schon recht einfach. Was nicht zuletzt an der nationalen Sektproduktion liegt. Große kommerzielle Schaumweinproduzenten bieten ebenso eine breite Range an alkoholfreien Sekten an wie kleine Schaumweinmanufakturen.
Wie alkoholfreier Schaumwein entsteht
Dass vor allem der deutsche Sekt in der alkoholfreien Variante brilliert, ist eigentlich eine logische Konsequenz, wenn man sich die Herstellung alkoholfreier Schaumweine anschaut. Denn schließlich wird nicht der fertige Sekt entalkoholisiert, sondern die dafür verwendeten Grundweine, aus denen dann später der Schaumwein entstehen soll. Hierfür kommen inzwischen drei unterschiedliche Methoden zum Einsatz.
Da wäre zum Beispiel die Umkehrosmose, bei der ein technisches Verfahren den Alkohol vom Wein trennt. Diese Methode ist sehr aufwendig und teuer. Bei der Vakuumverdampfung wiederum erzeugt die Winzerin oder der Winzer ein Vakuum im Tank und erhitzt den Grundwein dann auf 30 bis 35 °C. Durch das Vakuum verflüchtigt sich der Alkohol bereits bei diesen niedrigen Temperaturen. Dieses Verfahren schont die Aromen und ist bei der Entalkoholisierung besonders gängig. Inzwischen gibt es zudem mit der Spinning-Cone-Technologie ein Verfahren, das nach dem identischen Prinzip wie die Vakuumverdampfung arbeitet, dabei aber noch schonender mit den Aromen umgeht, sodass diese fast gänzlich erhalten bleiben.