"Fair labour practice" - ein neues Siegel
So wie Südafrika 2010 bereits mit einem Siegel für umweltschonende Weinproduktion voran gegangen ist und auch beim Fair Trade Akzente gesetzt hat, steht jetzt als dritter Schritt das Thema Ethik auf der Agenda. Seit Mai 2012 gibt es unter dem Motto „Fair labour practice“ ein neues Siegel, das künftig allen Landarbeitern Standards garantieren soll, wie sie in Europa üblich sind – aber auf anderen Kontinenten nicht unbedingt. Knapp 100 Kellereien und Produktionsbetriebe sind bereits akkreditiert, ihre Zahl wächst rasant. Ehrgeiziges Ziel von „Wieta“-Geschäftsführerin Linda Lipparoni: „Bis 2013 wollen wir ein Viertel aller bei uns erzeugten Weine zertifiziert haben.“
Am Ende soll dann in ein paar Jahren ein Siegel stehen, das von der gesamten südafrikanischen Weinindustrie getragen wird und weltweit als Vorbild für nachhaltige, faire und ethisch korrekte Rebensaft-Produktion gelten kann. Bei der Initiative mit im Boot sind neben der Regierung des Western Cape der Weinbauverband VinPro, die Marketingorganisation Wines of South Africa (Wosa), die South African Liquor Board Association (Salba), das „Women on Farms“-Project und die Gewerkschaft Sekhula Sonke. Faire Arbeitsbedingungen sind die eine Seite der Medaille, aber in Südafrika hat man natürlich auch begriffen, dass ein „sauberes“ Image im weltweiten Wettstreit um die Konsumenten sehr hilfreich ist. VinPro-Direktor Rico Basson: „Die Leute haben ein Recht darauf zu wissen, dass ihr Wein mit Respekt vor der Umwelt und den Menschen, die das Land bearbeiten, erzeugt worden ist.“
Auch für Diale Rangaka ist Respekt ein Schlüsselwort zur Zukunft Südafrikas . Dies gelte für beide Seiten. „Viele von uns Schwarzen müssen noch sehr viel über Wirtschaft lernen, um zu verstehen, wie der Kapitalismus funktioniert“, stellt der 59jährige fest, „aber dann sollte man uns auch gleichberechtigt behandeln“. Der Professor aus Soweto („Wir verkaufen Wein, nicht Schwarzheit in Flaschen“) hat gezeigt, wie’s geht. Seine Kreszenzen werden nach Deutschland, England, Nigeria, Kenia und bis in die USA exportiert - wegen ihrer Qualität. Die Düsseldorfer ProWein als weltweit wichtigste Handelsmesse gehört aus gutem Grund zu den festen Terminen im Kalender von Diale Rangaka: „Wir haben schon viermal teilgenommen dort. Das lohnt sich.“
Thomas Brandl